Ruckzuck, schon ist das Essen fertig
Ernährung Wer abends von der Arbeit nach Hause kommt, will in den seltensten Fällen noch stundenlang in der Küche stehen. Deshalb haben drei Köche sich Gedanken gemacht, wie sich beim Kochen Zeit sparen lässt. Ihre Tipps
Hamburg/Kempten Wer kennt das nicht? Nach anstrengenden Stunden in der Arbeit, soll ein Abendessen auf den Tisch, und zwar schnell und frisch und ohne noch lange einzukaufen. Was also tun? „Mit Bordmitteln arbeiten“, sagt Kochbuchautorin Anne-Katrin Weber. „Gut planen“, sagt Christian Henze, Fernsehkoch und Inhaber einer Kochschule. „Pragmatisch sein“, sagt Food-Bloggerin Emmi.
Gefüllte Käse-Schinken-Taschen, herzhafte Muffins mit Spinat und Räucherlachs – alle Rezepte der Food-Bloggerin Emmi zeichnen sich dadurch aus, dass sie schnell mit wenig Zutaten zubereitet werden. Anne-Katrin Weber und Christian Henze haben beide Kochbücher auf den Markt gebracht, die sich auf maximal fünf Zutaten beschränken. Webers Buch „Die vegetarische Fünf-Zutaten-Küche“kommt ohne Fleisch aus, Henze hat für seine „Feierabend-Blitzrezepte“viele seiner Lieblingsgerichte zusammengetragen. Das Credo aller: Schluss mit aufwendigen Zutaten, adieu aufwendiger Einkauf.
Ein paar Beispiele aus Webers Kochbuch: In 15 Minuten ist ein Couscous-Salat mit Fenchel und Minze zubereitet, für eine Süßkartoffelsuppe mit gerösteten Kichererbsen ist eine halbe Stunde einzuplanen, ebenso für Karotten-Zucchini-Nudeln mit Haselnusspesto. „Ich habe die Idee zum Buch entwickelt, weil ich sehe, dass viele Menschen kaum Zeit und Energie zum Einkaufen haben“, sagt Weber. Für sie ist nicht das Kochen der Punkt. „Deshalb habe ich Rezepte zusammengestellt, die mit wenig Lebensmitteln auskommen, aber trotzdem abwechslungsreich sind.“
persönlichen Vorlieben entsprechend, kombiniert sie Obst mit Gemüse und anderen Zutaten – Melone und Tofu etwa passen prima zusammen. Mit Obst könne man spielerische neue Aromen entdecken: „Kochen ist für mich immer auch wie eine kleine kulinarische Reise: Kombiniere ich Tomaten mit Pfirsichen, speise ich wie am Mittelmeer. Verwende ich Granatapfel, lässt der Orient grüßen.“
Webers Fünf-Zutaten-Kochideen wie auch Henzes Blitzrezepte setzen voraus, dass in der Küche Grundlebensmittel wie Essig, Öl,
Mehl, Zucker und Butter, Würziges (Gemüsebrühe, Senf und Sojasoße) sowie Zwiebel und Knoblauch vorhanden sind.
„Wenig Aufwand und reichlich Genuss ist kein Hexenwerk“, verspricht auch Christian Henze. Beim feierabendlichen Kochen soll kein Stress entstehen. „Dafür sind kurze Zutatenlisten, die man am besten in einem normalen Supermarkt mühelos finden kann, ein wichtiger Baustein“, betont er. Sein Tipp: Wer im Voraus plant, macht sich das Leben leichter. Sind etwa Tandoori-Paste und Kokosmilch bereits im VorratsIhren
regal vorhanden, müssen lediglich Hähnchenunterschenkel, Champignons und Zitronengras frisch besorgt werden. Das wird dann im Backofen gegart – neben 10 Minuten Zubereitungszeit sind 40 Minuten Backzeit einzuplanen, und fertig ist das Tandoori-Hähnchen.
Henze gibt zu bedenken, dass es nicht immer eine warme Mahlzeit sein muss. Seine „1001 Nacht“-Bowl mit Minze, Datteln und Feta ist in einer Viertelstunde fertig. Dazu wird Couscous in eine Schüssel gegeben, mit kochend heißem Wasser übergossen. Während er fünf Minuten quillt, werden Balsamico-Essig, Olivenöl und Minze vermengt, mit Zucker, Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Zum Couscous kommen Schafskäse, Datteln und Granatapfelkerne.
Überraschend auch sein Vorschlag für einen süßsauren WurstSalat: Fleischwurst, Fenchelknolle, eine rote Zwiebel und weiße Trauben plus Camembert entfalten sich in einem Dressing aus Pflanzenöl, weißem Balsamico-Essig und scharfen Senf.
Auch Food-Bloggerin Emmi mag es entspannt in der Küche. Denn wenn sie Hunger bekomme, verschlechtere sich ihre Laune rapide, verrät sie: „Das klassische Blutzuckerspiegel-Syndrom. Der Blutzucker rutscht in den Keller, und ich bin eine andere.“Da helfe nur, etwas Leckeres zu essen, und zwar schnell. Da die einfachsten Dinge meistens die besten sind, brauche es dafür nicht immer viel.
Sie setzt wie Fernsehkoch Henze auf eine durchdachte Vorratshaltung. Stehen Überraschungsgäste vor der Tür, kommen Klassiker auf den Tisch: „Für eine leckere Spaghetti Carbonara braucht es nur Nudeln, Eier, Käse und Speck. Oder für Bruschetta nur Tomaten, die sogar aus der Dose sein können, Kräuter, Knoblauch und Olivenöl.“Mit frischen Produkten, saisonalem Obst und Gemüse ist ambitioniertes Kochen auch auf die Schnelle möglich. „Quiches und Tartes, etwa mit Kirschtomaten und karamellisierten Zwiebeln, sind ruckzuck fertig“, sagt Emmi. Findet sie keine Zeit, einen Teig selbst zu machen, greift sie zu fertigem Blätterteig. Pragmatismus ist eines ihrer obersten Gebote. Katja Wallrafen, dpa