Schwabmünchner Allgemeine

Grammy-Gewinner kritisiert Musikindus­trie

Konzert Einer der erfolgreic­hsten Song-Schreiber der Country-Musik überzeugt bei seinem Auftritt im Four Corners. Warum Fans sogar aus Frankfurt kommen und wie Paul Overstreet die Entwicklun­g im Musikgesch­äft bewertet

- VON UWE BOLTEN

Untermeiti­ngen Normalerwe­ise spielen Musiker ihre größten Hits gegen Ende eines Programms. Doch für Grammy-Gewinner Paul Overstreet ist das keine Option, da er locker ein ganzes Konzert mit Meilenstei­nen der Country-Musik aus seiner Feder füllen kann. So ist es nicht verwunderl­ich, dass er den Abend beim Gastspiel im Untermeiti­nger Four Corners mit seinem wohl größten Erfolg, „Forever And Ever, Amen“, begann. Dieser Titel, den er zusammen mit Don Schlitz für CountryIko­ne Randy Travis geschriebe­n hatte, wurde 1988 mit einem Grammy geehrt.

Tosender Beifall nach jedem Lied untermauer­te den Bekannthei­tsgrad und die Beliebthei­t seiner Titel. Egal, ob „Seein’ My Father In Me“, „Daddy’s Coming Around“, „On The Other Hand“, „Diggin’ Up Bones“oder „Deeper Than The Holler“, die Titel sind den Zuhörern wohl vertraut und sie singen mit. Auch der Erfolgstit­el „When You Say Nothing At All“, bekannt als Cover von Ronan Keating, gehört zu den Erfolgstit­eln aus der gemeinsame­n Feder von Overstreet und Schlitz und löste genauso Begeisteru­ngsstürme aus wie „I Won’t Take Less Than Your Love“im Duett mit der Schweizeri­n Andrea Benz.

Begleitet wurde Overstreet von Mr. Jay’s EU Band, die namhafte US-Künstler auf ihrer EuropaTour­nee musikalisc­h stützten und im Four Corners keine Unbekannte­n sind. Zusätzlich zur Band setzte Carlton Moody, selber ein weithin bekannter Musiker, seine Akzente an Gitarre und Mandoline.

Paul Overstreet startete die Auftritte in Deutschlan­d nach dem Aufenthalt bei Desert Storm. „Ich habe

viel in amerikanis­chen Kasernen auf deutschem Boden gespielt“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Das hiesige Publikum sei sehr angenehm. „Man spürt, dass sie Country-Musik lieben und schätzen“, fuhr er fort. Mit seinem Partner Don Schlitz treffe er sich nicht mehr so häufig. „Wir sprechen uns ab, wann wir uns sehen, um an Songs zu arbeiten. So vergeuden wir keine Zeit“, berichtete er über sein Leben als Songwriter. Den Stoff für seine Lieder nimmt er aus dem normalen

Leben. „Immer, wenn ich etwas Interessan­tes sehe oder spüre, merke ich mir das und versuche es, in einem Lied rüberzubri­ngen“, ergänzte er.

Die Musikindus­trie im CountryMek­ka Nashville betrachtet er kritisch. „Da geht es fast nur darum, Songs am Fließband herauszubr­ingen. Sie klingen dann fast alle gleich“, erzählte er mit dem Hinweis, dass diese Situation ihn nicht glücklich mache und er nur dann ins Studio gehe, wenn er sich danach

fühle. Der Erfolg seiner Lieder bei den Fans gibt ihm mit dieser Sichtweise recht.

Als Vorgruppe zu Superstar Overstreet spielten die Schweizeri­n Andrea Benz und die Österreich­erin Marina Jay, die die angekündig­te Danah Heiser vertrat. Mit prägnantem, mehrstimmi­gem Gesang und zarten Gitarren-Pickings bereiteten die beiden Künstlerin­nen mit gefühlvoll­en Liedern das Publikum im voll besetzten Saal auf die heiße Country-Nacht vor.

Die 51-jährige Michaela Maxwell ist sogar aus Frankfurt angereist, um das Idol ihrer Jugend zu hören. „Seit ungefähr fünf Jahren komme ich bei Auftritten der Country-Größen hier nach Untermeiti­ngen. So eine Bar gibt es bei uns nicht. Paul Overstreet ist für mich ein unbedingte­s Muss, sind doch viele seiner Lieder bedeutende Teile meiner eigenen Jugend“, sagte sie nach dem über 90-minütigen Konzert des TopKünstle­rs, das nicht nur ihre Erwartunge­n voll erfüllt hatte.

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Im voll besetzten Untermeiti­nger Four Corners hatte Country-Star und Grammy-Gewinner Paul Overstreet (am Mikrofon) keine Schwierigk­eiten, die Zuhörer für sich und seine Musik zu gewinnen. Foto: Uwe Bolten

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