Schwabmünchner Allgemeine

Sind die fetten Jahre für Augsburg vorbei?

Kommunalpo­litik Die Luft für neue Investitio­nen dürfte knapper werden, denn bei der Gewerbeste­uer zeichnet sich ein deutlicher Einbruch ab. Noch gibt es keine Streichlis­te für Projekte, doch Kämmerin Weber wird wohl reagieren müssen

- VON STEFAN KROG

Die Stadt Augsburg rechnet im laufenden Jahr mit einem Einbruch bei der Gewerbeste­uer. Gehe man von der Lage zum Ende des ersten Halbjahrs aus, kommt das Kämmereiun­d Steueramt für 2019 auf ein Minus von rund 15 Millionen Euro. Finanzbürg­ermeister Eva Weber (CSU) betont, dass es sich um „kein Drama“handle, was das laufende Jahr betrifft. Man werde wohl einen ausgeglich­enen Haushalt für 2019 hinbekomme­n. Für 2020 seien aber möglicherw­eise Einschnitt­e im Investitio­nsprogramm nötig.

Angesichts eines Gesamtvolu­mens von über einer Milliarde Euro beim städtische­n Haushalt wirken die 15 Millionen eher läppisch, doch das täuscht. Ein Großteil des Haushalts fließt in laufende Ausgaben, etwa ins Personal – Sparen ist hier schwierig bis nicht möglich. Wenn man genauer hinschaut, sind 15 Millionen Euro ein namhafter Betrag – die langjährig­e Durchschni­ttshöhe von Investitio­nen in Augsburg liegt bei etwa 60 Millionen Euro. Die Jahre 2019/20 sind mit jeweils 140 Millionen Euro Investitio­nen eine Ausnahme, weil Theater- und Schulsanie­rungen ins Geld gehen.

Eine Streichlis­te für 2020 hat Weber noch nicht erarbeitet. Man wolle abwarten, wie sich das schwierig vorhersagb­are Thema Gewerbeste­uer entwickelt. „Aber wenn es so weitergeht, wird man Prioritäte­n setzen müssen“, so Weber. „Wir werden keine bestehende­n Baustellen liegen lassen, weil dies das Teuerste ist, was man machen kann. Und die Schulsanie­rungen haben weiterhin Priorität“, so Weber.

Insofern sind Spielräume zum Sparen begrenzt. Für den Umbau der Fuggerstra­ße zum Boulevard sind für 2020 etwa zwei Millionen Euro in den Hauhalt eingestell­t – das Projekt könnte wieder einmal nach hinten gestellt werden. Bei anderen Themen – etwa der Sanierung der Kanustreck­e am Eiskanal – sitzt der Stadt der Termin der Kanu-WM im Nacken. Hinzu kommt, dass die Stadt auch Geld für die Schuldenti­lgung ausgeben muss. Nachdem Augsburg Ende 2018 mit 421 Millionen Euro einen Rekordschu­ldenstand erreicht hatte, wird der Schuldenst­and Ende 2020 bei 406 Millionen liegen. Auch in den kommenden Jahren wird ein Teil der Einnahmen für die Schuldenti­lgung verwendet werden müssen. Die Stadt hatte sich für Theater- und Schulsanie­rung in die Schulden gestürzt, um ihre Eigenantei­le zu den Förderante­ilen des Landes stemmen zu können.

Insgesamt betont Weber, handle es sich bei dem Gewerbeste­uer-Einbruch um kein Augsburger Problem. Auch in anderen Städten sei ein deutlicher Rückgang der Gewerbeste­uer absehbar. Man habe schon für 2019 nicht mehr mit den Einnahmen des Jahres 2018 (knapp 200 Millionen Euro) kalkuliert,

Augsburg muss mit sinkenden Einnahmen rechnen. weil eine Eintrübung der Konjunktur am Horizont erkennbar war, so Weber. Das Ausmaß der Eintrübung sei aber überrasche­nd.

Im Finanzauss­chuss des Stadtrats, wo das Thema zur Sprache kam, fand zunächst keine größere Aussprache statt. SPD-Stadtrat Christian Moravcik sagte, dass der wahrschein­liche Einnahmena­usfall für 2019 möglicherw­eise der Beginn einer Entwicklun­g sei: „Die Wirtschaft hüstelt noch nicht mal und denkt allenfalls an eine Erkältung, und schon schlägt es bei uns durch.“

In den vergangene­n Jahren sah es finanziell für die Stadt relativ gut aus, nachdem Einnahmen aus den Steuern aufgrund der guten Konjunktur im Vergleich reichlich flossen. Dies betraf auch den Anteil an der Einkommens­steuer, der der Stadt zusteht. Neben den Zuweisunge­n vom Freistaat sind diese beiden Steuerarte­n die wichtigste Einnahmequ­elle der Stadt. Zum Vergleich: Während zuletzt zwischen 190 und 200 Millionen Euro Gewerbeste­uer flossen, waren es zu Zeiten der Finanzkris­e vor zehn Jahren mitunter nur gut 100 Millionen Euro.

Für das Jahr 2019 will Weber einen Haushalt hinbekomme­n, indem sie auf eine Rücklage von 13 Millionen Euro zurückgrei­ft. Zusätzlich zu den erwarteten Mindereinn­ahmen bei der Gewerbeste­uer kommen aber noch ungeplante Mehrausgab­en beim Jugendamt aufgrund des Ausbaus von Kita-Plätzen sowie in der Bauverwalt­ung. Aufgrund von Personalma­ngel wird es nicht gelingen, die Erschließu­ngsbeiträg­e für mehrere begonnene Straßen rechtzeiti­g abzurechne­n. Das Problem mit einer Änderung des Abgabenges­etzes haben viele Kommunen. Für Augsburg ist für 2019/20 aktuell mit knapp fünf Millionen Euro Wenigerein­nahmen auszugehen. Allerdings, so Weber, tue sich an anderen Stellen im Haushalt auch immer wieder etwas, sodass sie zuversicht­lich sei. Es sei aber ein „wichtiges politische­s Zeichen“, das Jahr 2019 ausgeglich­en abzuschlie­ßen.

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