Fehlt es in der SPD an Fairness?
Vorstandskandidat Roth sieht ein „Haltungsproblem“
Berlin Der Bewerber für den SPDVorsitz, Europa-Staatsminister Michael Roth, hat seiner Partei ein „schwerwiegendes Haltungsproblem“vorgeworfen. „Wir gehen einfach nicht anständig miteinander um“, sagte Roth am Mittwoch. Roth und die nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Christina Kampmann, die gemeinsam als Duo antreten, riefen die Kandidaten für die Nachfolge der zurückgetretenen Andrea Nahles zu einem „Pakt für Fairness und Respekt“auf. Wenn Sozialdemokraten übereinander sprächen, habe das bisher oft nicht viel mit Respekt zu tun.
Ihre Kandidatur angekündigt haben bisher vor allem die Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und Nina Scheer. Ihnen fehlt allerdings noch die Mindestunterstützung von fünf Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband. In der Partei wird aber mit noch weiteren Kandidaturen bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 1. September gerechnet. Besonders spannend ist unter anderem, ob Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil antritt. Roth meinte, in der Partei gebe es einen „gewissen Unmut“, dass es noch keine weiteren Bewerber gebe.
Derzeit wird die SPD kommissarisch von einem Trio geführt. Finanzminister Olaf Scholz bekräftigte, er selbst stehe nicht zur Verfügung. „Aus guten Gründen konzentriere ich mich darauf, Vizekanzler und Bundesminister der Finanzen zu sein“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Scholz sagte, er stehe regelmäßig in Kontakt zu Nahles, die seit ihrem Rücktritt öffentlich abgetaucht ist. „Die Umstände ihres Rücktritts waren sicherlich nicht einfach, aber es geht ihr gut“, so Scholz. (dpa) Wollen an die SPD-Spitze: Christina Kampmann und Michael Roth. Foto: dpa