Theatersanierung: Lieber Augen zu und durch
Zur Kostensteigerung bei der Theatersanierung:
Bei der vor drei Jahren geführten öffentlichen Diskussion um die Theatersanierung wurden die Kritiker als „Theatergegner“diffamiert, ihre Einwände klein- und die Finanzierung schöngeredet. Politische Verantwortung für ein sich abzeichnendes finanzielles und planerisches Desaster wollen Stadtregierung und die sie tragenden Koalitionäre offensichtlich nicht übernehmen. Der Architekt ist jetzt das schwarze Schaf, obwohl alle politischen Befürworter sehenden Auges in diese Situation gesteuert sind.
Ein Moratorium wäre daher angemessen, die Lage muss neu überdacht werden angesichts zweier sehr gut funktionierender, teuer finanzierter Interimsspielstätten, die – aus der Not geboren – den Forderungen aus der Bürgerbeteiligung nach Dezentralisierung und Stadtteilbezug nachkommen und neue Perspektiven öffnen. Martinipark, tim, Glaspalast und Schlachthofviertel rufen geradezu nach einer verbindenden kulturellen, stadtentwicklerischen Achse. Das neue Kreativzentrum Gaswerk braucht das Theater als Motor. Der „Tempel“im Zentrum kann als Opernhaus und Musiktheater sehr viel kleiner ausfallen, die Bebauung des Geländes an der Kasernstraße kann weitgehend wegfallen, ohne die Wirkmächtigkeit eines Staatstheaters zu beeinträchtigen.
Weniger, aber intelligent durchdacht und kreativ entwickelt wäre hier viel mehr. Aber offensichtlich scheut die Politik nicht nur die Debatte ums Theater, sie empfindet die offene Diskussion kritischer Einwände als Eingeständnis von Fehlplanung und als politische Demütigung – und das will sie nicht zulassen. Lieber Augen zu und durch. Peter Bommas, Augsburg