Das Fledermaus-Hotel ist eröffnet
Projekt Die Auffangstation für verletzte oder geschwächte Tiere im Tierparadies Gut Morhard in Königsbrunn ist eröffnet. Die ersten Bewohner sind ein-, einige schon wieder ausgezogen. Was es dort für Besucher zu entdecken gibt
Auf dem Tierparadies Gut Morhard in Königsbrunn werden ab sofort verletzte und geschwächte Fledermäuse gepflegt und auf die Auswilderung vorbereitet. Besucher können mehr über das Leben der Tiere erfahren und einen Blick in die Voliere werfen.
Königsbrunn Das Tierparadies Gut Morhard in Königsbrunn hat einen neuen Anziehungspunkt: Das BatHotel ist eröffnet. Oder die Fledermauskiste, wie es TierschutzvereinVorsitzender Heinz Paula formuliert. Dem widerspricht Initiator Günther Groß vom Naturmuseum umgehend. Er bevorzugt eine klassische Namensvariante und meint, das Ganze sollte einfach nur „Fledermausstation Königsbrunn“heißen. Da erhält er sofort Rückendeckung von Claudia Weißschädel, Vorsitzende vom Verein Fledermausschutz Augsburg, denn so steht es auch schon über dem Eingang.
Und während es über den Namen noch etwas verbales Geplänkel gibt, sind sich die Verantwortlichen einig, dass das Projekt als solches absolut gelungen und bayernweit einmalig ist. Denn in der Auffangstation werden nicht nur geschwächte Tiere wieder aufgepäppelt, bis sie ausgewildert werden können. Es gibt auch umfassendes Informationsmaterial zu den nachtaktiven Tieren.
Die Auffangstation steht im neu angelegten Freibereich des Tierparadieses Gut Morhard. Sie besteht aus einer drei auf sechs Meter großen Voliere, in die Besucher hineinschauen können. Man sieht aber wenig außer Futter- und Trinknäpfe. Dafür ist alles mit Kameras und Monitoren ausgestattet, sodass Interessierte sich kleine Videoaufnahmen aus vergangenen Nächten anschauen können. Besonders die Filmsequenzen mit einer Fledermausmutter und ihrem Kind und einer fressenden Fledermaus werden an diesem Morgen immer wieder angeschaut.
Eingeladen sind Sponsoren und Interessierte, um auf die Eröffnung anzustoßen. Paula sagt: „Das Projekt ist großartig geworden und ein zentraler Baustein in unserem Tierkompetenz-Zentrum.“Er lobt Groß für seinen Einsatz, die finanziellen Mittel aufgetrieben zu haben. Groß wiederum gibt das Lob weiter an die Städte Augsburg und Königsbrunn, Behörden und Baufirma. Viele hätten ihn vorher gewarnt, dass es kaum möglich wäre, so kurzfristig das Projekt umzusetzen.
Doch die Kooperation von Tierschutzverein, Naturmuseum und dem Verein Fledermausschutz und allen anderen Beteiligten hätten es möglich gemacht. Vorher fanden die abgegebenen Fledermäuse vorübergehend eine Bleibe im Haus von Claudia Weißschädel. Doch, obwohl Weißschädel alles so organisierte, wie es die Tiere brauchten, tat ihnen der Umzug nach Königsbrunn gut, wie die Fledermaus-Expertin erklärt. Die Tiere hätten sofort mit Flugübungen begonnen, so eine Beobachtung, und einige konnten schon ausgewildert werden. Dazu gibt es extra einen abgetrennten Bereich, in denen die Fledermäuse einfach nach draußen gelangen und dennoch immer wieder zurückkönnen, Schutz haben und sich Futter holen, solange sie es brauchen. Gefüttert werden Mehlwürmer.
Besonders viel zu entdecken gibt es für Kinder. Im Beobachtungsraum sind überall Stoff-Fledermäuse versteckt, die es zu suchen gilt, genauso wie in einem Wimmel-Bild. Hier wird gezeigt, wo sich die fliegenden Säugetiere am liebsten verstecken, wenn sie einmal ins Haus beziehungsweise Wohnzimmer kommen. „Invasion“ist das Bild betitelt, denn oft verirrt sich nicht nur ein Tier, sondern gleich eine ganze Kolonie.
Dann hängen die kleinen ungebetenen Gäste in den Gardinen, hinter Bildern oder im Bücherregal und sitzen in Tassen und Vasen.
Alle Schautafeln haben einen sogenannten QR-Code. SmartphoneNutzer werden so auf weiterführende Internetseiten geleitet. Beispielsweise wird gezeigt, wie unterschiedlich schnell der Herzschlag von Fledermäusen im Sommer und im Winter ist, wenn sie Winterschlaf halten.
Aber was macht Claudia Weißtagsüber
schädel jetzt mit ihrem verwaisten Fledermauszimmer zu Hause? „Erst einmal aufräumen“, erzählt sie und lacht. Abgegebene Fledermäuse, die eine Intensivbetreuung brauchen, werden immer noch von den Vereinsmitgliedern daheim gepflegt, bis sie alleine fressen und auch keine medizinische Versorgung mehr benötigen. Dann kommen die Tiere in die Fledermaus-Station, wo sie Flugübungen machen, etwas zu
fressen bekommen und die gute Stube von den Tierpflegern des Tierschutzvereins auch sauber gemacht wird – also doch irgendwie ein BatHotel.
OFührungen Schulklassen und andere interessierte Gruppen können eine Führung zur Fledermausstation vereinbaren beim Verein Fledermausschutz fledermaus@weissschaedel.de oder gut.morhard@tierschutz-augsburg.de.