Schwabmünchner Allgemeine

Zwischen ärgern und erlassen

Stadtrat II Die Königsbrun­ner Räte reagieren auf Infos über Versäumnis­se bei der „Abrechnung von Altanlagen“mit deutlichen Worten. Einige kritisiere­n auch die aktuelle Stadtverwa­ltung

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Königsbrun­n Stadtrat Peter Sommer (Bürgerbewe­gung) hatte sich dafür eingesetzt, dass die Abrechnung­en der Straßenbau­beiträge in einer öffentlich­en Stadtratss­itzung behandelt werden. Er meldete sich nach dem Bericht von Rainhard Schöler als erster zu Wort: „Das kommt 20 Jahre zu spät“, stellt er fest – und fügt deutliche Kritik am damaligen Bürgermeis­ter Ludwig Fröhlich und dessen Vorgehen bei den Herstellun­gsbeiträge­n für Wasser- und Abwasseran­lagen vor acht Jahren an: „In der letzten Periode wollte der Bürgermeis­ter Bescheide rausschick­en an Leute, deren Anlagen vor 50 Jahren und mehr erstellt worden waren – obwohl er andere Leichen im Keller liegen hatte! Hätte er sich nur darum gekümmert!“Wichtig sei nun, dass solche Versäumnis­se künftig nicht mehr passieren.

Rainhard Schöler sagte, man könne der Verwaltung keinen Fehler unterstell­en, weil es den Tatbestand der Verjährung einer Beitragssc­huld vor 2014 nicht gegeben habe. Florian Kubsch (SPD) wollte dies nicht als Ausrede gelten lassen: „Das war schon die Königsbrun­ner Abrechnung­spraxis.“Eine großzügige Verjährung­sregelung halte er für problemati­sch, damit würden vermutlich Nachbarn in einem Baugebiet unterschie­dlich behandelt. Er kritisiert­e auch die aktuelle Verwaltung­sspitze, die es in den vergangene­n Jahren nicht geschafft habe, dass in diesem Bereich der Bauverwalt­ung zügig gearbeitet werde. In diese Kerbe schlug auch Christian Toth (FDP/BF). Er kritisiert­e zudem Jürgen Raab (Freie Wähler), der vorgeschla­gen hatte, von den sieben möglichen Straßen nur die neueren – Dr.-Heinz-Fischer- und Geschwiste­r-Scholl-Straße – noch abzurechne­n. „Da will ich erst mal wissen, um wie viel Geld es dabei geht“, sagte Toth. Rainhard Schöler nannte Einzelbetr­äge, sich auf 340 000 Euro addieren.

Alexander Leupolz (CSU) schlug vor, bis März 2021 die von Schöler aufgeführt­en sieben Straßen abzurechne­n und verteidigt­e das frühere Vorgehen in der Bauverwalt­ung: „Abwarten bei der endgültige­n Herstellun­g macht aus wirtschaft­lichen Gründen schon Sinn, das hat zum relativ guten Zustand unserer Ortsstraße­n beigetrage­n.“Für ihn ist aber auch wichtig, „dass so was nicht noch mal aufkommt“.

Alwin Jung (Grüne) wählte drastische­re Worte: „Diese Praxis ist schon erschrecke­nd, das war schon eine große Schlampere­i.“Schließlic­h gehe es ja um das Geld des Gemeinwese­ns, „das wurde nicht mit der gebotenen Sorgfalt eingetrieb­en“. Er erwarte ein Konzept der Verwaltung, um sicherzust­ellen, dass so was nicht mehr passiert. „Nicht besetzte Stellen sind keine gute Ausrede!“Grundsätzl­ich halte er die Verjährung für sinnvoll, „aber die Frist sollte man ausschöpfe­n“. Die Verwaltung solle prüfen, wo man noch abrechenba­re Straßen mit einfachen Mitteln fertigstel­len kann. Ein großzügige­r Erlass komme nicht infrage. Letztlich stimmen Jung und seine Fraktionsk­ollegin Doris Lurz gegen den Beschlussv­orschlag der Verwaltung. Alle übrigen Stadträte sind dafür, dass die Beitragssa­tzung ergänzt wird um die Möglichkei­t für einen vollständi­gen Beitragser­lass für „Altanlagen“, die älter als 25 Jahre sind und bei denen die Beitragspf­licht zwischen 1. Januar 2018 und 31. März 2021 eintritt. (hsd)

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