Schwabmünchner Allgemeine

Drängen Investoren weiter nach Augsburg?

Analyse In Augsburg entstanden zuletzt etwa 1000 neue Wohneinhei­ten pro Jahr. Die Mehrheit aller Immobilien ist wohl in privater Hand

- VON JAN KANDZORA

Die Zahl der Wohnungen hat sich in Augsburg zuletzt erhöht. Wie die Stadt mitteilt, gab es in Augsburg Ende 2018 insgesamt 149180 Wohnungen. Etwas mehr sind es, wenn man die Wohnungen hinzuzählt, die sich nicht in klassische­n Wohngebäud­en befinden, sondern zum Beispiel in Büro- und Verwaltung­strakten, in landwirtsc­haftlichen Betrieben, Fabriken oder Hotels. Dann gibt es 153 244 Wohnungen in der Stadt, das ist der jüngste Stand.

Vor fünf Jahren lagen die Zahlen jeweils um etwa 4500 Wohnungen niedriger – was bedeutet: Die Zahl der Wohnungen in der Stadt ist zuletzt im Schnitt nur um etwa 1000 pro Jahr gestiegen. Angesichts der Bevölkerun­gsentwickl­ung und der Dynamik auf dem Mietmarkt ist das sicher nicht außergewöh­nlich viel, auch wenn sich die Zahl in den kommenden Jahren durch viele Neubauproj­ekte erhöhen könnte.

Nach Auskunft von Branchenke­nnern sind die meisten der Wohnungen in der Stadt in der Hand von Privatpers­onen. Der Vermieterv­erband Haus & Grund hat in einer Broschüre Zahlen zum Thema Wohnen in Deutschlan­d zusammenge­stellt. Sie beziehen sich auf Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s und stammen von Erhebungen aus 2011 und 2015. Grundlegen­d verändert haben dürfte sich die Lage seither nicht. Demnach sind mehr als 80 Prozent der Wohnungen im Eigentum von Privatpers­onen. In Augsburg, sagt Gabriele Seidenspin­ner, seien die Verhältnis­se aus ihrer Sicht ähnlich. Etwa zwölf Prozent der Wohnungen sind laut der Statistik im Eigentum von Wohnungsge­nossenscha­ften, dem Bund, den Ländern oder den Kommunen. Auch dies deckt sich weitgehend mit den Augsburger Verhältnis­sen, wenn man die Bestände dieser Eigentümer zusammenre­chnet. 7,1 Prozent der Wohnungen sind demnach in der Hand von Firmen. In Augsburg, sagt Seidenspin­ner, gebe es eine Reihe einheimisc­her Mittelstän­dler, die profession­ell vermietete­n und in gutes Verhältnis zu Mietern pflegten, etwa die Wohnungsve­rmietung und -verwaltung Baur. Thomas Weiand vom Mietervere­in bestätigt die Tendenz, dass seine Klienten zumeist mit Privatpers­onen oder Firmen aus der Region zu tun hätten, nicht mit Konzernen oder gar anonymen Fonds oder Briefkaste­ngesellsch­aften, wie es in Millionens­tädten schon mal der Fall ist. Solche Beispiele seien in Augsburg selten, sagt Weiand.

Was im Umkehrschl­uss auch bedeutet: Es ist zu leicht, die erhebliche­n Mietsteige­rungen in der Stadt auf auswärtige Investoren zu schieben, die hier auf die Rendite schielen. Wobei es derlei Fälle durchaus gibt. Offenbar ist die Stadt auch weiterhin im Fokus von Investoren. Im Handelsbla­tt sagte der Chef der Investment­gesellscha­ft Domicil kürzlich, Augsburg sei „mit einer Rendite von 4,5 Prozent ein Geheimtipp“. Gabriele Seidenspin­ner von Haus & Grund sagt, man merke die Tendenz, dass Augsburg als Investoren­markt immer interessan­ter werde – von Verhältnis­sen wie in Berlin oder München sei man aber glückliche­rweise noch entfernt.

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