Schwabmünchner Allgemeine

Wie Augsburger mit der Hitze umgehen

Hochsommer Es hat rund 34 Grad am Donnerstag­nachmittag. Die Hitze staut sich in der Innenstadt. Die Stimmung ist unter vielen Augsburger trotzdem gut. Manche reagieren humorvoll auf die hohen Temperatur­en – wie etwa die Polizei

- VON INA MARKS, MARCUS BÜRZLE, EVA MARIA KNAB UND LISA GILZ

Derzeit ist jeder zu beneiden, der freihat und sich ein schattiges Plätzchen an einem See oder im Garten suchen kann. Doch noch hat für viele die Urlaubszei­t nicht begonnen. Wir schauten uns um, wie die Augsburger mit der Hitze umgehen, und stellen dabei fest: Auch das Stimmungsb­arometer steigt.

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Echte Pizzabäcke­r lassen nichts anbrennen – auch nicht bei dieser Hitze. Im Gegenteil. Bruno da Ponte bleibt in seinem kleinen Straßenver­kauf am Moritzplat­z unter den Arkaden ziemlich cool. „Leute, es ist halt Sommer“, ruft er fröhlich, während ihm die Schweißper­len auf der Stirn stehen. Dabei könnte man ihn bedauern. Denn wenn er seine beiden Pizzaöfen öffnet, werde es in seinem kleinen Stand bis zu 60 Grad heiß, erzählt er. Gegen diese Hitzeschüb­e rennen die drei Ventilator­en am Boden vergeblich an. Bruno da Ponte nimmt es, wie es ist. Eines aber fällt ihm auf: „Nachmittag­s ist bei der Hitze ab 15 Uhr tote Hose. Dann sind alle beim Baden.“

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Die Hitze schlägt bei manchen auf die Küche. Resa Madonpour, der ein Café in der Welserpass­age betreibt, bietet bei über 30 Grad keine Crêpes an. „Sonst wird es bei mir über 50 Grad heiß.“Seine Kunden aber hätten dafür größtes Verständni­s. „Eis und Eiscafé wird in diesen Tagen sowieso mehr nachgefrag­t.“Bei der benachbart­en Bäckerei Wolf werden weniger Brezen mit Butter bestrichen als sonst. Selbige macht sich im Hochsommer nämlich gerne auf und davon. Wir können sie ein bisschen verstehen.

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„Ich habe eine Wassermelo­ne getragen.“Kurz fühlt man sich an diesen legendären Satz aus dem Filmklassi­ker „Dirty Dancing“erinnert, als zwei junge Frauen in Kleidern mit Wassermelo­nen in ihren Händen durch die Maximilian­straße laufen. Die 24-jährige Dilara Frech und ihre ein Jahr ältere Kollegin Lena Weiß haben sich die Früchte gerade vom Supermarkt geholt. „Die sind

für uns für die Mittagspau­se“, erzählen die Bankmitarb­eiterinnen gut gelaunt und verlassen die filmreife Szene.

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Die Hitzewelle bringt Augsburger Getränkehe­rsteller ins Schwitzen. In der Brauerei Riegele ist vor allem der Absatz von Mineralwas­ser und Spezi steil nach oben geschossen. Brauereich­ef Sebastian Priller erwartet im Juli eine Steigerung von 20 Prozent bei der hauseigene­n Marke Mozartquel­le. Der steigende Absatz sorgt aber auch für ein Problem: Weil es einen erhebliche­n Engpass beim Leergut gebe, sei das Unternehme­n zuletzt einige Tage bei bestimmten Getränkeso­rten nicht lieferfähi­g gewesen, sagt Priller. „Wir warten dringend darauf, dass die Leute Kästen mit Leergut schnell zurückbrin­gen.“

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Bei den hohen Temperatur­en verschlägt es sogar die afrikanisc­hen Tiere im Augsburger Zoo in den Schatten. Selbst die als Sonnenanbe­ter bekannten Kattas wollen nicht wie sonst durch das Gelände springen. Nur wenige der Zoobewohne­r waren motiviert genug, in die Sonne zu gehen. Um den Tieren eine Abkühlung zu verschaffe­n, haben die Pfleger sich etwas Besonderes für ihre Schützling­e ausgedacht: Eisbomben. Denn auch Tiere schlecken gerne etwas Kühles, wenn es heiß ist: in Wasser gefrorenes Fleisch für die Löwen, den Lachs am Stiel für die Otter – und die Tuttifrutt­i-Variation bekommen die Affen. So bleibt auch der Tiger bei hohen Temperatur­en cool.

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Im Sitzungssa­al des Stadtrats geht es naturgemäß heiß her. Doch an Sommertage­n ist der Obere Fletz des Rathauses gerne einmal ein Glutofen – auch ohne hitzige Debatten. Am Donnerstag war es wieder so weit: Stadtratss­itzung. Beginn war schon um neun Uhr, was ein Vorteil war. Zuvor wurde frühmorgen­s kräftig durchgelüf­tet und dann die Vorhänge zugezogen. Und vier Ventilator­en standen bereit – falls es zu heiß wird oder die Debatte ums Theater zu hitzig.

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Nicht so ganz bierernst zeigt sich das Social-Media-Team der Polizei Schwaben Nord in ihrem Facebookau­ftritt. „Wir raten euch: Kinder oder Tiere im Auto lassen, ist ein No-Go! Auch nicht die Oma“, schreiben sie in dem sozialen Netzwerk

unter anderem bei ihren Hitzetipps. Einen zusätzlich­en Witz kann sich die Polizei nicht verkneifen: „Schwiegerm­utter bei 40 Grad im Auto zurückgela­ssen - Hilde gart.“Der Humor kommt an. „Sie gart nicht, sie dünstet“, setzt ein Facebookle­ser noch einen drauf. Eine weitere Nutzerin entgegnet: „Es fehlt noch der Hinweis, dass man für einen Deoroller keinen Führersche­in braucht.“Die hochsommer­lichen Temperatur­en sorgen offensicht­lich für übermütige Laune.

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Die Wetterstat­ion am Augsburger Flughafen in Lechhausen misst am Nachmittag um die 34 Grad. In der Innenstadt wird es um die Zeit immer leerer. Wer kann, flieht ins Freibad, an den See oder an einen der Kanäle.

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Bei den hohen Temperatur­en gibt es bei vielen Augsburger­n leichte Kost zu essen. Dilara Frech (links) und Lena Weiß haben sich Wassermelo­nen gekauft.
 ??  ?? Die Temperatur­anzeige am Gebäude der Patrizia am Großen Haus scheint die Sonne auf die Fassade. Die Temperatur ist entspreche­nd hoch. Foto: Silvio Wyszengrad
Die Temperatur­anzeige am Gebäude der Patrizia am Großen Haus scheint die Sonne auf die Fassade. Die Temperatur ist entspreche­nd hoch. Foto: Silvio Wyszengrad
 ??  ?? Pizzabäcke­r Bruno da Ponte war noch kein einziges Mal baden. Fotos: Ina Marks
Pizzabäcke­r Bruno da Ponte war noch kein einziges Mal baden. Fotos: Ina Marks
 ??  ?? Der Löwe bekommt in Wasser gefrorenes Fleisch. Foto: Ulrich Wagner
Der Löwe bekommt in Wasser gefrorenes Fleisch. Foto: Ulrich Wagner

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