Das Schönste war der Unterricht
Bildung Wilhelm Kugelmann, Schulleiter des Jakob-Fugger-Gymnasiums, geht in den Ruhestand. Er freut sich nun auf Freiheiten abseits der Schulferien und hat für seine Schule noch einen Wunsch
Während seine Schüler heute mit dem Zeugnis unter dem Arm in die Sommerferien eilen, sich für die kommenden sechs Wochen vom Jakob-Fugger-Gymnasium verabschieden, wird es für Wilhelm Kugelmann ein Abschied für immer sein. Der 63-jährige Schulleiter geht in die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit. 50 Jahre seines Lebens hat er in der Schule verbracht: 13 Jahre selber als Schüler, zwei Jahre als Referendar und 35 Jahre im Schuldienst.
Damals, als er gerade sein Referendariat beendete, war eine Stelle am städtischen Jakob-Fugger-Gymnasium frei. Der Mathematik- und Physik-Lehrer hatte damals gerade als CSU-Kommunalpolitiker in Neusäß sein erstes Amt übernommen. „Da wollte und konnte ich nicht weit pendeln“, berichtet er. Kugelmann erhielt die Stelle. Am „Fugger“, wie die Schüler ihre Schule nenne, habe er sich fortan wohlgefühlt – vor allem im Klassenzimmer bei seinen Schülern.
In all den Jahren habe sich am Schulleben viel verändert. Damals habe es am Fugger-Gymnasium genauso wie am Holbein-Gymnasium Klassen gegeben, die ausschließlich von türkischen Schülern besucht wurden. „Heute sind Schüler mit Migrationshintergrund natürlich in allen Klassen integriert“, so Kugelmann.
Er hat die Kehrtwende vom G9 zum G8 und wieder zurück miterlebt, die Lehrer als auch Schüler in Atem hielt und hält. Und er hat die fortschreitende Digitalisierung in den vergangenen Jahren begleitet. Für ihn stehe aber nach wie vor der Lehrer im Mittelpunkt und nicht die Technik.
Ob der Rückgang zu G 9 oder die Digitalisierung des Unterrichtes – all diese Veränderungen hätten einen Kraftakt für die Schulfamilie bedeutet. „Ich würde mir wünschen, dass es auch wieder ruhigere Zeiten geben würde“, sagt er.
Viele Jahre habe er an der Schule das Amt des Oberstufenkoordinators übernommen, bevor er zwölf Jahre lang der stellvertretende Schulleiter war. „Das war eine perfekte Mischung aus Verwaltung und
Unterricht.“In den vergangenen sechs Jahren als Schulleiter hat er Letzteres oft vermisst. „Da war es das Schönste, wenn ich in die Klasse konnte.“
Gerade in seinem Abschiedsjahr habe er eine sehr nette Q12 unterrichtet – für Wilhelm Kugelmann war das ein schönes Abschiedsgeschenk. Er wird sich gerne an die „angenehme Schülerschaft“und das
„tolle, engagiere Lehrerkollegium“zurückerinnern. Wenn er sich etwas für seinen Abschied wünschen dürfte, dann würde es die Innensanierung des B-Traktes sein. Im vergangenen Jahr konnte sich die Schulfamilie über Gelder aus dem sogenannten Kommunal-Investitionsförderungsfonds des Bundes freuen: Damit übernimmt der Bund knapp 1,4 Millionen von den über 1,5 Millionen Euro, die für die dringend fällige Außensanierung des B-Traktes fällig werden. „Die Schüler halten sich aber auf der Innenseite auf“, betonte der Schulleiter. Mal von einer Sanierung der Toiletten abgesehen, wurde in den vergangenen 50 Jahren in dem Trakt so gut wie nichts gemacht.
Wilhelm Kugelmann, der 2. Bürgermeister in Neusäß ist, freut sich auf die Freiheiten, die nun auf ihn zukommen. Dass der zeitliche Druck weg sein wird und er für Unternehmungen nicht mehr auf die Schulferien angewiesen sein wird. Der passionierte Radler, der auch stets in die Schule radelte, hat sich größere Radtouren vorgenommen. In diesem Jahr etwa 700 Kilometer von der Schweiz aus an der Rhône bis zu ihrer Mündung in Avignon zu fahren. „Im kommenden Jahr könnte ich mir vorstellen, von hier aus nach Santiago de Compostela oder nach Istanbul zu radeln“, erzählt er.
Aber auch zu Hause wird es ihm nicht langweilig. „In meiner Funktion als 2. Bürgermeister kann ich jetzt den einen oder anderen Termin zusätzlich übernehmen.“