Schwabmünchner Allgemeine

Kampf um die Vanille

Rohstoff Auf Madagaskar ist die Ernte in vollem Gange. Das Angebot ist knapp. Das ruft Kriminelle auf den Plan

-

Hamburg Schlechte Nachricht für Vanille-Liebhaber: die Preise für die wichtige Speiseeis-Zutat zeigen erneut eine leichte Tendenz nach oben. Denn auf der vor Afrikas Ostküste gelegenen Insel Madagaskar deuten erste Anzeichen auf ein knappes Angebot an Rohvanille hin – und damit höhere Erzeugerpr­eise.

„Wir erwarten eine Ernte mit einer 20 bis 25 Prozent geringeren Menge als im Vorjahr“, sagt der Chef von Madagaskar­s Vanille-Exportverb­and, Georges Geeraerts, der sich aber noch nicht zur Qualität äußern kann. Denn die steigenden Preise führen immer häufiger zu Diebstähle­n – und damit auch zu früheren Ernten der in ihrer Existenz bedrohten Bauern.

Der Inselstaat, der nach Schätzunge­n knapp vier Fünftel des Weltbedarf­s abdeckt, bestimmt mit seiner Produktion die Preisentwi­cklung. Vanille gilt als das beliebtest­e Gewürz für Süßspeisen aller Art. Es wird aber nicht nur für Produkte wie Eiscreme, Pudding, Kuchen, Kekse, Joghurt, Bonbons verwendet, sondern auch für Duftstoffe, Seifen, Körperloti­onen, Shampoos, Badezusätz­e, Raumdüfte. Vor allem sogenannte Bourbon-Vanille, die nur aus den Anbaugebie­ten Madagaskar, La Réunion oder von den Komoren stammen darf, wird selten und damit kostbar.

Der Vanille-Importeur Berend Hachmann aus Hamburg glaubt allerdings nicht, dass die in diesem Jahr verhältnis­mäßig kleine VanilleErn­te auf Madagaskar große Auswirkung­en auf die Preise in Deutschlan­d haben wird. „Vielleicht zehn Prozent nach oben oder zehn Prozent nach unten“, schätzt er. Denn die Preise seien ohnehin schon hoch. An der Beliebthei­t von Vanille habe das aber nichts geändert. „Die Kunden haben sich jetzt an die hohen Preise gewöhnt“.

Der im Vanille-Geschäft auf Madagaskar stark engagierte niedersäch­sische Duft- und Aromenhers­teller Symrise ist in der Sava-Region mit fünf Standorten vertreten und beschäftig­t rund 200 Mitarbeite­r – 150 weitere kommen als Saisonkräf­te hinzu.

Rund 7000 Vanille-Bauern in 84 Dörfern arbeiten auf der Insel mit Symrise zusammen. Der Konzern aus Holzminden verarbeite­t etwa zehn Prozent der auf Madagaskar angebauten Vanille, deren Preis seit fünf Jahren kontinuier­lich steigt und somit schon heute zu den teuersten Gewürzen der Welt gehört – nur Safran erzielte noch höhere Preise. Dennoch ist Symrise vor allem an hochwertig­er Qualität interessie­rt. „Für gute Qualitäten zahlen wir daher einen Aufschlag auf den aktuellen Marktpreis“, sagt Symrise-Manager Alban Bonnet vor Ort. Aktuell bewegen sich die Preise für die noch grünen Schoten leicht über dem Vorjahresn­iveau – eine Entwicklun­g, die der Exportverb­and mit einem weinenden und einem lachenden Auge verfolgt. „Mit geringeren Preisen würden wir möglicherw­eise weniger Neid erzeugen und vor allem wieder bessere Qualität haben – das würde uns auch eine Ausweitung von Produktion und Nachfrage ermögliche­n“, räumt Geeraerts ein, der einen Preis von 200 Dollar pro Kilo schwarzer Schoten für wünschensw­ert hält. Denn befeuert vom Trend zu natürliche­r Ernährung lag der Kilopreis für Vanille zuletzt bei rund 600 Euro – und damit weit über dem für ein Kilogramm Silber.

Pflanzer wie Judio Beanona, der in der Sava-Region auch eine Exportfirm­a betreibt, ist sich jedoch nicht so sicher, dass die Preise für die ursprüngli­ch aus Mittelamer­ika stammende Orchideena­rt kurzfristi­g sinken könnten. „Der diesjährig­e Preis liegt über dem des Vorjahres“, sagt er bereits, und weist zugleich auf eine leichte Qualitäts-Verschlech­terung hin. Allerdings relativier­t er auch, dass 2018 ein Ausnahmeja­hr gewesen sei: „Seit mehr als zehn Jahren hatten wir nicht mehr so eine Qualität wie 2018, die war außergewöh­nlich.“(dpa)

 ?? Foto: Roland Weihrauch, dpa ?? Das Mark einer Vanillesch­ote wird mit einem Löffelstie­l herausgesc­hoben. Der Rohstoff wird nicht nur für Eiscreme, Pudding oder Kuchen verwendet, sondern auch für Duftstoffe, Seifen oder Körperloti­onen.
Foto: Roland Weihrauch, dpa Das Mark einer Vanillesch­ote wird mit einem Löffelstie­l herausgesc­hoben. Der Rohstoff wird nicht nur für Eiscreme, Pudding oder Kuchen verwendet, sondern auch für Duftstoffe, Seifen oder Körperloti­onen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany