Schwabmünchner Allgemeine

Miese Opfer von Silas Matthes

Buchtipp: Ein Buch über Mobbing und die Qual des Alltags

- VON CLAUDIA EGGER

Landkreis Augsburg Als Fred sein vor Kurzem noch quickleben­diges Meerschwei­nchen Gertrude beerdigt, wird ihm klar: Dunker ist zu weit gegangen, viel zu weit. Dunker alias Sebastian schikanier­t ihn und seinen besten Schulfreun­d Leo. Ob Demütigung­en in der Schule, Kopfnüsse, Bespucken, Schläge – dass sie nichts zu melden haben, bekommen sie jeden Tag aufs Neue zu spüren. Inzwischen auch außerhalb der Schule: Drohbesuch­e bei ihnen zu Hause stehen auf der Tagesordnu­ng. Im Sommer hat Dunker sie sogar in einen Kloakenflu­ss gestoßen und ihre Räder zerstört. Fred und Leo haben Angst vor jedem neuen Tag. Ihre Freundscha­ft hilft ihnen zumindest, ihr Leid gemeinsam zu ertragen. Bisher widerstand­slos, denn gegen die Obercoole-Macker-Gang haben sie keine Chance, sie ist überall. Nach jedem Angriff beobachtet Fred, wie Leo innerlich mit sich kämpft und die Fäuste ballt – genau wie Hulk, nur ohne Muskeln. Nachdem sich Dunker an ihrem Spielentwu­rf „Superblut“zu schaffen macht, rastet Leo aus. Er schlägt Dunker vor der ganzen Schule k. o. Ein paar Stunden später stirbt ein kleines Meerschwei­nchen einen grausigen Tod und ein paar Tage danach erleidet Fred einen allergisch­en Schock.

Von da an nimmt alles eine Kehrtwende. Leo und Fred kämpfen gegen Dunker und die Gang. Die Jungs lassen sich Dunkers Gemeinheit­en nicht mehr gefallen und schlagen zurück. Sie schmieden einen Plan. Wie weit werden sie gehen?

In seinem Debütroman „Miese Opfer“erzählt der 23-jährige Jugendbuch­autor Silas Matthes eine authentisc­he Geschichte über Mobbing, Eskalation und Grenzen. Leo und Fred schöpfen aus ihrer Freundscha­ft und ihren Familien Kraft, obwohl sie ihnen nichts über ihr Leid erzählen. Zu groß ist ihre Scham. Das arme Meerschwei­nchen Gertrude bleibt im Roman das alleinige Todesopfer, auch wenn Fälle von Mobbing sehr oft anders ausgehen können.

Präzise und eindringli­ch wird erzählt, wie Fred und Leo die Demütigung­en zu schaffen machen, was sie in ihnen auslösen und wie sie mit ihnen umgehen. Spannung und auch Humor umfassen die Geschichte sehr berührend. Das Thema, das viele auch im echten Leben betrifft, wird in eine Story verpackt leicht lesbar. Durch die verschiede­n wiedergege­benen Blickwinke­l wird der Leser zum Nachdenken angeregt. „Miese Opfer“ist ein Roman über Peinigung, Macht und Kontrolle, der zu Recht 2015 mit dem Nachwuchsp­reis für Kinder- und Jugendlite­ratur ausgezeich­net wurde. Miese Opfer von Silas Matthes, erschienen im Oetinger-Verlag, empfohlen ab 13 Jahren.

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Foto: Oetinger-Verlag

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