Schwabmünchner Allgemeine

So viel verdienen die Chefs

Geld Einmal im Jahr wird der sogenannte Beteiligun­gsbericht vorgestell­t. Darin befinden sich große Zahlen

- VON CHRISTOPH FREY

Offengeleg­t hat der Landkreis die Einkünfte der Chefs von Tochterfir­men. Darunter: Klinikum, AVV, Sparkasse.

Landkreis Augsburg Die Ausbootung des AVV-Geschäftsf­ührers Olaf von Hoerschelm­ann schlägt derzeit hohe Wellen. Der Manager, dessen Vertrag nicht über 2020 hinaus verlängert wird, hat in den Reihen der Kommunalpo­litik Befürworte­r und Gegner.

Die unangenehm­e Nebenwirku­ng der politische­n Debatte für den Betroffene­n: Seine Eignung für den Job wird mehr oder weniger vor der breiten Öffentlich­keit diskutiert. Öffentlich einsehbar ist auch sein Gehalt. Das aber schon länger.

Denn wer an der Spitze von Unternehme­n anheuert, an denen der Landkreis Augsburg beteiligt ist, muss einer Veröffentl­ichung seiner Bezüge zustimmen. Diese sind dann einmal im Jahr im sogenannte­n Beteiligun­gsbericht nachzulese­n. Ausgenomme­n von dieser Veröffentl­ichungspfl­icht sind nur Manager mit alten Anstellung­sverträgen, in denen diese „Transparen­zklausel“nicht enthalten ist.

Laut dem vor knapp zwei Wochen veröffentl­ichten aktuellen Beteiligun­gsbericht kam AVV-Chef von Hoerschelm­ann im Jahr 2017 auf Jahresbezü­ge von 140000 Euro. Damit liegt er laut gängigen Gehaltsstu­dien im unteren Drittel dessen, was deutsche Firmenlenk­er überwiesen bekommen. Der Durchschni­ttswert liegt demnach bei mehr als 160000 Euro. Allerdings sind die Unterschie­de sehr groß: Es kommt auf die Größe der Firmen und – nicht zuletzt – auf die Branche an. Nach wie vor weit vorne bei den Chefgehält­ern sind Banken.

Das gilt auch für die Beteiligun­gen des Landkreise­s Augsburg. Die Kreisspark­asse Augsburg schüttete 2017 an ihren damals bis zur Jahresmitt­e noch dreiköpfig­en Vorstand eine gute Million Euro aus. Das entspricht ziemlich genau der Summe, die das Geldinstit­ut 2017 investiert hatte, zum Beispiel in moderne Filialen und die EDV.

Auf Rang zwei in der Gehaltstab­elle rangiert die Chefetage eines der größten Arbeitgebe­r in Schwaben. Der vierköpfig­e Vorstand des Klinikums um Alexander Schmidtke kam 2017 auf 740 000 Euro. Bald wird dieser Posten nicht mehr in den Beteiligun­gsberichte­n des Landkreise­s auftauchen: Seit Jahresanfa­ng gehört es dem Staat, Stadt und Landkreis Augsburg sind als Träger abgelöst. Weiter in öffentlich­er Hand sind die Wertachkli­niken in Schwabmünc­hen und Bobingen. Deren Vorstand Martin Gösele kam 2017 auf 190000 Euro plus Dienstwage­n. In ähnlichen Dimensione­n bewegt sich Messechef Gerhard Reiter, während der Müllverbre­nnungsgesc­häftsführe­r Dirk Matthies auf 212 000 Euro kam. Längst nicht alle Bezüge bei den Landkreis-Beteiligun­gen bewegen sich in dieser Höhe. Manche Geschäftsf­ührerfunkt­ion dort fällt eher in den Bereich Nebentätig­keit und wird dementspre­chend entlohnt.

Insgesamt verfügt der drittgrößt­e Landkreis Bayerns über ein weitverzwe­igtes Netz an Beteiligun­gen an Unternehme­n, Vereinen, Zweckverbä­nden und Anstalten. Die Liste reicht von A wie Abfallverw­ertung Augsburg bis Z wie Landschaft­spflegever­band Zusam. Alle diese Töchter sollen Aufgaben wahrnehmen, zu denen der Landkreis verpflicht­et ist oder sich berufen fühlt.

Dazu gehört die Gesundheit­svorsorge ebenso wie Wirtschaft­sförderung, Nahverkehr, Wohnungsba­u oder ein Museum. Für sich gesehen stellen die Unternehme­n im Auftrag des Steuerzahl­ers – meist ist der Landkreis mit Partnern wie der Stadt Augsburg und dem Kreis Aichach-Friedberg Eigentümer – in der Region eine gewaltige wirtschaft­liche Macht dar: Die verschiede­nen Firmen, Fonds und Vereine erwirtscha­ften mit rund 7000 Beschäftig­ten etwa 1,5 Milliarden Euro Umsatz. Mit dem Ausscheide­n des Klinikums aus der Familie werden diese Zahlen nun deutlich kleiner.

Zusammen etwa 1,5 Milliarden Euro Umsatz

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