Schwabmünchner Allgemeine

Sie bringen die Energie der Zukunft auf die Spur

Energie Das Neusässer Unternehme­n Steinbache­r entwickelt ein Programm, mit dem Solarstrom besser gesteuert werden kann. Für das millionens­chwere Projekt gibt es jetzt viel Geld vom Freistaat. Wie es funktionie­rt

- VON PHILIPP KINNE

Zusmarshau­sen Noch sind Elektroaut­os für die meisten Zukunftsmu­sik. Auch für Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger. Privat fährt er einen Benziner, gibt er zu. „Noch.“Beruflich immerhin einen hybriden BMW. Dabei dreht sich bei seinem Besuch im Landkreis alles um die neue Stromtanks­telle und die Energie der Zukunft. Hier, beim Zusmarshau­ser Automobilz­ulieferer Sortimo, soll nicht weniger als die Fabrik der Zukunft entstehen.

Dafür hat Aiwanger eine Menge Geld mitgebrach­t. Mit rund 1,5 Millionen Euro bezuschuss­t die Staatsregi­erung ein neues Computerpr­ogramm. Entwickeln soll es das Neusässer Unternehme­n Steinbache­r-Consult gemeinsam mit mehreren Fraunhofer-Instituten. Weil das Programm offen gestaltet wird, können später auch andere Betriebe profitiere­n. Das Ziel: Die künstliche Intelligen­z soll Energie so steuern, dass möglichst wenig verloren geht. Bevorzugt erneuerbar­e Energie aus Solaranlag­en.

Von dem Programm sollen dann Unternehme­n in ganz Deutschlan­d profitiere­n. Denn Jahr für Jahr gehe dem Staat Ökostrom im Wert von rund 600 Millionen Euro verloren, sagt Frank Steinbache­r, einer der Entwickler. Das Problem: Noch kann Solarstrom nicht ausreichen­d und wirtschaft­lich genug gespeicher­t werden. Deshalb soll das neue Programm die Energie dann bereitstel­len, wenn sie auch verbraucht werden kann.

Konkret wird das bei Sortimo in Zusmarshau­sen. Hier, im geplanten Innovation­spark, in dem täglich bis zu 4000 Elektroaut­os geladen werden sollen, soll die künstliche Intelligen­z zunächst getestet werden. Wie sie arbeitet, zeigt ein Beispiel: Das Programm soll voraussage­n können, wann ein Überschuss an Energie zu erwarten ist. Dann sollen Elektroaut­ofahrer per App informiert werden, dass der Strom nun besonders günstig ist, erklärt Frank Steinbache­r.

Gleichzeit­ig soll die Energie auch in der Produktion bei Sortimo vernetzt gesteuert werden. Langfristi­ges Ziel ist es, das Unternehme­n autark, also ohne externen Stromanbie­ter zu betreiben.

Mitentwick­elt wird das Programm von Prof. Hans Ulrich Buhl vom Fraunhofer Institut. Er sagt: „Es geht darum, jede Kilowattst­unde zu verwenden – und zwar primär die vom Dach“, also Solarstrom. Das gelinge dem Programm mit der Zeit besser, da es stetig dazulernen soll. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto mehr könne es optimiert werden. Deshalb sei es wichtig, dass nach Sortimo weitere Betriebe folgen, die es nutzen.

Für Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ist das Programm etwas, „auf das die Energiewel­t gewartet hat“. Das Thema Energie nehme mittlerwei­le einen beachtlich­en Teil seiner Termine ein. Dabei gibt es die Pläne zum neuen Energiepro­gramm schon lange. Weshalb wird erst jetzt investiert? Zum einen sei die Energiewen­de lange keines der bestimmend­en Themen gewesen, so Aiwanger. Außerdem habe man bisher „zu grob gedacht“.

Heute gehe es nicht mehr nur darum, große Ökostrompr­ojekte zu fördern. Sondern auch darum, die vorhandene Energie sinnvoll zu nutzen. Parteikoll­ege und Landtagsab­geordneter Fabian Mehring sprach von einem „kraftvolle­n Signal“. Damit sei das Bekenntnis verbunden, dass der Freistaat bei wichtigen Zukunftsth­emen wie der Mobilität vermehrt auf die Region Augsburg setze. Und besonders auf dessen mittelstän­dische Unternehme­n.

Das dürfte Sortimo-Geschäftsf­ührer Klaus Emler freuen. Ihm gehe es beim Innovation­spark um „neue Ideen, Menschen mit Menschen zu verbinden“. Im kommenden Jahr sollen die ersten Elektroaut­os an der A 8 bei Zusmarshau­sen geladen werden können. Noch wisse man nicht, wie groß das Projekt werden soll.

„Es wird sich in der Zukunft weiterentw­ickeln“, sagt Emler. Insgesamt soll die Entwicklun­g der künstliche­n Intelligen­z über drei Millionen Euro kosten. Geld, das später durch sinnvolles Einsetzen der Energie eingespart werden könne, meint Frank Steinbache­r. In Betrieb genommen werden soll es im kommenden Jahr zur Eröffnung des Innovation­sparks.

 ??  ?? Bei Sortimo soll eine künstliche Intelligen­z für Energieman­agement getestet werden. Wie das funktionie­rt, zeigen im Kleinen diese selbst fahrenden Autos. Die Demonstrat­ion verfolgen (vorn von links) Hubert Aiwanger, Fabian mehring, Carolina Trautner sowie (stehend) Hans Ulrich Buhl, Klaus Emler und Frank Steinbache­r. Fotos: Marcus Merk
Bei Sortimo soll eine künstliche Intelligen­z für Energieman­agement getestet werden. Wie das funktionie­rt, zeigen im Kleinen diese selbst fahrenden Autos. Die Demonstrat­ion verfolgen (vorn von links) Hubert Aiwanger, Fabian mehring, Carolina Trautner sowie (stehend) Hans Ulrich Buhl, Klaus Emler und Frank Steinbache­r. Fotos: Marcus Merk

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