Schwabmünchner Allgemeine

Musik, die Grenzen übersteigt

Festival der Kulturen am Wochenende

- VON MIRIAM ZISSLER

Girisha Fernando, der künstleris­che Leiter des Festivals der Kulturen, hat in diesem Jahr den Augsburger Poppreis „Roy“in der Kategorie Lebenswerk erhalten. Zweifelsoh­ne wurde damit auch seine Art zu arbeiten ausgezeich­net – interdiszi­plinär, grenzübers­chreitend und offen für alle Szenen. Das ist bei dem Programm der Langen Brechtnach­t so, das ist beim Festival der Kulturen nicht anders. „Für mich ist das Kunst, die etwas zu sagen hat, substanzie­ll ist. Die Brücken schlägt, sowohl zum Publikum, wie auch zwischen den verschiede­nen Genres“, sagt der Augsburger Künstler.

Das Weltmusikf­estival, das in das kulturelle Programm zum Friedensfe­st eingebette­t ist, schlägt solche Brücken. Am Freitag, 26. Juli, um 20.30 Uhr, etwa mit der Polin Karolina Cicha und dem Streichere­nsemble der Augsburger Philharmon­iker. Die Musikerin ist seit Tagen in der Stadt und erarbeitet sich ihre Musik mit dem Streichere­nsemble neu – die Arrangemen­ts liefert dafür der Augsburger Jazzmusike­r Tom Jahn. Girisha Fernando: „Karolina Cicha ist eine spannende Künstlerin, die die verschiede­nen Musikkultu­ren, die es in Polen gibt, entweder neu interpreti­ert oder in ihren eigenen Songs aufgreift.“

„Freiheit“ist das diesjährig­e Thema des Rahmenprog­ramms zum Friedensfe­st. Girisha Fernando muss es nicht eigens aufgreifen, Freiheit, Frieden, Heimat, Grenzen sind per se Themen, die von den Weltmusike­rn aufgegriff­en werden – etwa von der Band „Sofiane Saïdi & Mazalda“, deren Musiker aus Algerien und Frankreich stammen und am Freitag um 22.30 Uhr im Annahof

auftreten. Der Raï stieg in den 1980er-Jahren zur bedeutends­ten algerische­n Popmusik auf und fand auch internatio­nal weite Beachtung. Doch innerhalb ihres Landes stießen die Musiker auf immer größere Probleme. Aufgrund des rebellisch­en Charakters wurde sie von Machthaber­n auch immer wieder verboten. Viele Künstler gingen bereits ab 1990 ins Exil nach Frankreich, da der islamistis­che Druck zu stark war. Auch Sofiane Saïdi siedelte in den 90er Jahren nach Paris um. Die Musik der Band wird ins Ohr gehen, verspricht Girisha Fernando: „Es ist eine ausdruckss­tarke, leidenscha­ftliche Musik, die sehr tanzbar ist.“

Neben der intensiven, treibenden Musik von B.C.U.C aus Südafrika (Samstag, 20.30 Uhr) wird aber auch die Bhangra-Brass-Band „Red Baraat“aus USA und Indien (Samstag, 22 Uhr) für Stimmung sorgen. „In Indien gibt es viele Blaskapell­en. Das vermutet man nicht, aber das geht zurück auf die britische Kolonialge­schichte. Die Inder haben allerdings ihr eigenes Ding daraus gemacht.“Das Festival der Kulturen blickt aber nicht nur in die Welt, sondern integriert auch die lokalen Künstler und Communitys. Die Band „MHA“tritt am Freitag um 18.30 Uhr auf der Bühne im Stadtmarkt auf. MHA steht für Migrations­hintergrun­d Augsburg. Denn die Wurzeln der Mitglieder stammen aus Syrien, Italien und Deutschlan­d – zueinander­gefunden haben sie aber bei Jam-Sessions im Café Neruda.

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Karolina Cicha tritt am Freitag beim Festival der Kulturen auf. Foto: Rafal Maslow

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