Ein Hoch auf Jos, den Boss
„Ich bin müde jetzt Vater diese Spieler, eh, verteidige immer diese Spieler.“
Giovanni Trapattoni, Wutrede, 10. März 1998
Fußball-Trainer sind die ärmsten Hunde. Über ihnen thronen ahnungslose Klubbosse, die von ihrem Coach einfordern mit der Billigheimer-Truppe mindestens mit Messi und dem FC Barcelona mitzukicken. Das Potenzial liegt jedoch näher am TSV Untersöchering als an Barca. Auf dem Rasen steht eine spätpubertierende Boygroup, die sich mehr für das neueste Handymodell, die freien Termine ihres brasilianischen Star-Tätowierers und den coolsten Nachtklub als für den Ball interessiert. Zwischen diesen Mühlsteinen zerbröselte schon so mancher Coach. Doch es gilt als eines der ungeschriebenen Gesetze des Profi-Sports: Der Übungsleiter beschwert sich nicht, mault nicht und der Ball ist rund.
Nun hat doch wieder einer gewagt aufzumucken, ein Wiederholungstäter. Jos Luhukay ist auch aus seiner Augsburger Zeit (2009 – 2012) bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Einen Tag vor dem Saisonauftakt des FC St. Pauli bescheinigte der Holländer
St.Pauli-Trainer Jos Luhukay kritisiert seine Spieler. Foto: Witters
seinen Schäfchen allerhöchstens Mittelmaß. Im Kiezklub gebe es zu viel Komfortzone, alle seien zu nett zueinander. Das gelte für alle Klub-Bereiche und das sollte man in den Müll werfen. Die Mannschaft müsse riesige Entwicklungsschritte machen. Alles Scheiße, dein Jos.
Ein wenig erinnerte der Auftritt an Giovanni Trapattonis legendäre Wutrede. Die Watschn hat gesessen. Während die Klubspitze abwiegelt, fühlen sich einige Profis auf den Fuß getreten. Nicht so toll findet Marvin Knoll die verbale Blutgrätsche. Das sei die Meinung des Trainers, er habe eine andere, kontert der Verteidiger. Die Kritik sei nicht spurlos an einem vorübergegangen. Und überhaupt: Profis sind auch nur Menschen. Klingt nach Mimimi.
Dann doch lieber klare Kante, als Wischiwaschi. Wer Millionensummen kassiert, muss Kritik einstecken können. Ansonsten: Vielleicht sucht Untersöchering noch Personal. Wir schicken eine Großpackung Tempos nach St. Pauli und ein Hoch auf Jos, den Boss. Oder um es mit Trapattoni zu sagen: Ein Trainer sehen was passieren in Platz.