E Zurück bleiben nur Verlierer
s ist ein Abschied, wie er stiller, heimlicher und trostloser kaum vorstellbar ist. Die Staatsgalerie Moderne Kunst hat Augsburg diese Woche verlassen. Ja, man muss sagen: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben sich in der Sommerhitze davongeschlichen, ohne ein Wort, ohne Ankündigung.
„Aufruhr in Augsburg“, die letzte Ausstellung, die rund sechs (!) Verlegenheitsjahre ein Schattendasein führte, ist eingepackt, die Wände im Glaspalast sind leer, die Räume verwaist, die Lastwagen mit den Kunstwerken sind abgefahren. Zwar war längst klar, dass die verkümmernde Zweigstelle der Pinakothek der Moderne bis Ende 2019 abgezogen sein wird. Aber die Art und Weise, wie nun in diesen Tagen der vorzeitige Auszug über die Bühne gegangen ist, ist symptomatisch für dieses traurige Kunstkapitel. Die Staatsgalerie Moderne Kunst war ein ungeliebtes Stiefkind, um das sich niemand richtig kümmern wollte. Weder die Münchner Staatsgemäldesammlungen noch die Stadt Augsburg. Und auch das Publikum ließ das Haus, das hochkarätige Kunst zeigte, aber zu wenig dafür warb, links liegen.
Das 2006 mit vielen Erwartungen gestartete Unternehmen war offenkundig ein großes Missverständnis. In München hatte man geglaubt, das Haus würde ein Selbstläufer – und war früh konsterniert angesichts dünner Besucherzahlen. Statt der schwächelnden Staatsgalerie mit Personaleinsatz und Ideen, Marketingoffensiven und Power aufzuhelfen, gaben die Staatsgemäldesammlungen die Zweigstelle lustlos verloren. Die Stadt sah dem Siechtum zu – und fühlte sich nicht zuständig. Für Aufruhr gegen den Rückzug schon gar nicht.
Jetzt werden die von der Stadt angemieteten Räume neben dem H2-Zentrum für Gegenwartskunst zunächst ab Spätherbst die Große Schwäbische Kunstausstellung beherbergen. Wie es dann weitergeht, ist unklar. Das Zeitungsmuseum („Newseum“), das im Glaspalast einziehen sollte, ist jedenfalls auch schon vom Tisch.
Etwas vom (leider nicht abgerufenen) Potenzial und Kaliber der Pinakothek der Moderne jedenfalls wird wohl nicht folgen. Mit ein paar Sommerwochen des freien Eintritts hätten sich die Münchner halbwegs versöhnlich und würdig verabschieden können – und vielleicht den Augsburgern noch einmal zeigen können, welches Schwergewicht da verloren geht. Auch diese letzte Chance wurde vertan. Zurück bleiben nur Verlierer.
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.