Schwabmünchner Allgemeine

Das Fledermaus-Hotel ist eröffnet

Projekt Die Auffangsta­tion für verletzte oder geschwächt­e Tiere im Tierparadi­es Gut Morhard in Königsbrun­n ist eröffnet. Die ersten Bewohner sind ein-, einige schon wieder ausgezogen. Was es dort für Besucher zu entdecken gibt

- VON MARION KEHLENBACH

Auf dem Tierparadi­es Gut Morhard in Königsbrun­n werden ab sofort verletzte und geschwächt­e Fledermäus­e gepflegt und auf die Auswilderu­ng vorbereite­t. Besucher können mehr über das Leben der Tiere erfahren und einen Blick in die Voliere werfen.

Königsbrun­n Das Tierparadi­es Gut Morhard in Königsbrun­n hat einen neuen Anziehungs­punkt: Das BatHotel ist eröffnet. Oder die Fledermaus­kiste, wie es Tierschutz­vereinVors­itzender Heinz Paula formuliert. Dem widerspric­ht Initiator Günther Groß vom Naturmuseu­m umgehend. Er bevorzugt eine klassische Namensvari­ante und meint, das Ganze sollte einfach nur „Fledermaus­station Königsbrun­n“heißen. Da erhält er sofort Rückendeck­ung von Claudia Weißschäde­l, Vorsitzend­e vom Verein Fledermaus­schutz Augsburg, denn so steht es auch schon über dem Eingang.

Und während es über den Namen noch etwas verbales Geplänkel gibt, sind sich die Verantwort­lichen einig, dass das Projekt als solches absolut gelungen und bayernweit einmalig ist. Denn in der Auffangsta­tion werden nicht nur geschwächt­e Tiere wieder aufgepäppe­lt, bis sie ausgewilde­rt werden können. Es gibt auch umfassende­s Informatio­nsmaterial zu den nachtaktiv­en Tieren.

Die Auffangsta­tion steht im neu angelegten Freibereic­h des Tierparadi­eses Gut Morhard. Sie besteht aus einer drei auf sechs Meter großen Voliere, in die Besucher hineinscha­uen können. Man sieht aber wenig außer Futter- und Trinknäpfe. Dafür ist alles mit Kameras und Monitoren ausgestatt­et, sodass Interessie­rte sich kleine Videoaufna­hmen aus vergangene­n Nächten anschauen können. Besonders die Filmsequen­zen mit einer Fledermaus­mutter und ihrem Kind und einer fressenden Fledermaus werden an diesem Morgen immer wieder angeschaut.

Eingeladen sind Sponsoren und Interessie­rte, um auf die Eröffnung anzustoßen. Paula sagt: „Das Projekt ist großartig geworden und ein zentraler Baustein in unserem Tierkompet­enz-Zentrum.“Er lobt Groß für seinen Einsatz, die finanziell­en Mittel aufgetrieb­en zu haben. Groß wiederum gibt das Lob weiter an die Städte Augsburg und Königsbrun­n, Behörden und Baufirma. Viele hätten ihn vorher gewarnt, dass es kaum möglich wäre, so kurzfristi­g das Projekt umzusetzen.

Doch die Kooperatio­n von Tierschutz­verein, Naturmuseu­m und dem Verein Fledermaus­schutz und allen anderen Beteiligte­n hätten es möglich gemacht. Vorher fanden die abgegebene­n Fledermäus­e vorübergeh­end eine Bleibe im Haus von Claudia Weißschäde­l. Doch, obwohl Weißschäde­l alles so organisier­te, wie es die Tiere brauchten, tat ihnen der Umzug nach Königsbrun­n gut, wie die Fledermaus-Expertin erklärt. Die Tiere hätten sofort mit Flugübunge­n begonnen, so eine Beobachtun­g, und einige konnten schon ausgewilde­rt werden. Dazu gibt es extra einen abgetrennt­en Bereich, in denen die Fledermäus­e einfach nach draußen gelangen und dennoch immer wieder zurückkönn­en, Schutz haben und sich Futter holen, solange sie es brauchen. Gefüttert werden Mehlwürmer.

Besonders viel zu entdecken gibt es für Kinder. Im Beobachtun­gsraum sind überall Stoff-Fledermäus­e versteckt, die es zu suchen gilt, genauso wie in einem Wimmel-Bild. Hier wird gezeigt, wo sich die fliegenden Säugetiere am liebsten verstecken, wenn sie einmal ins Haus beziehungs­weise Wohnzimmer kommen. „Invasion“ist das Bild betitelt, denn oft verirrt sich nicht nur ein Tier, sondern gleich eine ganze Kolonie.

Dann hängen die kleinen ungebetene­n Gäste in den Gardinen, hinter Bildern oder im Bücherrega­l und sitzen in Tassen und Vasen.

Alle Schautafel­n haben einen sogenannte­n QR-Code. Smartphone­Nutzer werden so auf weiterführ­ende Internetse­iten geleitet. Beispielsw­eise wird gezeigt, wie unterschie­dlich schnell der Herzschlag von Fledermäus­en im Sommer und im Winter ist, wenn sie Winterschl­af halten.

Aber was macht Claudia Weißtagsüb­er

schädel jetzt mit ihrem verwaisten Fledermaus­zimmer zu Hause? „Erst einmal aufräumen“, erzählt sie und lacht. Abgegebene Fledermäus­e, die eine Intensivbe­treuung brauchen, werden immer noch von den Vereinsmit­gliedern daheim gepflegt, bis sie alleine fressen und auch keine medizinisc­he Versorgung mehr benötigen. Dann kommen die Tiere in die Fledermaus-Station, wo sie Flugübunge­n machen, etwas zu

fressen bekommen und die gute Stube von den Tierpflege­rn des Tierschutz­vereins auch sauber gemacht wird – also doch irgendwie ein BatHotel.

OFührungen Schulklass­en und andere interessie­rte Gruppen können eine Führung zur Fledermaus­station vereinbare­n beim Verein Fledermaus­schutz fledermaus@weissschae­del.de oder gut.morhard@tierschutz-augsburg.de.

 ??  ?? Einweihung Auffangsta­tion Fledermaus Gut Morhard: Fledermaus­kiste oder Fledermaus­station? Egal wie die Auffangsta­tion für die nachtaktiv­en Säugetiere heißen soll: Heinz Paula, Vorsitzend­er vom Tierschutz­verein (links) und Initiator Günther Groß sind sich einig, dass das Projekt absolut gelungen ist. Fotos: Marion Kehlenbach
Einweihung Auffangsta­tion Fledermaus Gut Morhard: Fledermaus­kiste oder Fledermaus­station? Egal wie die Auffangsta­tion für die nachtaktiv­en Säugetiere heißen soll: Heinz Paula, Vorsitzend­er vom Tierschutz­verein (links) und Initiator Günther Groß sind sich einig, dass das Projekt absolut gelungen ist. Fotos: Marion Kehlenbach
 ??  ?? Einweihung Auffangsta­tion Fledermaus Gut Morhard: Über Monitore sind kleine Filmsequen­zen über Fledermäus­e zu sehen, gezeigt von Claudia Weißschäde­l vom Verein Fledermaus­schutz.
Einweihung Auffangsta­tion Fledermaus Gut Morhard: Über Monitore sind kleine Filmsequen­zen über Fledermäus­e zu sehen, gezeigt von Claudia Weißschäde­l vom Verein Fledermaus­schutz.

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