Mit Wehmut verabschiedet sich Fischachs Pfarrer
Wechsel Sebastian Nößner wechselt nach neun Jahren nach Elchingen. Seine Berufung spürte er schon als Kind
Fischach Neun Jahre lang war Sebastian Nößner leitender Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Fischach. Nun verabschiedet er sich Ende August in die Pfarrei Elchingen im Landkreis Neu-Ulm. Sein Nachfolger ist Markus Schrom, der bislang in der Pfarreiengemeinschaft Am Kobel in Neusäß tätig war. Im Interview verrät Nößner, was er an Fischach vermissen wird und welche Herausforderungen ihn erwarten.
Wenn Sie an die neun Jahre in Fischach denken: Was war die größte Herausforderung?
Sebastian Nößner: Den Menschen vor Ort gerecht zu werden. Einmal dienstlich den Mitarbeiterinnen in den beiden Kinderbetreuungsstätten St. Michael und St. Vitus, zum anderen den unterschiedlichen Charakteren und Prägungen in den Pfarreiengemeinschaften. Das war zuweilen bei motivierten Menschen nicht immer ganz einfach.
Mit welchen Gefühlen nehmen Sie Abschied?
Nößner: Da kommt schon Wehmut auf. Das Loslassen fällt schwer.
Was hat Sie dazu bewogen, katholischer Priester zu werden? Nößner: Die Berufung hat sich bei mir in der Kontinuität gezeigt. Schon als Sechsjähriger bin ich gerne in die Kirche gegangen. Während meiner Zeit als Ministrant war die Verbundenheit zur Kirche noch ausgeprägter. In der Pubertät hat sie sich etwas abgeschwächt. Doch danach entwickelte sich die Richtung ganz eindeutig. Ich hatte immer das nahe Gefühl zu Gott.
Als Priester erleben Sie in der Kirchengemeinde Höhen und Tiefen. Gibt es dazu besondere Erlebnisse? Nößner: Freude bereiten natürlich immer die Geburten. Sie sind Anfang eines neuen Lebens. Trauer entfacht sich, wenn junge Menschen sterben, wenn beispielsweise ein 36-jähriger Familienvater durch schwere Krankheit oder eine 21-Jährige durch einen Autounfall aus dem Leben scheidet. Das ist für mich bitter, das geht mir nahe.
Der Kirche fehlen mittlerweile Pfarrer. Zudem treten immer mehr Menschen aus der Kirche aus. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Nößner: Der Priestermangel hat auch etwas mit der Familie zu tun. Dort wird immer weniger der Glaube aktiv praktiziert. Dementsprechend fehlt vielen Kindern der Bezug zur Kirche und damit letztlich auch die Auseinandersetzung mit dem Priestertum. Die Kirchenaustritte sind Spiegelbild einer inzwischen vorwärtsschreitenden pluralistischen Gesellschaft. Es bestehen zahlreiche unterschiedliche Weltanschauungen und Lebenskonzepte, aus denen die Menschen schöpfen können. Da hat die katholische Kirche nicht immer Priorität. Hinzu kommt, dass Nächstenliebe und Gemeinschaft abnehmen, Individualität und Egoismus dagegen zulegen.
Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit als Priester?
Nößner: Ich sehe mich als eine Art Brückenbauer zwischen Gott und den Menschen. Dabei ist mir das Gebet zum Herrn sehr wichtig. Es vermittelt zuweilen Mut, Dinge zu verändern und Kompetenz, Dinge anzupacken.
Wie sehen Sie Ihre neue Herausforderung?
Nößner: In meiner neunjährigen Tätigkeit in Fischach haben sich doch Automatismen eingeschlichen. Neuerungen schaden deshalb nicht. In Elchingen sind Themen wie Zölibat und Frauen in der Kirche teilweise offensiv angegangen worden. Ich bin auf diese Situation gespannt. Ich will aber keine Schnellschüsse. Abschied Pfarrer Sebastian Nößner hält am kommenden Sonntag, 28. Juli, um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael in Fischach einen Festgottesdienst. Im Anschluss verabschiedet die Pfarrei den Seelsorger bei einem Stehempfang im Pfarrheim Adolph Kolping, Hauptstraße 4. Die Öffentlichkeit ist zu diesem Empfang eingeladen.