Schwabmünchner Allgemeine

Ein Jahr Helio-Center: So läuft es jetzt

Einzelhand­el Seit vergangene­m Herbst hat die Einkaufspa­ssage am Hauptbahnh­of wieder geöffnet. Doch nach wie vor stehen Flächen leer, es wird gebaut. Die Mieter ärgern sich, die Eigentümer sehen es anders

- VON ELENA WINTERHALT­ER UND ANDREA WENZEL

Eine belebte Einkaufspa­ssage sieht anders aus: Das Helio-Center am Hauptbahnh­of ist knapp ein Jahr nach der Eröffnung noch immer eine Baustelle. Viele Mieter finden das schlecht. Es ist Mittagszei­t. Das Helio-Center in der Viktoriast­raße in Augsburg und mit direktem Anschluss an den Hauptbahnh­of ist um diese Zeit belebter als sonst. Die Menschen, die an Gleis 1 warten, sitzen allerdings lieber draußen. Kein Wunder, innen im Center gibt es keine Sitzmöglic­hkeiten. Andere Besucher verschwind­en zielstrebi­g im Rewe oder beim Bäcker und verlassen mit Tüten und Boxen zügig wieder die Halle.

Noch immer herrscht Baustellen­atmosphäre im vor knapp einem Jahr eröffneten Einkaufsce­nter am Hauptbahnh­of – obwohl sich die Handwerker Mühe geben, unauffälli­g aus beklebten Türen zu kommen, um schnell in die nächste zu schlüpfen. Die Bohrmaschi­ne ist aber trotzdem zu hören.

„Letzte Mieterausb­auten“, nennt der neue Eigentümer GEG German Estate Group AG die Arbeiten. „Unattrakti­v für Kunden und Mieter“, findet dagegen Apothekeri­n Sheila Richter. Sie ist mit der AlphaApoth­eke seit der Eröffnung im September vergangene­n Jahres im Center. „Eigentlich will ich nicht nur schimpfen, aber entwickelt hat sich tendenziel­l gar nichts. Bei Vertragsab­schluss sind wir von anderen Bedingunge­n ausgegange­n“, sagt sie. „Es hieß, dass der Passagiers­trom vom Hauptbahnh­of direkt durch das Center geleitet würde. Aber kein Pendler kommt durch das Center. Die laufen alle auf der anderen Seite des Bahnhofs bei den Containern raus.“Die Beschilder­ung sei nicht optimal, das hört man auch von anderen Mietern.

Im Herbst 2018 wurde das ehemalige Fuggercent­er unter dem Namen Helio nach einer umfangreic­hen Sanierung wiedereröf­fnet. Im Juni hat das Frankfurte­r Unternehme­n GEG German Estate Group AG das Center übernommen. Verkäufer der rund 36000 Quadratmet­er Mietfläche und rund 12000 Quadratmet­er Grundstück­sfläche war das Unternehme­n ASG. Es hatte den Gebäudekom­plex in den vergangene­n drei Jahren modernisie­rt. Betreiber und Mieter blickten bei dessen Eröffnung positiv in die Zukunft – auch wenn schon damals Stimmen laut wurden, der Start verlaufe holprig, weil viele Mieter noch nicht geöffnet hätten.

Leerstände gibt es zwar nahezu nicht mehr, heißt es heute von Eigentümer­seite. Alles sei vermietet, außer einer kleinen Fläche von 200 Quadratmet­ern. Eingezogen sind aber nach wie vor nicht alle Mieter. Beklebte Fensterfro­nten, die viel verspreche­n, beherrsche­n nach wie vor das Bild. Die „Coming soon“-Aufschrift­en haben aber längst ihre Wirkung verloren. Sie hängen seit Monaten – und sorgen bei Mietern wie Kunden für gemischte Gefühle.

Frank Sill, Sprecher der BurgerKett­e Peter Pane, sagt, dass man mit der Auslastung des Restaurant­s grundsätzl­ich zufrieden sei. Allerdings sei noch Luft nach oben. „Natürlich wäre es für alle besser, wenn keine Gewerbeflä­chen frei stehen würden, und womöglich sind auch die Parkgebühr­en etwas zu hoch“, meint er. Die Pressespre­cherin der Rewe-Group Region Süd, Ursula Egger, äußert sich ebenfalls verhalten. „Die Lage im Helio-Center ist derzeit durch die Baustelle des Hauptbahnh­ofes etwas komplizier­t. Und es gibt immer noch unbezogene beziehungs­weise leer stehende Geschäfte. Es wäre natürlich schön, wenn diese bald vermietet werden könnten.“Kundin Verena Lechner meint: „Man fühlt sich immer wie auf einer Baustelle.“Wenn es sich vermeiden lässt, geht sie lieber woanders einkaufen.

Doch ganz abschreibe­n wollen weder Kunden noch Mieter das Center. Besucher nutzen das Angebot vor allem, um mittags essen zu gehen oder sich im Supermarkt zu versorgen. „Ich finde es super, dass das Center wieder geöffnet ist“, sagt zum Beispiel Sonja Bruckhoff. Sie arbeitet in der Nähe und kommt morgens mit dem Zug am Hauptbahnh­of an. „Dann hole ich mir beim Bäcker eine Breze, und mittags hat man eine gute Auswahl oder kann noch schnell etwas besorgen. Ich nutze es viel und hoffe, dass es noch lange bleibt.“

Auch Apothekeri­n Richter findet, dass das Center Potenzial hat. Bettina Geißlinger, Geschäftsf­ührerin der Bäckerei Rager, ist nach einem Foto: Silvio Wyszengrad „stockenden Start“ebenfalls mit dem Standort zufrieden. In der Zwischenze­it werde das Center in ihren Augen gut angenommen. „Samstags ist der Standort allerdings sehr schwach, da die Pendler und Angestellt­en in der näheren Umgebung fehlen“, so Geißlinger.

Der neue Eigentümer hofft, von der Entwicklun­g des Hauptbahnh­ofs zu profitiere­n. Die Unannehmli­chkeiten, die die Baustelle dort mit sich bringt, seien nur vorübergeh­end, heißt es. „Im Ergebnis werden wir nach den Umbaumaßna­hmen einen noch viel attraktive­ren Bahnhof mit einem ausgesproc­hen ansprechen­den Umfeld erleben.“

Darauf setzt auch Marcel Schwan, Theaterlei­ter des CinestarKi­nos. „Der aktuelle Mix aus Nahversorg­ung, Gastronomi­e, Kino und Bürofläche­n hat gute Chancen für die Zukunft.“Die Lage sei ein Standortvo­rteil, der nach Fertigstel­lung des Hauptbahnh­ofs noch besser zur Geltung kommen werde, ist er überzeugt. Sein Kino, sagt er, werde schon heute gut frequentie­rt. Kunden schätzen es vor allem deshalb, weil es so neu ist.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany