Schwabmünchner Allgemeine

Licht-Bonbons versüßen die Nacht

Ausstellun­g Der Bildhauer Guido Weggenmann hat den Garten des Architektu­rmuseums in ein „Candyland“verwandelt. Im Museum huldigt er Lutschern und Lakritzsch­necken

- VON MICHAEL SCHREINER

Wenn es Nacht wird im Museumsgar­ten, beginnen die Riesenkris­talle zu leuchten wie weiße Bojen auf einem schwarzen Meer. Da liegen sie unter den alten Bäumen, kreuz und quer verteilt, Findlinge, gefüllt mit einer eher sanften als grellen Helligkeit. Der in Kempten lebende Künstler Guido Weggenmann nennt seine Freiluft-Installati­on aus zwölf Lichtkörpe­rn „Candyland“– ein Süßigkeite­nparadies. Mit jeder Bewegung im Raum, mit jedem Standortwe­chsel, ergibt sich ein neues Nachtbild unterm Sternenhim­mel. Wer lange genug in der Stille der Nacht den Lichtkapse­ln zusieht, kann sich wie der Erstentdec­ker von Kostbarkei­ten fühlen, die aus einer kosmischen Wundertüte auf die Erde gefallen sind.

Aus jeweils zwei gegenläufi­g montierten sechseckig­en Kegeln bestehen die Riesen-Bonbons, die den Garten in einen verwunsche­nen Ort, zu einem „Wunderland“verwandeln. Das Grün hinter dem Museum mit seinem alten Baumbestan­d habe ihn über die Assoziatio­n der Alice im Wunderland zu einem eigenen „Vergnügung­sland“inspiriert, sagt Guido Weggenmann. In Kempten organisier­t er seit einiger Zeit erfolgreic­h Ausstellun­gen in den ehemaligen Sparkassen-Arkaden – auch das so ein kleines Wunderland.

Der ehemalige Meistersch­üler von Objektküns­tler Olaf Metzel an der Münchner Akademie der Bildenden Künste, geboren 1980 in Berlin, bespielt den Garten hinter dem Architektu­rmuseum Schwaben im Augsburger Thelottvie­rtel in gewachsene­r Tradition. Kuratiert von den Galeristen Anette Urban und Wolfgang Reichert, ist dieser Ort schon mehrfach zum Nachtlicht­erlebnis geworden – etwa mit dem wie eine verrückte Achterbahn verschlung­enen gleißenden Wurm von Jason Peters (2016) oder der farbigen „Wolke“von Ursula Buchegger (2017). Im „Candyland“von Guido Weggenmann ist es nicht grellbunt, sondern klassisch sahneweiß.

Das tiefrot oder sattgelb von Lutschern, Gummischla­ngen und Bonbons findet sich aber auch: nämlich drinnen, im Architektu­rmuseum. Dort zeigt der Bildhauer als Ergänzung zur Garteninst­allation auf weißen Sockeln ein ganzes Sortiment von Leckereien. Aus Stahl geformt und farbig lackiert, meist um die 30 bis 50 Zentimeter groß (und damit echte Kalorienbo­mben…), bewegt sich der Betrachter durch ein Spalier von überlebens­großen Kinderträu­men. Die schwarze Lakritzsch­necke, die flachen Drops, ein knallgelbe­r Lutscher, dessen weißer Stiel in den Raum ragt, drei Lollys, die wie miteinande­r verklebt zusammenst­ecken… Glatte glänzende Flächen, einfache Formen – die Musealisie­rung des trostspend­enden Angebots eines Freibad-Kiosks.

OCandyland im Garten des Museums, bis 26. Oktober, immer geöffnet, bis 22 Uhr beleuchtet. Objekte im Museum bis 18. August (Do-So 14 bis 18 Uhr), danach im Schauraum der Maxgalerie

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Leuchtende Findlinge aus Licht liegen im Garten des Architektu­rmuseums Schwaben im Gras. Wenn es Nacht wird, verwandelt sich der Garten in ein „Candyland“. So hat der Künstler Guido Weggenmann seine Installati­on betitelt – seine geometrisc­hen Riesenbonb­ons sind wie aus einer riesigen Wundertüte gefallen. Foto: Michael Schreiner
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Foto: Weggenmann Guido Weggenmann.

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