Wie oft Straftäter in Bayern türmen
Justiz Ist der Memminger Fall eine Seltenheit? Wir erklären die wichtigsten Hintergründe
Augsburg Wie oft kommen Gefängnisausbrüche in Bayern vor? Wie steht der Freistaat im Vergleich zu anderen Bundesländern da? Hier eine Übersicht.
Wie oft brechen Häftlinge aus Gefängnissen in Bayern aus?
Der letzte Ausbruch aus einer Justizvollzugsanstalt liegt bereits acht Jahre zurück. Dieser gelang zwei Häftlingen im Jahr 2011 im oberfränkischen Kronach. Sie saßen wegen Diebstahls ein. Beide Männer drapierten ihre Zellen so, dass man meinen könnte, die Männer schlafen noch. Sie gelangten aufs Dach und seilten sich ab. Die beiden Häftlinge wurden nur wenige Stunden später wieder gefasst. Ausbrüche sind nach Auskunft des Bayerischen Justizministeriums die Ausnahme und seit vielen Jahren trotz gestiegener Gefangenenzahlen stark rückläufig.
Was wird als Ausbruch gewertet? Laut Ministerium ist dann von einem Ausbruch die Rede, wenn ein Gefangener aus einer mit Stacheldraht und Mauern gesicherten Justizvollzugsanstalt ausbricht. Generell unterscheidet das Ministerium zwischen Ausbrüchen, „sonstigen Entweichungen“und der „Nichtrückkehr von vollzugsöffnenden Maßnahmen“, etwa dem Freigang.
Wie häufig kommen „sonstige Entweichungen“vor?
Der Klassiker unter den „sonstigen Entweichungen“ist die Flucht aus dem Transporter, während ein Häftling von einem zum anderen Gefängnis transportiert wird. Es fallen aber auch Fluchten während eines Aufenthalts in einem Krankenhaus oder während einer bewachten Außenbeschäftigung unter diesen Begriff. 2018 gab es in Bayern sieben Entweichungen. Im Jahr 2017 waren es zwei Entweichungen, im Jahr 2016 elf und im Jahr 2015 waren es vier. Im Vergleich dazu gibt es auf das Jahr gerechnet im Schnitt rund 11500 Gefangene in Bayern.
Flüchten Häftlinge bei Freigängen? Der Freigang ist laut dem Bayerischen Strafvollzugsgesetz eine regelmäßige Beschäftigung der Gefangenen außerhalb der Anstalt – ohne Aufsicht von Beamten. Der Freigang dient dazu, den Gefangenen auf das Leben nach der Haft vorzubereiten. 2018 sind rund 13000 Freigänge bewilligt worden. Lediglich ein Gefangener sei dabei nicht freiwillig in die JVA zurückgekehrt.
Gab es in der Region schon andere Ausbrüche?
Ja, aber sehr selten. Zwei Beispiele: In Neuburg an der Donau sind im Juli 2010 gleich zwei Häftlinge aus der JVA geflohen. Die Männer arbeiteten in der Schweißerei und nutzten eine Arbeitspause zum Ausbruch. Vermutet wird, dass sie mit einer schweren Arbeitsmaschine ein Loch in die Wand gebrochen haben und in den Innenhof gelangt sind. Dort lag bereits ein präpariertes Kabel, das sie über die Mauer warfen. Daran zogen sie sich hoch und konnten die Mauer überwinden. Nach nur einer Stunde allerdings endete die Flucht. 1999 waren sieben Häftlinge aus dem Gefängnis im Augsburger Stadtteil Hochfeld entkommen. Sie hatten mit einem Messer eine Rigipsdecke durchstoßen und konnten über das Dach fliehen.
Wird in Bayern häufiger ausgebrochen als in anderen Bundesländern? Die Ausbruchsquote in Bayern ist im deutschlandweiten Vergleich niedrig. Nach Angaben des Justizministeriums sind im Jahr 2017 acht Gefangene in Deutschland ausgebrochen, im Jahr davor waren es sechs. Vor dem Ausbruch aus der JVA Memmingen war der letzte Ausbruch eben vor acht Jahren. „Sonstige Entweichungen“gab es im Jahr 2017 deutschlandweit 380, davon zwei in Bayern.