Hoerschelmann-Ausbootung nach Gutsherrenart
AVV Allein-Entscheidung im Augsburger Kreisausschuss sorgt im Wittelsbacher Land für Verärgerung und eine Frage: Warum?
Region Die Rückmeldung aus dem Wittelsbacher Land kommt mit zweiwöchiger Verspätung, aber dafür mit voller Wucht für die Kreispolitiker westlich des Lechs: Die Ausbootung von AVV-Geschäftsführer Olaf von Hoerschelmann im Alleingang durch den Augsburger Kreisausschuss (wir berichteten) schlägt beim Mitgesellschafter hohe Wellen. Die wurden jetzt am Ende einer mehrstündigen MammutKreistagssitzung im heißen Saal in Aichach öffentlich.
Unter Punkt „Sonstiges“sprach SPD-Fraktionschef Roland Fuchs von einer „Politik nach Gutsherrenart“der Augsburger Kreistagskollegen. Die einseitige Entscheidung ohne Rücksprache mit den drei weiteren Gesellschaftern und ohne Begründung könne zwar formal und formell in Ordnung gehen, habe in seiner Fraktion aber für Irritationen, Ratlosigkeit und Bestürzung gesorgt. Die kommunale Zweckgemeinschaft AVV sei bislang von einem „Geist des Miteinanders“geprägt gewesen, sagte Fuchs. Dieses Vorgehen sei aber nicht nur undemokratisch, sondern auch kontraproduktiv für die gemeinsame Gestaltung des ÖPNV im Raum Augsburg. Und: Von Hoerschelmann genieße weiterhin das uneingeschränkte Vertrauen und hätte es auch für eine Wiederbestellung als Geschäftsführer genossen. Im Kreistag gab es Beifall von fast allen Seiten für die vorbereitete Erklärung von Fuchs.
Klare Unterstützung kam von Landrat Klaus Metzger (CSU): „Ich habe dem nichts hinzuzufügen.“Die anderen beiden von insgesamt vier Gesellschaftern (Stadt Augsburg, Kreis Dillingen) würden es genauso sehen. Auch er kenne die Begründung nicht, betonte Metzger. Kreisrat Karlheinz Faller (FDP) forderte, dass Martin Sailer, Augsburger Landrat und AVV-Aufsichtsratschef, im Kreistag in Aichach die Entscheidung begründet.
Für die Verlängerung des Geschäftsführervertrags müssen die Gremien aller vier Kommunen zustimmen – das Nein mit deutlicher Mehrheit des Kreisausschusses Augsburg vor gut zwei Wochen bedeutete damit bereits das Aus für von Hoerschelmann, der seit 2010 und jetzt noch bis Ende September 2020 im Amt ist. Die anderen Gesellschafter konnten also keinen Einfluss nehmen.
Im Augsburger Kreistag hagelte es schon länger massive Kritik an der Arbeit des AVV-Chefs. Zum einen am wachsenden AVV-Defizit, das die Gesellschafter ausgleichen müssen. Zum anderen an der Tarifreform. Bei den Kreispolitikern im Wittelsbacher Land konnte der Geschäftsführer dagegen in der Regel mit Rückenwind rechnen. Hier wäre seiner Verlängerung mit großer Mehrheit zugestimmt worden – mit Ausnahme vielleicht der Fraktion der Unabhängigen. Für dessen Mitglied Xaver Hörmann, Busunternehmer aus Rehling, ist der Verkehrsmanager verantwortlich für die Defizitentwicklung.
Dabei ist das AVV-Minus 2018 laut Jahresabschluss deutlich geringer als geplant (22,3 Millionen Euro) ausgefallen – um 30 Prozent oder 6,7 Millionen. Aichach-Friedberg spart sich damit allein rund 2,2 Millionen Euro. Die Einsparungen begründet der Verbund mit geringeren Kosten für Personal und Betriebsaufwand (günstigere Buslinien-Ausschreibungen, höhere Staatszuschüsse), aber auch durch noch nicht umgesetzte beziehungsweise fertiggestellte Verkehrsprojekte.