Unterwegs mit Lama
Wandern Auf Tour unweit von Kaufbeuren
Mit dem Lama unterwegs in der Nähe von Kaufbeuren. Foto: Matthias Becker Von ganz hinten in unserer 13-köpfigen Lama-Mensch-Kolonne dringt ein Kichern nach vorne. Ernesto, ein fuchsroter Wallach, hat sich wieder einmal am Wegesrand im dichten Gras festgefressen. Er lässt sich auch nicht beeindrucken, wenn jemand am anderen Ende der Führleine beide Fersen in den Boden stemmt, um ihn fortzuzerren. Selbst, wenn sich der Rest der Mannschaft schon einige Meter entfernt hat, bleibt Ernesto gelassen. „Die hol ich schon wieder ein“, scheint er sich zu denken.
Es ist ein heißer Sommernachmittag. Ein Grund auch, weswegen unsere Lamas im kleinen Oberbeuren, einem Ortsteil von Kaufbeuren, nicht die größte Wanderlaune haben. Bei hohen Temperaturen verkriechen sie sich lieber im Stall, damit ihnen die Sonne nicht länger auf den Pelz brennt. Herr des Hofes mit dem klangvollen Namen „Pichincha Llamas“sind allerdings nicht die rund 70 langhalsigen Andenbewohner – das ist Walter Egen. Ein hoch gewachsener Mann in dunkelblauen Jeans und weißem Hemd mit schwarzem Muster, der die meisten seiner Lamas überragt. Vor 30 Jahren verfiel der heute 60-Jährige dem Charme der gemütlichen Tiere.
Wir versammeln uns alle auf der Wiese. Es folgt die Order, sofort zur naheliegenden Wiese zu marschieren, wo sich die Tiere den Bauch vollschlagen können. Als auch der größte Lamabauch – also der von Lama Ernesto – zumindest halbwegs mit Gras befüllt ist, wollen wir aufbrechen. Nur wie? Der Züchter sagt: „Einfach den Weg runter links.“Wir denken: „Und wie erkläre ich das meinem Lama?“Denn auch mit leichtem Zug auf der Leine schafft es keiner von uns, sein Tier von der saftigen Wiese loszueisen. Zu zaghaft gehen wir vor. Dann schaltet sich Walter Egen ein: „Mikey muss anführen.“Der sei hier der Chef. Und siehe da – kaum kommt der langhaarige Hengst mit Vorliebe für Büsche seiner Rolle als Alphatier nach, sind alle Tiere Feuer und Flamme für den Ausflug ins Kemnater Hinterland.