Nach Attacke: Frau lässt sich nicht einschüchtern
Kriminalität Wie es nach den beiden Angriffen auf einen Flaschensammler und eine Hundehalterin weitergeht
In der vergangenen Woche haben sich zwei Vorfälle in der Innenstadt ereignet, die ein hohes Maß an Aggressivität aufweisen. Zwei Unbekannte schlugen nachts am Ulrichsplatz einen Pfandflaschensammler zusammen, ein Mann stieß nach einem Disput eine Hundehalterin die Treppen am Mauerberg hinab. Bei der Polizei sind in beiden Fällen inzwischen Hinweise auf die Täter eingegangen.
„Ihnen muss jetzt nachgegangen werden“, sagt Polizeisprecher Alexander Zink. Viele Hinweise seien es allerdings nicht. Im Falle der Attacke am Ulrichsplatz liege das wohl auch daran, dass das Opfer die Täter kaum beschreiben konnte. Der 49-Jährige hatte am Freitagmorgen kurz vor drei Uhr am Ulrichsplatz Pfandflaschen gesammelt. Er wurde von zwei Unbekannten zunächst geschlagen. Als er zu Boden ging, traten sie auf das Opfer ein. Mit einer Kopfplatzwunde und Schwellungen im Gesicht wurde der Verletzte in die Uniklinik gebracht.
Nach Angaben von Zink handele es sich bei dem Opfer um keinen typischen Flaschensammler, wie man ihn sich vielleicht vorstelle. Auch sei er nicht aus der Obdachlosenszene. Von den Tätern ist lediglich bekannt, dass sie etwa 20 Jahre alt sind und ein blaues und ein weißes T-Shirt trugen. Da konnte Rosalinde Maier ihren Angreifer etwas genauer beschreiben.
Wie berichtet, war die 64-Jährige vergangenen Dienstag gegen 17.35 Uhr mit ihrem Hündchen Goldie in der Nähe des Liliom am Unteren Graben unterwegs. Dort geriet sie mit einem Paar, das ebenfalls einen Hund dabei hatte, in eine eigentlich harmlose Diskussion. Als die Hundehalter die Treppen am Mauerberg hochgingen, versperrte der Mann laut Rosalinde Maier ihr am ersten Treppenabsatz zunächst den Weg. Dann stieß er sie hinunter.
14 Stufen stürzte die Immobilienmaklerin zusammen mit ihrem Chihuahua-Mischling rücklings hinab. Sie selbst sagt, sie habe den Vorfall inzwischen gut verdaut. Doch Goldie gehe es nicht gut. Sie war bei dem Sturz auf den Kopf gefallen. Goldie, die vergangenes Jahr aus einer Tiertötung in Spanien gerettet wurde und bei Maier ein Zuhause gefunden hat, leidet seitdem unter Zitteranfällen. „Außerdem spuckt sie in einer Tour“, erzählt das besorgte Frauchen, das mit Goldie erneut zum Tierarzt gehen will. Sie selbst habe bei dem Sturz einen Schutzengel gehabt. „Er flog schneller, als ich gestürzt bin.“Einschüchtern lässt sich die Augsburgerin aber nicht. Im Gegenteil.
200 Flyer hat sie in der Gegend um den Mauerberg aufgehängt, auf denen das unbekannte Paar beschrieben wird. Der Mann Ende 30, mittelblond, Drei-Tage-Bart, dialektfreies Deutsch. Sie, eine blonde Frau Mitte 30 Jahre alt, ostdeutscher Dialekt. Polizeisprecher Alexander Zink weist darauf hin, dass Zeugen beider Vorfälle sich bei der Polizei-Mitte unter 0821/323-2110 melden sollen. Dass in der Öffentlichkeit die Aggressivität zunehme, könne er nicht bestätigen, sagt er auf Nachfrage. „Diese beiden Fälle sind zeitlich dicht aufeinander gefolgt.“Da könne vielleicht der Eindruck entstehen. Viele Menschen beschäftigen freilich solche unvorhersehbaren Übergriffe. Wie etwa den 60-jährigen Lehrer und Familienvater Günter Scharnagel.
Obwohl er in Ansbach lebt, hat er über eine gute Freundin einen Bezug zu Augsburg. Ihn bewegt der Übergriff auf den Pfandflaschensammler. Er würde gerne, so erzählt er am Telefon, eine Sammelaktion für den Mann starten. „An Opfer wird viel zu wenig gedacht. Ich finde, wir müssen mehr Solidarität und Anteilnahme zeigen.“ Rosalinde Maier und ihr Hund wurden die Treppe am Mauerberg hinabgestoßen. Foto: Silvio Wyszengrad