Sie bringen die Energie der Zukunft auf die Spur
Energie Das Neusässer Unternehmen Steinbacher entwickelt ein Programm, mit dem Solarstrom besser gesteuert werden kann. Für das millionenschwere Projekt gibt es jetzt viel Geld vom Freistaat. Wie es funktioniert
Zusmarshausen Noch sind Elektroautos für die meisten Zukunftsmusik. Auch für Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Privat fährt er einen Benziner, gibt er zu. „Noch.“Beruflich immerhin einen hybriden BMW. Dabei dreht sich bei seinem Besuch im Landkreis alles um die neue Stromtankstelle und die Energie der Zukunft. Hier, beim Zusmarshauser Automobilzulieferer Sortimo, soll nicht weniger als die Fabrik der Zukunft entstehen.
Dafür hat Aiwanger eine Menge Geld mitgebracht. Mit rund 1,5 Millionen Euro bezuschusst die Staatsregierung ein neues Computerprogramm. Entwickeln soll es das Neusässer Unternehmen Steinbacher-Consult gemeinsam mit mehreren Fraunhofer-Instituten. Weil das Programm offen gestaltet wird, können später auch andere Betriebe profitieren. Das Ziel: Die künstliche Intelligenz soll Energie so steuern, dass möglichst wenig verloren geht. Bevorzugt erneuerbare Energie aus Solaranlagen.
Von dem Programm sollen dann Unternehmen in ganz Deutschland profitieren. Denn Jahr für Jahr gehe dem Staat Ökostrom im Wert von rund 600 Millionen Euro verloren, sagt Frank Steinbacher, einer der Entwickler. Das Problem: Noch kann Solarstrom nicht ausreichend und wirtschaftlich genug gespeichert werden. Deshalb soll das neue Programm die Energie dann bereitstellen, wenn sie auch verbraucht werden kann.
Konkret wird das bei Sortimo in Zusmarshausen. Hier, im geplanten Innovationspark, in dem täglich bis zu 4000 Elektroautos geladen werden sollen, soll die künstliche Intelligenz zunächst getestet werden. Wie sie arbeitet, zeigt ein Beispiel: Das Programm soll voraussagen können, wann ein Überschuss an Energie zu erwarten ist. Dann sollen Elektroautofahrer per App informiert werden, dass der Strom nun besonders günstig ist, erklärt Frank Steinbacher.
Gleichzeitig soll die Energie auch in der Produktion bei Sortimo vernetzt gesteuert werden. Langfristiges Ziel ist es, das Unternehmen autark, also ohne externen Stromanbieter zu betreiben.
Mitentwickelt wird das Programm von Prof. Hans Ulrich Buhl vom Fraunhofer Institut. Er sagt: „Es geht darum, jede Kilowattstunde zu verwenden – und zwar primär die vom Dach“, also Solarstrom. Das gelinge dem Programm mit der Zeit besser, da es stetig dazulernen soll. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto mehr könne es optimiert werden. Deshalb sei es wichtig, dass nach Sortimo weitere Betriebe folgen, die es nutzen.
Für Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ist das Programm etwas, „auf das die Energiewelt gewartet hat“. Das Thema Energie nehme mittlerweile einen beachtlichen Teil seiner Termine ein. Dabei gibt es die Pläne zum neuen Energieprogramm schon lange. Weshalb wird erst jetzt investiert? Zum einen sei die Energiewende lange keines der bestimmenden Themen gewesen, so Aiwanger. Außerdem habe man bisher „zu grob gedacht“.
Heute gehe es nicht mehr nur darum, große Ökostromprojekte zu fördern. Sondern auch darum, die vorhandene Energie sinnvoll zu nutzen. Parteikollege und Landtagsabgeordneter Fabian Mehring sprach von einem „kraftvollen Signal“. Damit sei das Bekenntnis verbunden, dass der Freistaat bei wichtigen Zukunftsthemen wie der Mobilität vermehrt auf die Region Augsburg setze. Und besonders auf dessen mittelständische Unternehmen.
Das dürfte Sortimo-Geschäftsführer Klaus Emler freuen. Ihm gehe es beim Innovationspark um „neue Ideen, Menschen mit Menschen zu verbinden“. Im kommenden Jahr sollen die ersten Elektroautos an der A 8 bei Zusmarshausen geladen werden können. Noch wisse man nicht, wie groß das Projekt werden soll.
„Es wird sich in der Zukunft weiterentwickeln“, sagt Emler. Insgesamt soll die Entwicklung der künstlichen Intelligenz über drei Millionen Euro kosten. Geld, das später durch sinnvolles Einsetzen der Energie eingespart werden könne, meint Frank Steinbacher. In Betrieb genommen werden soll es im kommenden Jahr zur Eröffnung des Innovationsparks.