Cartoons für die moralische Elite
Museum Die neue Ausstellung mit Cartoons und Karikaturen von Til Mette in Schwabmünchen fühlt satirisch dem bürgerlichen Milieu auf den Zahn
Schwabmünchen Mit der neuen Ausstellung hat die Museumsleiterin Sabine Sünwoldt einen der bekanntesten und wichtigsten deutschen Karikaturisten und Cartoonisten nach Schwabmünchen geholt. Til Mette war zwar bei der Eröffnung seiner Ausstellung am Sonntag noch nicht anwesend, hat aber versprochen, noch während der Laufzeit bis zum 17. November einen Besuch abzustatten. Wer regelmäßig oder gelegentlich die Zeitschrift „Stern“liest, wird die Karikaturen Til Mettes auf den vorderen Seiten kennen. Denn seit mehr als 20 Jahren zeichnet er wöchentlich für dieses Magazin.
Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller verdankt es seinem Friseur, dass er Til Mette kennt, wie er bei der Eröffnung der Ausstellung bekannte. Denn dort liegt der „Stern“zur Überbrückung der Wartezeit auf. Til Mette, Jahrgang 1956, ist wirklich eine Legende der gesellschaftskritischen Karikatur und wurde mehrfach mit dem Deutschen Karikaturenpreis ausgezeichnet. Die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau veröffentlichten seine Cartoons schon, als er noch in Bremen Kunst und Geschichte studierte. 1985 war Til Mette Mitbegründer der Bremer TAZ und er lebte 15 Jahre lang mit seiner Familie in New York, wo er unter anderem für die Funny Times und den britischen Punch arbeitete.
Sabine Sünwoldt ist es gelungen, über den Ausstellungsagenten Bernd Schönebaum drei Tafelbilder mit Malereien und etliche Boxen mit zeichnerischen Werken Til Mettes aus den vergangenen Jahren für die Ausstellung zu bekommen. Diese trägt den vollständigen Namen „Cartoons für die moralische Elite mit Bildung, Geld und gutem Geschmack“, wie sein gleichnamiges Buch.
„Hoffentlich verstehen die Schwabmünchner diese Satire, die schon im Titel steckt und bleiben nicht weg, nur weil sie sich nicht zugehörig fühlen“, sagte Lorenz Müller bei der Eröffnung und Sabine Sünwoldt ergänzte: „Til Mette wendet sich an das Bürgertum, deckt Peinlichkeiten und Brüche im Verhalten auf und demaskiert Ideale.“Dabei wird er auch manchmal zynisch bis geschmacklos, wodurch sich manche Menschen verletzt fühlen könnten. „Aber das Wesen der Karikatur ist in seinem lateinischen Wortsinn eben die übertreibende
Zuspitzung einer Aussage und man muss deren Code verstehen“, sagt Sünwoldt. Sie gibt Til Mette darin Recht, dass Karikatur manchmal zynisch sein muss und wendet sich wie er gegen den Trend, dass man dabei doch ohne Übertreibungen auskommen sollte.
„Immer wieder gibt es Empörung statt Neugier, Entrüstung statt Verstehen. Die Bereitschaft, eine Botschaft hinter dem Bild zu entschlüsseln, sich vielleicht selbst zu erken
und durch das Lachen über sich ein Stück Abstand und Erkenntnis zu erhalten, diese Bereitschaft schwindet dramatisch. Empörung geht halt einfacher“, sagte Sabine Sünwoldt den Eröffnungsbesuchern.
Diese überzeugten sich dann selbst davon, welchen Eindruck die Karikaturen Til Mettes auf sie machen. Manchen rutschte ein lauter Lacher heraus, anderen ein zustimmendes Schmunzeln und manchmal war auch Betroffenheit spürbar.
Manche Cartoons sind einfach bildgewordene lustige Geschichten, andere sind Auseinandersetzungen mit den Themen unserer Zeit wie Klimawandel, Plastikmüll, Migration oder der Umgang mit dem Islam. Die angekündigte Ecke für Hartgesottene wurde aber doch nicht eingerichtet, sondern in die Gesamtschau integriert.
Für eine beschwingte Atmosphäre bei der Ausstellungseröffnung sorgten die drei Männer mit ihren „Swinnen
ging Guitars“. Buddy Brudzinski, Thomas Pfuff und Patrick Kienle aus Augsburg zupften ihre Gitarren nach allen Regeln der Kunst zur Freude der Zuhörer, die dabei auch das kreative Büfett genießen konnten.
Öffnungszeiten Die Ausstellung ist bis zum 17. November jeden Sonntag von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Mittwochs und an Feiertagen öffnet das Museum von 14 bis 17 Uhr. Der Zugang ist barrierefrei.