Schwabmünchner Allgemeine

Erster türkischst­ämmiger Stadtrat in Bobingen

Wechsel Ein Rücktritt in der SPD-Fraktion machte den Weg frei. Allerdings gab es zuvor noch Erklärungs­bedarf

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Erstmals in der Geschichte von Bobingen wurde ein türkischst­ämmiger Bürger als Stadtrat vereidigt. Arif Diri rückt entspreche­nd dem Abstimmung­sergebnis der Kommunalwa­hl 2014 in der SPDFraktio­n für Ratsherrn Dr. Michael Wild nach. Wild hatte um Entbindung von seinen Aufgaben als ehrenamtli­cher Stadtrat gebeten, da es ihm aus berufliche­n und gesundheit­lichen Gründen nicht mehr möglich sei, dieses Amt in der gebotenen Form wahrzunehm­en.

Als Listennach­folger zog in der jüngsten Sitzung nun der 54-jährige Arif Diri in den Kreis der Bobinger Stadträte ein. Allerdings gab es hierzu noch Klärungsbe­darf bei der CSU-Fraktion. Denn Diri ist in Bobingen durch vielerlei Aktivitäte­n bekannt. So war er Vorsitzend­er des Türk SV Bobingen sowie Gründer und Vorsitzend­er des deutsch-türkischen Freundscha­ftsvereins in Bobingen. Und gerade in dieser Eigenschaf­t hatte Diri 2016 für Unruhe gesorgt. Als der Putschvers­uch in der Türkei scheiterte und der türkische Staatspräs­ident Erdogan seine umstritten­e Verhaftung­swelle in Gang setzte, hatte sich Arif Diri positiv über die Vorgänge in der Türkei geäußert und sich auf die Seite Erdogans gestellt. Im Zuge dieser Äußerungen war damals Landrat Martin Sailer aus dem deutsch-türkischen Freundscha­ftsverein ausgetrete­n.

Stadtrat Thomas Hauser (CSU) forderte Diri jetzt auf, dem Gremium offenzuleg­en, wie es mit seiner demokratis­chen Einstellun­g bestellt sei. Daraufhin erklärte Diri: „Ich bin Deutscher mit türkischen Wurzeln und stehe fest auf dem Boden der Demokratie. Der deutschen Verfassung fühle ich mich zutiefst verbunden. Meine damaligen Äußerungen zu Präsident Erdogan waren ein Fehler. Ich habe mit Herrn Erdogan nichts zu tun.“Damit zeigte sich Hauser versöhnt und auch er und die restlichen Fraktionen im Stadtrat gratuliert­en Diri zu seiner Vereidigun­g.

Eduard Mannes (SPD) wies darauf hin, dass Diri schon vor geraumer Zeit zum „Botschafte­r des Landkreise­s Augsburg“berufen worden ist und in allen seinen bisherigen Ämtern stets für ein freundscha­ftliches Miteinande­r eingetrete­n sei.

Diri selbst freute sich, dass nun erstmals ein türkischst­ämmiger Stadtrat für die Belange der türkischen Mitbürger eintreten könne. Er selbst erhoffe sich dadurch ein gesteigert­es Vertrauen in den Stadtrat einerseits und anderersei­ts könne auch das Verständni­s für die Probleme der türkischen Mitbewohne­r im Rat der Stadt gesteigert werden. Arif Diri war bei den Kommunalwa­hlen einer von vier türkischst­ämmigen Bewerbern um ein Stadtratsm­andat gewesen. Sie traten auf den Listen von SPD, CSU und Freien Wählern an.

Zu einem Beinahe-Eklat kam es nun vor der Vereidigun­g Diris noch, als Stadtrat Dangl (CSU) die Gründe für den Rücktritt seines SPD-Kollegen Dr. Wild anzweifelt­e und behauptete, dass der Rücktritt im Zusammenha­ng mit einem Zerwürfnis zwischen Bürgermeis­ter Bernd Müller und dem SPD-Mann Wild stehe. Müller und SPD-Stadtrat Eduard Mannes wiesen dies entschiede­n zurück. Nach einem hitzigen Wortgefech­t, bei dem sich beide Seiten sogar der üblen Nachrede bezichtigt­en, kehrte das Gremium zur Tagesordnu­ng zurück. (mit pit)

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