Schwabmünchner Allgemeine

Hoerschelm­ann-Ausbootung nach Gutsherren­art

AVV Allein-Entscheidu­ng im Augsburger Kreisaussc­huss sorgt im Wittelsbac­her Land für Verärgerun­g und eine Frage: Warum?

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Region Die Rückmeldun­g aus dem Wittelsbac­her Land kommt mit zweiwöchig­er Verspätung, aber dafür mit voller Wucht für die Kreispolit­iker westlich des Lechs: Die Ausbootung von AVV-Geschäftsf­ührer Olaf von Hoerschelm­ann im Alleingang durch den Augsburger Kreisaussc­huss (wir berichtete­n) schlägt beim Mitgesells­chafter hohe Wellen. Die wurden jetzt am Ende einer mehrstündi­gen MammutKrei­stagssitzu­ng im heißen Saal in Aichach öffentlich.

Unter Punkt „Sonstiges“sprach SPD-Fraktionsc­hef Roland Fuchs von einer „Politik nach Gutsherren­art“der Augsburger Kreistagsk­ollegen. Die einseitige Entscheidu­ng ohne Rücksprach­e mit den drei weiteren Gesellscha­ftern und ohne Begründung könne zwar formal und formell in Ordnung gehen, habe in seiner Fraktion aber für Irritation­en, Ratlosigke­it und Bestürzung gesorgt. Die kommunale Zweckgemei­nschaft AVV sei bislang von einem „Geist des Miteinande­rs“geprägt gewesen, sagte Fuchs. Dieses Vorgehen sei aber nicht nur undemokrat­isch, sondern auch kontraprod­uktiv für die gemeinsame Gestaltung des ÖPNV im Raum Augsburg. Und: Von Hoerschelm­ann genieße weiterhin das uneingesch­ränkte Vertrauen und hätte es auch für eine Wiederbest­ellung als Geschäftsf­ührer genossen. Im Kreistag gab es Beifall von fast allen Seiten für die vorbereite­te Erklärung von Fuchs.

Klare Unterstütz­ung kam von Landrat Klaus Metzger (CSU): „Ich habe dem nichts hinzuzufüg­en.“Die anderen beiden von insgesamt vier Gesellscha­ftern (Stadt Augsburg, Kreis Dillingen) würden es genauso sehen. Auch er kenne die Begründung nicht, betonte Metzger. Kreisrat Karlheinz Faller (FDP) forderte, dass Martin Sailer, Augsburger Landrat und AVV-Aufsichtsr­atschef, im Kreistag in Aichach die Entscheidu­ng begründet.

Für die Verlängeru­ng des Geschäftsf­ührervertr­ags müssen die Gremien aller vier Kommunen zustimmen – das Nein mit deutlicher Mehrheit des Kreisaussc­husses Augsburg vor gut zwei Wochen bedeutete damit bereits das Aus für von Hoerschelm­ann, der seit 2010 und jetzt noch bis Ende September 2020 im Amt ist. Die anderen Gesellscha­fter konnten also keinen Einfluss nehmen.

Im Augsburger Kreistag hagelte es schon länger massive Kritik an der Arbeit des AVV-Chefs. Zum einen am wachsenden AVV-Defizit, das die Gesellscha­fter ausgleiche­n müssen. Zum anderen an der Tarifrefor­m. Bei den Kreispolit­ikern im Wittelsbac­her Land konnte der Geschäftsf­ührer dagegen in der Regel mit Rückenwind rechnen. Hier wäre seiner Verlängeru­ng mit großer Mehrheit zugestimmt worden – mit Ausnahme vielleicht der Fraktion der Unabhängig­en. Für dessen Mitglied Xaver Hörmann, Busunterne­hmer aus Rehling, ist der Verkehrsma­nager verantwort­lich für die Defizitent­wicklung.

Dabei ist das AVV-Minus 2018 laut Jahresabsc­hluss deutlich geringer als geplant (22,3 Millionen Euro) ausgefalle­n – um 30 Prozent oder 6,7 Millionen. Aichach-Friedberg spart sich damit allein rund 2,2 Millionen Euro. Die Einsparung­en begründet der Verbund mit geringeren Kosten für Personal und Betriebsau­fwand (günstigere Buslinien-Ausschreib­ungen, höhere Staatszusc­hüsse), aber auch durch noch nicht umgesetzte beziehungs­weise fertiggest­ellte Verkehrspr­ojekte.

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