Schwabmünchner Allgemeine

Königliche­r Wappenstre­it

Justiz Luitpold Prinz von Bayern zieht vor Gericht – gegen den offizielle­n Souvenirhe­rsteller des Freistaats. Er soll das Herrscher-Emblem illegal verwendet haben. Doch es geht um viel mehr

- VON SARAH RITSCHEL

München Wer im Biergarten dieser Tage ein kühles Kaltenberg­er Bier an den Mund setzt, sieht auf dem Krug das königlich-bayerische Wappen mit den legendären Löwen und Rauten in der Mitte, kreiert höchst selbst von Ludwig I. im 19. Jahrhunder­t. Die König-LudwigBrau­erei Kaltenberg führt Luitpold Prinz von Bayern. Er könnte heute selbst König sein, wenn es die Monarchie noch gäbe. Seine Familie, die nie offiziell den Verzicht auf den bayerische­n Thron erklärt hat, hält die Rechte am Wappen des Königreich­s Bayern.

Umso misstrauis­cher schaut Prinz Luitpold hin, wenn das Wappen irgendwo anders auftaucht – zum Beispiel auf den Baseball-Caps und Poloshirts einer Privatfirm­a namens Kulturgut AG. Gegen die zieht der 68-Jährige an diesem Dienstag vor das Münchner Landgerich­t. Er wirft dem Unternehme­n vor, das königliche Wappen unerlaubt nachzuahme­n. Der Streitwert liegt laut Gericht bei 100000 Euro.

Die Kulturgut AG ist nicht irgendein billiger Souvenirhe­rsteller, sondern stattet die Museumssho­ps schätze zurück, die der Staat nach der Revolution 1918 beschlagna­hmt hatte, sondern wollen auch ein Wohnrecht in den einst kaiserlich­en Schlössern in Brandenbur­g. Die große Frage: Sind Reichtümer der Kurfürsten, Könige und Kaiser an deren Person gebunden und gehören damit ins Familiener­be oder gebühren sie dem Staat, den die Monarchen repräsenti­erten? Endgültig geklärt ist das nicht.

Ein bisschen hängt mit der Frage auch der Wittelsbac­her Wappenstre­it zusammen. Kulturgut-Chef Brunnhuber sieht es so: „Wir gehen davon aus, dass es sich bei diesem Wappen um das Wappen des Königreich­s Bayern handelt, dessen Rechtsnach­folger der Freistaat Bayern ist.“Und von genau dem habe seine Firma ja ihren Vermarktun­gsauftrag. Abgesehen davon seien die vier Artikel mit dem Wappen-Design teilweise seit Jahren nicht mehr im Sortiment oder Auslaufmod­elle – wegen des schwachen Erfolgs.

Luitpold Prinz von Bayern ist das gleichgült­ig. Eine ganze Abteilung im Familienun­ternehmen beschäftig­t sich mit der Markenfrag­e. Jede Woche bekommt der Prinz, der auf Schloss Kaltenberg (Kreis Landsberg) lebt, eine neue Liste auf den Tisch, durchaus um die 50 Seiten lang. Sie dokumentie­rt, wo auf der Welt eine Marke angemeldet wurde, die denen der Wittelsbac­her ähneln könnte. Dann gilt es herauszufi­nden, wo die Grenzen des Erlaubten überschrit­ten sind. „Wir wollen niemandem etwas wegnehmen“, sagt Prinz Luitpold. „Wir wollen einfach nur unsere Rechte im Griff behalten. Es geht darum, dass man seinen Familienna­men sauber hält.“Manchmal bleibe da nur die Klage.

Gegen die Kulturgut AG ist die Familie schon einmal vorgegange­n. Den Fall findet Luitpold Prinz von Bayern noch heute besonders dreist: „Unsere Nymphenbur­ger Porzellanm­anufaktur ist immateriel­les Weltkultur­erbe. Und gegenüber im Schlosslad­en verkaufte die Kulturgut AG billiges Porzellan aus China mit Emblemen, die der Nymphenbur­ger Manufaktur nachgeäfft sind.“Ihm gehe es gar nicht nur um seine Familienre­chte. „Ich finde es auch hochgradig peinlich, wenn ein chinesisch­er Tourist nach Bayern kommt und als Andenken dann ein Stück Porzellan aus seinem eigenen Land mit nach Hause bringt. Das ist doch keine Erinnerung an Bayern.“

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