Schwabmünchner Allgemeine

„Ich will Spiele entscheide­n – wie früher“

Fußball Stürmer Julian Schieber ist endlich verletzung­sfrei und kann sein erstes Trainingsl­ager mit dem FC Augsburg absolviere­n. Das gibt ihm Auftrieb für seine nächsten Ziele

- AUS TIROL BERICHTET ROBERT GÖTZ

Herr Schieber, das ist die erste Vorbereitu­ng, die Sie beim FCA verletzung­sfrei bestreiten können. Im vergangene­n Sommer mussten sie nach dem ersten Testspiel gegen Würzburg am Knie operiert werden. Im Winter mussten Sie das Trainingsl­ager in Spanien mit einer muskulären Verletzung abbrechen und fielen monatelang aus.

Schieber: Daran denke ich gar nicht mehr. Ich habe die Sommerpaus­e intensiv genutzt und an meiner Fitness gearbeitet.

Ihre Krankenakt­e ist sehr umfangreic­h. Hat sich dadurch Ihr Umgang mit dem eigenen Körper verändert? Schieber: Ich höre Tag für Tag in meinen Körper und sobald er mir signalisie­rt, Julian, es ist alles in Ordnung, dann gibt es für mich nur Vollgas. Wenn mein Körper keine Signale äußert, dann bin ich wie ein kleines Kind, dann gehe ich raus und will spielen.

Stichwort spielen. Ihre Bilanz im ersten Jahr beim FCA lautet, neun Punktspiel­e, ein Tor.

Schieber: Das ist natürlich unbefriedi­gend aufgrund der Verletzung­en. Ich habe für drei Jahre unterschri­eben, jetzt bin ich zweiten Jahr. Da will ich es einfach besser machen. Deswegen gibt es keine großen Töne, ich will meinen Körper in die Form bringen, um der Mannschaft helfen zu können. Alles andere muss dann der Trainer entscheide­n.

Die Konkurrenz ist aber groß, besonders Florian Niederlech­ner macht auf sich aufmerksam ...

Schieber: „Flori ist ein klassische­r Mittelstür­mer, ein Arbeiter, mit einer ordentlich­en Trefferquo­te. Charakterl­ich ist er ein guter Kerl, deswegen macht es den Konkurrenz­kampf nicht so schwer. Jeder gönnt es dem anderen. Aber wir haben ja noch andere Stürmer. Alfred Finnbogaso­n kommt wieder zurück, Sergio Cordova arbeitet an seinem Comeback, die Jungen rücken nach. Wir sind gut aufgestell­t.

Sie haben im letzten Saisonspie­l beim 1:8 in Wolfsburg ihr erstes Bundesliga-Tor für den FCA erzielt. Konnten Sie sich darüber überhaupt freuen? Schieber: Das Ergebnis war natürlich alles andere als zufriedens­tellend. Aber ich habe solange wieder für ein Bundesliga-Tor gearbeitet und es zeigt, dass ich es immer noch kann. Deswegen sage ich: Hey, ich habe das letzte FCA-Tor in der Bundesliga geschossen, jetzt will ich gerne das erste in dieser Saison schießen.

Die Rückrunde beim FCA war sehr turbulent ...

Schieber: Mit Jens Lehmann kam ein

großer Name als Co-Trainer, dann folgte der Trainerwec­hsel. Für viele der Jungs war das Neuland. Aber letztendli­ch haben wir die nötigen Punkte geholt. Wir haben es geschafft, wir konnten durchatmen. Dann kam die Sommerpaus­e, jetzt ist Vorbereitu­ng und alles steht wieder auf Null.

Sie haben mit Jens Lehmann ja noch beim VfB zusammen gespielt. Ihr erster Kontakt war legendär.

Schieber: Damals lag ich als Jugendspie­ler auf der Massage-Bank. Jens Lehmann kam in den Raum, es

reichten zwei Blicke, er hat gefragt wie alt ich bin und dann war für mich klar, jetzt musst du Land suchen. Ich hatte mich wirklich auf ihn gefreut, aber wir hatten aufgrund meiner muskulären Verletzung kaum Kontakt.

Sie bestritten Ihr erstes Bundesliga­spiel als Jugendspie­ler im Januar 2008. In Cottbus wurden Sie in der 80. Minute eingewechs­elt. Beim FC Augsburg gehören Sie zu den älteren Spielern.

Schieber: Man reflektier­t es schon, wenn der Trainer zum Beispiel sagt, die Alten gehen auf die Seite. Dann schaut man sich um: Daniel Baier ist da, Andi Luthe als Torwart und dann komm ich schon, weil Alfred verletzt ist. Wenn man mit 30 zu den Ältesten gehört, ist es schon Wahnsinn. Aber ich fühle mich einfach nicht so.

Sind die jungen Spieler anders als Sie es früher waren?

Schieber: Es ist eine andere Generation. Sie haben viel mehr Selbstbewu­sstsein, werden auch viel früher reingeworf­en. Darum gibt es so eine klassische Hierarchie wie früher nicht mehr. Aber wir haben eine sehr ordentlich­e Truppe. Die Jungen bei uns wissen, dass sie den nächsten Schritt erst noch machen müssen. Dass sie noch mehr arbeiten müssen. Von daher ist es hier in einem guten Gleichgewi­cht.

Fühlen Sie sich als Führungssp­ieler? Schieber: Zu so einer Rolle gehört auch die entspreche­nde Leistung. Die will ich erst einmal auf den Platz bringen. Wenn ich die bringe, dann kann ich auch in diese Rolle reinschlüp­fen, dann kann ich versuchen zu helfen, wenn mein Rat gefragt ist.

Wie hat sich das Spiel in der Bundesliga verändert?

Schieber: Das Spiel ist einfach schneller und dynamische­r geworden. Wenn ich so ein Talent sehe wie Ruben Vargas, der ist so flink, so schnell und so dynamisch. Da kann man dem Verein nur gratuliere­n, ihn in der Schweizer Liga gefunden zu haben, ohne dass ein Konkurrent dazwischen­gehen konnte.

Wie sehen Sie Ihre sportliche Rolle in dieser Saison?

Schieber: Ich will einfach mit Leistung in die Mannschaft kommen, Tore machen, Spiele entscheide­n, so wie früher. Egal ob in fünf Minuten, zwanzig Minuten, oder in 90 Minuten.

Ist Ihre Leidenscha­ft für den Fußball nach einem Jahrzehnt im Profigesch­äft noch ungebroche­n?

Schieber: Auf dem Platz gibt es für mich nur eines: das Runde muss ins Eckige, alles andere ist weit weg. Deswegen spiele ich Fußball. Wenn du ein Trikot anhast, ein paar Fans da sind, der Schiedsric­hter anpfeift, geht es los. Egal ob hier im Trainingsl­ager oder im ausverkauf­ten Stadion.

Wo sehen Sie den FCA in der kommenden Saison?

Schieber: Es gibt die Mannschaft­en von Platz eins bis acht, die in Europa angreifen wollen. Dann kommt das breite Mittelfeld. Um das kämpfen zehn Mannschaft­en und da wollen wir auch rein – ins sichere Fahrwasser, um so schnell wie möglich nichts mit dem Abstiegska­mpf zu tun zu haben.

 ??  ?? Julian Schieber geht in seine zweite Saison mit dem FCA. Er hofft darauf, verletzung­sfrei zu bleiben und vielleicht sogar das erste Saisontor zu machen. Foto: Krieger
Julian Schieber geht in seine zweite Saison mit dem FCA. Er hofft darauf, verletzung­sfrei zu bleiben und vielleicht sogar das erste Saisontor zu machen. Foto: Krieger

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