Schwabmünchner Allgemeine

Teures Theater: Wie geht es jetzt weiter?

Stadtrat Nach der prognostiz­ierten Millionen-Kostenstei­gerung soll nun nochmal gerechnet werden. Zwischen Architekt Walter Achatz und der Stadt knirscht es. Die Frage der politische­n Verantwort­ung spielt im Stadtrat kaum eine Rolle

- VON STEFAN KROG

Nach Bekanntwer­den der Verteuerun­g bei der Theatersan­ierung wird der Stadtrat wohl erst im kommenden Frühjahr über das weitere Vorgehen entscheide­n. In einem halben bis dreivierte­l Jahr soll die zuletzt geschätzte Kostenstei­gerung von 20 Millionen Euro mit konkreten Berechnung­en hinterlegt werden. Vorher, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU), sei eine Entscheidu­ng, mit welcher Variante man weitermach­t, nicht seriös.

Zuletzt war bekannt geworden, dass die Sanierungs­kosten höher als die bisher veranschla­gten und vom Stadtrat als Deckel vorgegeben­en 186 Millionen Euro liegen werden. Konkret steht für den Erweiterun­gsneubau aktuell eine Summe von 92 Millionen Euro im Raum, und auch das klappt nur, indem man die Ursprungsv­ariante abspeckt. Andernfall­s würde man bei 125 Millionen Euro liegen. Bisher waren Schätzunge­n von 72 Millionen Euro ausgegange­n, die zur 113 Millionen Euro teuren Sanierung des Großen Hauses dazukommen.

Zwei Tage nach dem Bekanntder Verteuerun­g diskutiert­e der Stadtrat am Donnerstag vier Stunden lang über das Thema. Die Frage der politische­n Verantwort­ung spielte kaum eine Rolle, auch wenn Worte wie „Planungsde­saster“fielen. Noch, so mehrere Stadträte, stehe das Ausmaß der Verteuerun­g nicht fest.

Denn die SPD beharrt nach wie vor auf dem Kostendeck­el von 186 Millionen Euro. Dies sei auch die aktuelle Beschlussl­age zur Theatersan­ierung, so Fraktionsc­hef Florian Freund. Man erwarte nun Einsparvor­schläge, die über das bisher von Stadt, Theater und Architekt Erarbeitet­e hinausgehe­n. Denn auch die 92-Millionen-Euro-Version genüge nicht, um wieder auf die 186 Millionen Euro zu kommen. Auch die CSU erinnerte an den Kostendeck­el. Gleichwohl stehe man zum Staatsthea­ter und der Sanierung, so Fraktionsc­hef Bernd Kränzle.

Doch auf 186 Millionen Euro zu kommen, dürfte schwierig sein. Die jetzt schon vorgenomme­nen Änderungen seien fürs Theater herbe Einschnitt­e, mit denen man aber noch gerade so leben könne, so Kulturrefe­rent Thomas Weitzel. Unter anderem fällt eine Probebühne weg. Allerdings äußerten einige Stadträte auch Kritik, dass das Theater in der Vergangenh­eit Streichung­en immer mit dem Verweis auf Mindeststa­ndards abgelehnt habe. „Erst unter dem jetzigen Druck der Mehrkosten wird klar, dass es doch Einsparpot­enzial gibt“, so Peter Grab (WSA).

Unterdesse­n wird immer deutlicher, dass das Verhältnis zwischen Architekt Walter Achatz und der Stadtregie­rung schon einmal besser war. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) stellte zwar klar, dass er keinerlei Anlass für Schadeners­atzansprüc­he gegen Achatz sieht oder ein Ende der Zusammenar­beit sieht, doch die Stadt geht angesichts der Kostenstei­gerung auf Distanz. Beim Thema Brandschut­z, der eine Rochade des Multifunkt­ionssaals mit dem in einem Glasbau an der Volkhartst­raße geplanten Orchesterp­robensaal nötig macht, lieferten sich Achatz und der städtische Projektlei­ter Norbert Reinfuss einen Schlagabta­usch. Achatz sagt, dass die Versammlun­gsstättenv­erordnung einem Interpreta­tionsspiel­raum unterliege und das Erarbeiten einer Planung Zeit brauche. Reinwerden fuss kritisiert­e, dass die Planer trotz absehbarer Probleme das Thema zu lange unter sich diskutiert hätten, ohne gleich Alarm zu schlagen.

Achatz erinnerte die Stadträte an das Zustandeko­mmen der Kostenprog­nose für den Anbau. Er habe zunächst einen Kostenrahm­en zwischen 82 und 102 Millionen Euro in den Raum gestellt und auf Beschluss des Stadtrates dann Abstriche vorgenomme­n. „Vielleicht waren die 72 Millionen Euro zu optimistis­ch.“Für den Neubau selbst habe er wenig Risiken gesehen, für Dinge im Umfeld (Grundwasse­r, Statik von Nachbargeb­äuden) seien Risiken nicht ausschließ­bar. In einem derart frühen Stadium der Planung wie 2016 seien diese aber nicht umfänglich zu ermitteln gewesen. Ein Risikopuff­er für den Neubau wurde jedenfalls nicht eingeplant.

Dass es in der Summe teurer werden würde als die 186 Millionen Euro, hatte Achatz schon damals für realistisc­h gehalten und auch so gesagt, allerdings nur bezogen auf Baupreisst­eigerungen. Die machen von den 20 Millionen Euro etwa neun Millionen Euro aus. FWStadtrat Schafitel sagte, er gehe von Baupreisst­eigerungen beim Großen Haus aus, auch wenn die Stadt dafür momentan keine Hinweise sieht. „Die eigentlich­e Granate ist noch gar nicht hochgegang­en.“

Diskutiert wurde am Donnerstag neben der abgespeckt­en Variante des Erweiterun­gsbaus auch die Untervaria­nte, den dazugehöri­gen Glasbau an der Volkhartst­raße vorläufig einzuspare­n. Das Theater würde dann mit seiner zweiten Spielstätt­e bis auf weiteres am Gaskessel bleiben. Das würde aktuell zehn Millionen Euro sparen, bei einem Nachholen der Baustelle aber zur Verdoppelu­ng der Kosten führen, so Baureferen­t Merkle. Kulturrefe­rent Weitzel warnte vor einem „Bühnenbild­tourismus“. Zwei räumlich getrennte Spieltsätt­en sorgten mittelfris­tig für höhere Betriebsko­sten.

Teils wurden die Rechnungen der Referenten angesichts der Kostenstei­gerungen skeptisch zur Kenntnis genommen. SPD-Stadtrat Stefan Quarg sagte, dass er kaum glaube, dass der Bau an der Volkhartst­raße für zehn bis elf Millionen Euro zu bauen sei. „Ich glaube, das wird teurer.“

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Der Stadtrat hatte einen Kostendeck­el in Höhe von 186 Millionen Euro vorgegeben. Nun soll die Theatersan­ierung deutlich teurer werden. Foto: Silvio Wyszengrad

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