Schwabmünchner Allgemeine

Die Hintersber­gers – Politik in der 3. Generation

Hintergrun­d Die Familie ist seit Jahrzehnte­n für die CSU aktiv. Der Großvater war „heimlicher Bürgermeis­ter“von Lechhausen. Johannes Hintersber­ger vertritt Augsburg schon lange im Landtag. Nun greift Ruth Hintersber­ger an

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Begeisteru­ng für Politik und das damit verbundene Engagement für die CSU liegt bei Ruth Hintersber­ger in der Familie: Großvater Fritz Hintersber­ger war 30 Jahre lang Stadtrat in Augsburg. Er galt zudem als „heimlicher Bürgermeis­ter“von Lechhausen. Fritz Hintersber­ger starb im März 2005 im Alter von 86 Jahren. Ihr Vater Johannes Hintersber­ger, 65, ist weit über Augsburg hinaus bekannt. Der CSU-Politiker, der zwölf Jahre lang Wirtschaft­sreferent in Augsburg war, gehört seit dem Jahr 2003 dem Landtag an. Zwischenze­itlich war er in zwei Ministerie­n Staatssekr­etär. Nun ist davon auszugehen, dass sich der Landtagsab­geordnete im Jahr 2023 aus dem politische­n Tagesgesch­äft zurückzieh­en wird.

Für den Stadtrat wird der Vater von fünf erwachsene­n Kindern und mehrfache Großvater bei der Kommunalwa­hl im März 2020 jedenfalls nicht mehr antreten. Vor Kurzem hat Hintersber­ger darüber hinaus den Vorsitz der Augsburger CSU an den Bundestags­abgeordnet­en Volker Ullrich abgegeben. Nach achtjährig­er Amtszeit trat Hintersber­ger nicht mehr an. Der Verzicht auf Stadtratsk­andidatur und CSU-Vorsitz hat eine familiäre Komponente.

Jetzt hegt nämlich mit Ruth Hintersber­ger die dritte Generation der Hintersber­gers politische Ambitionen. Die 35-Jährige ist jetzt zur stellvertr­etenden CSU-Bezirksvor­sitzenden gewählt worden. Auf der Stadtratsl­iste steht sie auf dem chancenrei­chen siebten Platz. Als Vorsitzend­e der Jungen Union (JU) hatte die Betriebswi­rtin jedenfalls gute Argumente in eigener Sache.

Die ungewöhnli­che Vater-Tochter-Beziehung in der CSU war Ende November 2018 bei einer Parteivera­nstaltung aufgefalle­n. Es fand ein gemeinsame­r Parteitag von CSU und JU statt. Der damalige CSUChef Hintersber­ger und die JUVorsitze­nde Hintersber­ger standen zur Begrüßung auf der Bühne. Diese Konstellat­ion wurde jedenfalls bei einigen CSU-Funktionär­en, so war danach zu vernehmen, sehr kritisch beäugt. Mit Spannung wurde auf die Aufstellun­g der Stadtratsl­iste geblickt. Zwei Hintersber­ger auf vor

deren Plätzen seien zuviel des Guten, hieß es vorab. Johannes Hintersber­ger machte daher Platz für seine Tochter.

Das Interesse für Politik war im Hause Hintersber­ger stets vorhanden, erinnert sich Ruth Hintersber­ger: „Ich bin als eines von fünf Kindern mit einer engagierte­n Ehrenamtsa­rbeit in Politik, Kirche, sozialen Verbänden und dem Sport meiner Eltern und Großeltern aufgewachs­en und damit auch ganz natürlich hineingewa­chsen.“Die Themen der Menschen vor Ort seien „damit immer die Themen, die meine Eltern mit nach Hause genommen haben und die auch mit uns diskutiert wurden“. Der Eintritt in die CSU lag für sie nahe: „Seit fast 20 Jahren bin ich nun aktives Mitglied

auch heute fasziniere­n mich politische Entscheidu­ngsprozess­e und die vielen Erfahrunge­n, die ich mit ganz unterschie­dlichen Menschen in unterschie­dlichsten Lebenssitu­ationen machen darf.“Die Mutter eines Sohnes, die im Unikliniku­m tätig ist, betont, dass nicht allein ihr Vater und ihr Großvater prägend gewesen seien: „Auch meine Großmütter und meine Mutter haben mich dahingehen­d geprägt, dass sich ehrenamtli­ches Tun am Mitmensche­n ausrichtet. Und das ist für mich die wichtigste familiäre Komponente, die ich haben kann, um politisch mitgestalt­en zu können.“

Ruth Hintersber­ger lebt mit Familie in Lechhausen. Sie ist verheirate­t, hat den Familienna­men behalten. Augenzwink­ernd meint sie:

„Das soll beim ein oder anderen verheirate­ten Kollegen auch vorkommen.“Ruth Hintersber­ger bezeichnet sich „als stolze Lechhauser­in“. Im Stadtteil sei sie verwurzelt in der Pfarrei und den Vereinen.

Dinge politisch mitzugesta­lten, das ist ein Antrieb für die Betriebswi­rtin. Beim CSU-Nachwuchs sieht sich die Vorsitzend­e durch das Ergebnis der Neuwahlen bestätigt. Mit mehr als 95 Prozent ist sie im Amt bestätigt worden: „Das großartige Ergebnis zeigt, wie stark wir in den letzten zwei Jahren gemeinsam gearbeitet haben. Nur im engen Schultersc­hluss können wir die jungen Themen auf Stadtteile­bene, kommunaler Ebene und Landeseben­e weiter vorantreib­en.“Die 35-Jährige ist bayernweit die einzige weibliund

che JU-Bezirksvor­sitzende. Das Gewicht der Jungen Union wird bei der Kommunalwa­hl dadurch gestärkt, dass auf der CSU-Liste mit 60 Kandidaten nahezu 30 Prozent im JUAlter (35 Jahre) sind.

Zu den Zielen der JU-Augsburg sagt die Vorsitzend­e: „Gemeinsam wollen wir in den nächsten zwei Jahren für die Förderung der Ausbildung­sberufe im sozialen Bereich eintreten, moderne Familienpo­litik vorantreib­en und noch intensiver in den Dialog mit den jungen Augsburger­innen und Augsburger­n treten.“Stellvertr­eter im neu gewählten JU-Vorstand sind Thomas Lidel (Oberhausen), Gabriel Georgs (Haunstette­n), Philipp Werner (Stadtmitte) und Philipp Huber (Göggingen).

 ??  ?? Ein Blick zurück: Beim gemeinsame­n Parteitag von CSU und JU am 30. November im Haus St. Ulrich begrüßten Ruth Hintersber­ger und ihr Vater Johannes Hintersber­ger die Gäste. Foto: Silvio Wyszengrad
Ein Blick zurück: Beim gemeinsame­n Parteitag von CSU und JU am 30. November im Haus St. Ulrich begrüßten Ruth Hintersber­ger und ihr Vater Johannes Hintersber­ger die Gäste. Foto: Silvio Wyszengrad
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Fritz Hintersber­ger

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