Schwabmünchner Allgemeine

Warum verlassen die Chefärzte das Krankenhau­s?

Wertachkli­nik Der Vorstand hält sich bedeckt, und die Mediziner sind nicht mehr erreichbar

- VON NORBERT STAUB

Schwabmünc­hen Die Wertachkli­nik in Schwabmünc­hen kommt nicht aus den Schlagzeil­en. Ende Juli wurde bekannt, dass die Station B1 während der Sommerferi­en geschlosse­n bleibt, und am Freitag wurde auf einer Betriebsve­rsammlung verkündet, dass mit Dr. Pavel Zonca und Dr. Gordon Hoffmann gleich zwei Chefärzte das Haus verlassen.

Der Vorstand der Kliniken, Martin Gösele, hielt sich am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung zu den Gründen für den Weggang bedeckt: „Ich kann zu den Gründen nichts sagen, weil wir als Arbeitgebe­r auch eine Treuepflic­ht gegenüber unseren Mitarbeite­rn haben.“Die beiden Ärzte waren gestern im Schwabmünc­hner Krankenhau­s schon nicht mehr zu erreichen.

Gösele wiederholt­e noch einmal, dass nicht der Personalma­ngel im Pflegebere­ich der entscheide­nde Grund für die Schließung der interdiszi­plinären Station B1 sei, auf der bis zu 30 Personen untergebra­cht werden können. Vielmehr sei es so, dass in den Sommerferi­en weniger Menschen ins Krankenhau­s kommen, weil man nicht unbedingt notwendige Operatione­n lieber auf einen anderen Zeitpunkt verlegt. Nach den Sommerferi­en soll die Station wieder geöffnet werden.

Auch in anderen Krankenhäu­sern ist es so, dass in den Sommerferi­en weniger Patienten kommen. „Keiner geht in der Ferien- oder Sommerzeit freiwillig ins Krankenhau­s und viele Menschen sind auch in dieser Zeit verreist“, sagt Regina Miller, Sprecherin des Klinikums Landsberg. Dass aber deshalb eine ganze Station geschlosse­n werde, sei in Landsberg in den letzten Jahren nicht vorgekomme­n. „Auch aus anderen Häusern ist mir da nichts bekannt“, sagt Miller.

In den Wertachkli­niken sei dies aber schon öfter vorgekomme­n, sagt Vorstand Martin Gösele: „Das passiert bei uns immer wieder mal, zuletzt beispielsw­eise an Weihnachte­n und Dreikönig.“Gösele räumt aber ein, dass in den Wertachkli­niken nicht alle Stellen im Pflegebere­ich besetzt werden können. „Das Problem haben aber andere Häuser auch. Ich kenne kein Krankenhau­s, das alle Stellen besetzt hat“, sagt der Vorstand der Wertachkli­niken. Er verwies auf Aktionen wie die Bewerberna­cht oder die Arbeitskre­ise, die am Freitag gebildet worden seien, um mehr Personal zu gewinnen und die bestehende­n Mitarbeite­r an das Haus zu binden: „Wobei die Bindung für mich fast noch wichtiger ist.“

Wie viele Stellen sind denn nun in den Wertachkli­niken in Schwabmünc­hen und Bobingen nicht besetzt? Gösele: „Zahlen möchte ich in der Öffentlich­keit nicht kommunizie­ren.“

Schwabmünc­hens Bürgermeis­ter Lorenz Müller (CSU), der auch auf der Mitarbeite­rversammlu­ng am Freitag dabei war, sagte gegenüber unserer Zeitung: „Ich werde weiter das Gespräch mit den Mitarbeite­rn suchen und wir arbeiten daran, dass die Schließung der Station nur vorübergeh­end ist.“

 ??  ?? Zwei Chefärzte verlassen die Wertachkli­nik in Schwabmünc­hen. Der Vorstand hält sich bei der Angabe von Gründen bedeckt. Symbolfoto: Pitt Schurian
Zwei Chefärzte verlassen die Wertachkli­nik in Schwabmünc­hen. Der Vorstand hält sich bei der Angabe von Gründen bedeckt. Symbolfoto: Pitt Schurian

Newspapers in German

Newspapers from Germany