So klappt die WG auch ab 30
Spielregeln fürs Zusammenleben
Freiburg Was, du ziehst in eine WG? Wer sich in einem Alter über 30 „nur“ein Zimmer statt einer Wohnung sucht, wird von Familie und Freunden oft komisch beäugt. Diese Zeiten sind nach der Ausbildung und dem Studium längst vorbei, denken viele. Dabei gibt es viele Gründe, in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. „Alleine wohnen ist für viele, vor allem in den Großstädten, nicht mehr bezahlbar“, sagt Ulrich Herrenweger von der Plattform Berufstaetigen-wg.de. Manch anderer schätzt die Flexibilität: „Man kann sich schnell und zügig wieder lösen, zum Beispiel bei beruflichen Veränderungen“, sagt Clemens Albrecht, Professor für Soziologie an der Universität Bonn. Auch für gleichgesinnte Alleinerziehende und Senioren kann eine Zweck-WG Vorteile haben: Man steckt in einer ähnlichen Lebenslage und unterstützt sich. Doch Streitthemen können sich immer mal auftun. Daher müssen in einer WG meistens verbindliche Regeln her.
Wie vermeidet man Streit?
Die Experten-Meinung: Egal für welchen Zweck man eine WG sucht, das Zusammenleben klappt besser, wenn man sich sympathisch ist. Es gehört aber noch mehr dazu: „Man sollte in grundlegenden Einstellungen übereinstimmen“, sagt Annegret Mülbaier vom Portal wg-gesucht.de. Das reicht von der Hygienevorstellung über ähnliche Essund Kochgewohnheiten bis hin zur Freizeitgestaltung. Letzteres ist etwas, was die Grundausrichtung der WG prägt. „Je mehr gemeinsame Freizeit es gibt, desto eher wird die WG zum Familienersatz“, sagt Albrecht. Der eine sucht genau das, der andere hat schon ein intensives Sozialleben – das muss man beim ersten Kennenlernen kommunizieren, um Enttäuschungen zu vermeiden.
Wer kauft was, wer putzt?
Ganz ohne Regeln kommen die wenigsten WGs aus. „Wer was zahlt und wann, sollte vertraglich direkt zu Anfang geregelt werden“, rät Albrecht. Da gelte auch am besten das strikte Motto: Wer nicht zahlt, fliegt raus. Außerdem empfiehlt der Experte: „Der Anteil an gemeinsamen Ausgaben sollte gering sein, dann entstehen weniger Konflikte, wer was genutzt und dafür gezahlt hat.“Auch alles Weitere, was sich nicht informell regeln lässt, sollte man festschreiben. Heißt: Wenn niemand freiwillig putzt, muss ein Putzplan her – oder eine Reinigungskraft. Mehrgenerationen-WGs basieren dagegen häufig auf gegenseitiger Hilfeleistung: Die ältere Frau passt auf die Kinder auf, deren Vater erledigt ihren Einkauf.
Wie geht man miteinander um, wenn Streit droht?
Wenn sich Ärger aufstaut, hilft nur ein Gespräch. Das klingt nach einem banalen Tipp, aber: Viele scheuen die direkte Ansprache. Albrecht rät: „Den Mitbewohner ruhig mal auffordern, zu putzen.“Wenn etwas stört, lieber direkt darüber sprechen und die eigenen Toleranzschwellen aushandeln. (dpa)