Filme aus den 30ern
Tipp des Tages Das ZDF zeigt mit „Wir im Krieg“Film-Fundstücke aus der NS-Zeit
ZDF, 20.15 Uhr Zehn Minuten Farbfilm für 50 Mark – in den 1930er Jahren war das viel Geld, zumal der Durchschnittslohn eines Arbeiters kaum viermal so hoch lag. Doch weil sich die ökonomische Gesamtlage wegen Adolf Hitlers Aufrüstungsund Kriegswirtschaft gebessert hatte, lebten in der Nazidiktatur viele Menschen, die sich das Filmen gönnen konnten und somit für die Nachwelt Bilder erhalten haben, die untermauern, wie Deutschland vom Propagandaglanz bis in die 40er Jahre immer tiefer in den Abgrund geriet. „Wir im Krieg – Privatfilme aus der NS-Zeit“nennt der TVAutor Jörg Müllner seine Dokumentation, die das ZDF am Dienstag, 6. August, um 20.15 Uhr als einen Beitrag zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns am 1. September 1939 zeigt.
Der Historiker Müllner, der fürs ZDF bereits Filme über die NS-Zeit und den Krieg („Hitlers Helfer – Eichmann“) erstellte, hat in seinem Bericht fast ausschließlich Amateurfilme zusammengetragen. Schöne Urlaubsaufnahmen vom Faltboot mit entsetzlich qualmenden Schuten im Hintergrund muten eher noch harmlos an im Vergleich zu einem Nazi-Auflauf im badischen Lahr im Juli 1939, bei dem fast die gesamte Bevölkerung mitmischte, wie die Filme eines Amateurs, der 20 Stunden Material hinterließ, zeigen.
Einige Chronisten ihrer Zeit filmten dann aber doch, so lange der Vorrat reichte. Und somit wendeten viele Amateurfilmer aus der Nazizeit einfach das Blatt: Die Kamera, die im Grunde das prosperierende Reich abbilden sollte, bewahrte der Nachwelt auch die nachhaltigen Eindrücke von seinem Untergang. (dpa)