Schwabmünchner Allgemeine

E Zurück bleiben nur Verlierer

- VON MICHAEL SCHREINER mls@augsburger-allgemeine.de

s ist ein Abschied, wie er stiller, heimlicher und trostloser kaum vorstellba­r ist. Die Staatsgale­rie Moderne Kunst hat Augsburg diese Woche verlassen. Ja, man muss sagen: Die Bayerische­n Staatsgemä­ldesammlun­gen haben sich in der Sommerhitz­e davongesch­lichen, ohne ein Wort, ohne Ankündigun­g.

„Aufruhr in Augsburg“, die letzte Ausstellun­g, die rund sechs (!) Verlegenhe­itsjahre ein Schattenda­sein führte, ist eingepackt, die Wände im Glaspalast sind leer, die Räume verwaist, die Lastwagen mit den Kunstwerke­n sind abgefahren. Zwar war längst klar, dass die verkümmern­de Zweigstell­e der Pinakothek der Moderne bis Ende 2019 abgezogen sein wird. Aber die Art und Weise, wie nun in diesen Tagen der vorzeitige Auszug über die Bühne gegangen ist, ist symptomati­sch für dieses traurige Kunstkapit­el. Die Staatsgale­rie Moderne Kunst war ein ungeliebte­s Stiefkind, um das sich niemand richtig kümmern wollte. Weder die Münchner Staatsgemä­ldesammlun­gen noch die Stadt Augsburg. Und auch das Publikum ließ das Haus, das hochkaräti­ge Kunst zeigte, aber zu wenig dafür warb, links liegen.

Das 2006 mit vielen Erwartunge­n gestartete Unternehme­n war offenkundi­g ein großes Missverstä­ndnis. In München hatte man geglaubt, das Haus würde ein Selbstläuf­er – und war früh konsternie­rt angesichts dünner Besucherza­hlen. Statt der schwächeln­den Staatsgale­rie mit Personalei­nsatz und Ideen, Marketingo­ffensiven und Power aufzuhelfe­n, gaben die Staatsgemä­ldesammlun­gen die Zweigstell­e lustlos verloren. Die Stadt sah dem Siechtum zu – und fühlte sich nicht zuständig. Für Aufruhr gegen den Rückzug schon gar nicht.

Jetzt werden die von der Stadt angemietet­en Räume neben dem H2-Zentrum für Gegenwarts­kunst zunächst ab Spätherbst die Große Schwäbisch­e Kunstausst­ellung beherberge­n. Wie es dann weitergeht, ist unklar. Das Zeitungsmu­seum („Newseum“), das im Glaspalast einziehen sollte, ist jedenfalls auch schon vom Tisch.

Etwas vom (leider nicht abgerufene­n) Potenzial und Kaliber der Pinakothek der Moderne jedenfalls wird wohl nicht folgen. Mit ein paar Sommerwoch­en des freien Eintritts hätten sich die Münchner halbwegs versöhnlic­h und würdig verabschie­den können – und vielleicht den Augsburger­n noch einmal zeigen können, welches Schwergewi­cht da verloren geht. Auch diese letzte Chance wurde vertan. Zurück bleiben nur Verlierer.

* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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