Zum Jahresende ist Schluss
Konflikt Die Buchegger-Stiftung will das Architekturmuseum Schwaben im Thelottviertel schließen und die Technische Universität München als Trägerin vor die Tür setzen
Seit mehr als einem Jahr besteht nun die Auseinandersetzung zwischen der Technischen Universität München (TUM) und deren Professor Andres Lepik einerseits und der Augsburger Buchegger-Stiftung und deren Vorsitzendem Oliver Kautz andererseits. Es geht um die Zukunft des schwäbischen Architekturmuseums in der Augsburger Buchegger-Villa, das von der TUM getragen und von der Stiftung finanziert wird. Jetzt zeichnet sich ein Ende ab – nicht nur das Ende der Auseinandersetzung, sondern auch das vorläufige Ende des Museums.
Kautz teilte mit, die Stiftung werde das Haus im Thelottviertel zum 1. Januar 2020 schließen. Die Zusammenarbeit mit der TUM werde beendet. Das habe der Beirat der Stiftung (dem der Münchner Architekturhistoriker Winfried Nerdinger – er ist Gründer des Augsburger Museums und Lepiks Vorgänger an der TUM – sowie aus Augsburg der Architekt Hans Engel, die Designerin Anette Urban und der schwäbische Bezirksheimatpfleger Peter Fassl angehören) einstimmig entschieden, und zwar zum wiederholten Male. „Wir sind mit der Arbeit der TUM für das schwäbische Architekturmuseum einfach nicht mehr zufrieden“, so Kautz.
Tatsächlich gab es seit längerem Kritik an Lepiks angeblich mangelndem Einsatz für Augsburg – zu wenige Ausstellungen, zu wenig Präsenz des Direktors, zu wenig Besucher. Auch Lepik selbst stellte das Engagement in Augsburg infrage: Die Werke der bekannteren schwäbischen Architekten seien bereits alle in Ausstellungen präsentiert worden, man müsse nach fast 25 Jahren überlegen, wie die Museumsarbeit weitergehen solle. Deshalb hatte die TUM den Vertrag mit der Bucheggger-Stiftung gekündigt.
Laut Lepik war es so gedacht, dass ein neuer Vertrag ausgearbeitet werden sollte, doch die Stiftung ist dazu nicht mehr bereit. Lepik bedauert das: „Wir sehen nach wie vor Möglichkeiten, in Augsburg weiterzumachen.“Seine Vision sei, nur drei Ausstellungen im Jahr anzubieten, dafür das kleine Augsburger Museum zu einem Forschungszentrum über Stadtentwicklung und Architektur in der Region zu machen, mit Studenten-Workshops oder wissenschaftlichen Projekten etwa von Doktoranden.
Doch diese Vorschläge kommen für Stiftungsvorsitzenden Kautz „zu spät“. „Das hätte die TUM schon in den vergangenen Jahren machen können.“Jetzt werde das Architekturmuseum geschlossen, aber in etwa zwei Jahren wolle man es wieder eröffnen. Vorher soll im Garten der Buchegger-Villa ein Ausstellungsneubau entstehen. Dafür wurden fünf Architekten – unter ihnen die Augsburger Frank Lattke und Alen Jasarevic sowie der Frankfurter Christoph Mäckler – um Entwürfe gebeten; Ende August soll einer davon ausgewählt werden. Wenn der Neubau steht, dann werde die Stiftung mit einem eventuellen neuen Träger – die Rede ist vom Bezirk Schwaben – über das Konzept des neuen Architekturmuseums entscheiden. Das wurde laut Kautz im Beirat schon skizziert mit den Säulen Archiv, Ausstellungen und Diskussionen. Auch von einem neuen Museumsleiter wird gesprochen – es könnte Peter Fassl sein, der als Bezirksheimatpfleger nächstes Jahr in den Ruhestand geht.
Bei Architekten und ArchitekturInteressierten lösen die Pläne der Buchegger-Stiftung Befremden, wenn nicht gar Entsetzen aus. Vom „Untergang“des Architekturmuseums ist die Rede („nach zwei Jahren Schließung ist das Museum doch tot“) und von unausgegorenen Ideen („normalerweise macht man zuerst ein Konzept und danach erst baut man“). BDA-Vorsitzender Hans Schuller sagt: „Ohne Forschung geht’s gar nicht, ein schwäbisches Heimatmuseum brauchen wir nicht.“Kulturreferent Thomas Weitzel zeigt sich ebenfalls höchst beunruhigt. „Das Architekturmuseum ist für Augsburg unverzichtbar, gerade weil wir kein stadtgeschichtliches Museum haben.“Weitzel will noch einen Versuch machen, mit beiden Partnern zu reden, um „ein Konzept zu erfahren, das die Zukunft des Museums dauerhaft sichert“.
Da gilt es offenbar einiges zu klären – von den Nachlässen schwäbischer Architekten im Museumsarchiv und den Eigentumsrechten daran bis zu den Arbeitsverhältnissen der beiden im Museum tätigen Kunsthistorikerinnen Barbara Wolf und Alexandra Rauch. Lepik: „Wir werden das Museum auf keinen Fall ins Nichts entlassen.“Nächste Woche soll es ein letztes Gespräch geben, doch laut Kautz wird es dabei „nur noch um die Abwicklung“gehen. Die Entscheidung der Stiftung sei definitiv; höchstens könne man sich die TUM als Kooperationspartner, nicht mehr aber als Träger vorstellen. Immerhin: Es wird im Herbst noch eine Ausstellung unter Leitung der TUM geben – über den Augsburger Stadtbaurat des 19. Jahrhunderts Ludwig Leybold.
Die Architekten sind befremdet bis entsetzt