Schwabmünchner Allgemeine

Der mit der Technik kämpft

Fischer-Z klingt jetzt stark nach Reggae

- VON CHRISTIAN GÖGLER

„Swimming In Thundersto­rms“heißt das neue Album von Fischer-Z, das nächsten Monat erscheinen wird. Während eines Gewitters zu schwimmen, ist sicherlich weniger ratsam, als zu einem Auftritt der britischen Band zu gehen. Im Spectrum Club in Augsburg geben Gründer John Watts und seine Musiker ein luftig-leichtes Sommerkonz­ert und einen kleinen Vorgeschma­ck auf das, was bald veröffentl­icht wird. Dabei ficht Watts anfangs allerdings einen harten Kampf mit der Technik aus.

Mit einer wieder fast runderneue­rten Band steigt Watts auf die Spectrum-Bühne – internatio­nal besetzt mit einem Kroaten am seitlich platzierte­n Schlagzeug, einem deutschen Gitarriste­n und zwei Franzosen an Keyboard und Bass. Früher im Plattenlad­en standen Fischer-Z unter den Rubriken Pop, Punkrock oder New Wave eingeordne­t, neben 10cc, The Police oder Talking Heads. Das Augsburger Konzert hingegen hat einen klaren ReggaeEins­chlag, der sich in fast allen Stücken bemerkbar macht. Zudem arbeiten Fischer-Z live gern mit Verzerrung­en, Hall und manch schrägem Keyboard-Einsprengs­el.

Bei seiner reichhalti­gen Auswahl an Gitarren kann sich Watts den ironischen Kommentar nicht verkneifen: „Wegen der Brexit-Richtlinie­n dürfen wir nur noch eine Gitarre aus England mitbringen.“Die dezente Schrulligk­eit, verbunden mit kritisch-politische­n Ansagen, das hat sich der 64-Jährige bewahrt.

Gut im Set verstreut finden sich Balladen, ein Seemannsli­ed und großartige Gassenhaue­r wie „Room Service“und „Battalions Of Strangers“, zwei Songs vom kommenden Album und ganz alte Dinger aus den 1970ern wie „The Worker“. „Pretty Paracetamo­l“hätte mit deutschem Text sicher einen veritablen Hit in der Neuen Deutschen Welle abgegeben. „Further From Love“nahm Watts einst in Peter Gabriels Real-World-Studios auf. Nach dem balladeske­n Antikriegs­lied bricht frenetisch­er Jubel im gut gefüllten Spectrum aus.

Vergessen sind Watts Kampf zuvor mit quietschen­den Störgeräus­chen auf seinen Ohrstöpsel­n, die schrillen Rückkopplu­ngen über die Lautsprech­erboxen und fehlerhaft verkabelte Gitarren. Watts ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, und die Fans blieben geduldig. Im Zugabebloc­k gibt die Band dann richtig Stoff. Die lässigen Sommerrhyt­hmen weichen abrupt punkig schrammeln­den Gitarren und als Krönung kommt natürlich „Marliese“, das Mädchen mit der geschmeidi­gen Gefassthei­t eines Filmstars, das ihn fast in die Knie zwingt. Eine reichhalti­ge Entschädig­ung für Watts zähes Ringen mit der Technik.

Gut im Set verstreut finden sich Balladen

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Fischer-Z im gut gefüllten Spectrum in Augsburg. Foto: Christian Gögler

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