Bücher für jede Lesegelegenheit
Kultur Der Königsbrunner Literaturkreis stellt Bücher mit bösen Geschäftsmodellen und Einsatzgeschichten vor
Königsbrunn Die reinste Männerangelegenheit war die letzte Literarische Matinee in der Stadtbücherei. Während sonst in der Gesellschaft Männer noch oft die Nase vorn haben, sind es in Sachen Literatur meistens Frauen, die die Veranstaltungen dominieren. Anders war es an diesem Morgen. Nicht nur die Referenten und vorgestellten Buchautoren waren männlich, es kamen auch erstaunlich viele männliche Besucher ins Lesecafé – jedenfalls für eine Literaturveranstaltung. Überhaupt war der Andrang beim dritten Termin in dieser Reihe so groß, dass Bücherei-Leiterin Kathrin Jörg noch eilig Stühle herbei holte. In den Literarischen Matineen stellen Mitglieder des Königsbrunner Literaturkreises unterschiedliche Bücher und Autoren vor, diesmal waren es Hans-Peter Kehlenbach und Adelbert Dorotik. Dorotik hatte Bücher für jede Lesegelegenheit, von ganz kurz bis zum Roman, mitgebracht; Kehlenbach präsentierte das Werk des schwedischen Autors Jonas Jonasson. Jonasson gelang mit dem „100-Jährigen, der aus dem Fenster sprang“der internationale Durchbruch. Aber auch seine anderen Romane zeichnen sich durch trockenen Humor aus, dabei greift er immer aktuelle gesellschaftliche Themen auf, die nachdenklich machen.
Die Besucher hörten amüsiert zu, als Kehlenbach aus dem Roman „Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“vorlas. Die Protagonisten dieser Geschichte hatten die skurrile Idee, eine „Agentur für Körperverletzungen“zu gründen. Der verurteilte Mörder trifft in diesem Roman auf einen frustrierten Rezeptionisten und eine arbeitslose Pfarrerin. Durch ihr böses Geschäftsmodell werden die drei erst reich und dann geläutert.
Jonassons Bücher seien mit einer Prise schwarzem Humor geschrieben und lassen sich mit einem Schmunzeln lesen, so Kehlenbach, „und der Autor parodiert das Prinzip, den Zufall als lebensgestalterisches Wirkmuster zu betrachten.“Die Buchtitel erinnern an die Schelmenromane des 18. Jahrhunderts, ergänzte Besucherin Brigitte Dlugosch, „und sie lenken den Leser schon in die Richtung, wie der Autor seine Romane verfasst.“
Humorvoll fing es auch bei Dorotik an. Seine erste vorgelesene Geschichte war zudem äußerst kurz. Titel: „Neuer Planet entdeckt!“„Die Pressekonferenz der NASA lief weltweit live, als die Putzfrau das Staubkorn von der Teleskoplinse wischte.“Entnommen ist diese Geschichte dem Büchlein „Auf die Länge kommt es an“von Florian Meimberg und zum Amüsement der Besucher las Dorotik noch weitere im gleichen Duktus geschriebene Geschichten aus dem Buch. „Wer es etwas länger mag, findet bei Torsten Sträter, dem Ruhrgebietsrocker unter den Poetry Slammern in dem Buch „Der David ist dem Goliath sein Tod“grandiose Kurzgeschichten mitten aus dem Leben“, berichtete Dorotik. Der Weg zu einem Roman ist dann nicht mehr weit.
Die noch junge Autorin MarieAlice Schultz zeigt in ihrem Roman „Mikadowälder“erfrischende Handlungen über Wahlverwandtschaft und Liebe. In „Mikadowälder“wird das Beziehungsgeflecht vieler Menschen dargestellt und der Leser erkenne schnell: Nimmt man ein Mikadostöckchen unachtsam heraus, bewegen sich andere in beliebige Richtungen. Das Buch sei ein schöner Sommerroman, findet Adelbert Dorotik. (maker)