Licht-Bonbons versüßen die Nacht
Ausstellung Der Bildhauer Guido Weggenmann hat den Garten des Architekturmuseums in ein „Candyland“verwandelt. Im Museum huldigt er Lutschern und Lakritzschnecken
Wenn es Nacht wird im Museumsgarten, beginnen die Riesenkristalle zu leuchten wie weiße Bojen auf einem schwarzen Meer. Da liegen sie unter den alten Bäumen, kreuz und quer verteilt, Findlinge, gefüllt mit einer eher sanften als grellen Helligkeit. Der in Kempten lebende Künstler Guido Weggenmann nennt seine Freiluft-Installation aus zwölf Lichtkörpern „Candyland“– ein Süßigkeitenparadies. Mit jeder Bewegung im Raum, mit jedem Standortwechsel, ergibt sich ein neues Nachtbild unterm Sternenhimmel. Wer lange genug in der Stille der Nacht den Lichtkapseln zusieht, kann sich wie der Erstentdecker von Kostbarkeiten fühlen, die aus einer kosmischen Wundertüte auf die Erde gefallen sind.
Aus jeweils zwei gegenläufig montierten sechseckigen Kegeln bestehen die Riesen-Bonbons, die den Garten in einen verwunschenen Ort, zu einem „Wunderland“verwandeln. Das Grün hinter dem Museum mit seinem alten Baumbestand habe ihn über die Assoziation der Alice im Wunderland zu einem eigenen „Vergnügungsland“inspiriert, sagt Guido Weggenmann. In Kempten organisiert er seit einiger Zeit erfolgreich Ausstellungen in den ehemaligen Sparkassen-Arkaden – auch das so ein kleines Wunderland.
Der ehemalige Meisterschüler von Objektkünstler Olaf Metzel an der Münchner Akademie der Bildenden Künste, geboren 1980 in Berlin, bespielt den Garten hinter dem Architekturmuseum Schwaben im Augsburger Thelottviertel in gewachsener Tradition. Kuratiert von den Galeristen Anette Urban und Wolfgang Reichert, ist dieser Ort schon mehrfach zum Nachtlichterlebnis geworden – etwa mit dem wie eine verrückte Achterbahn verschlungenen gleißenden Wurm von Jason Peters (2016) oder der farbigen „Wolke“von Ursula Buchegger (2017). Im „Candyland“von Guido Weggenmann ist es nicht grellbunt, sondern klassisch sahneweiß.
Das tiefrot oder sattgelb von Lutschern, Gummischlangen und Bonbons findet sich aber auch: nämlich drinnen, im Architekturmuseum. Dort zeigt der Bildhauer als Ergänzung zur Garteninstallation auf weißen Sockeln ein ganzes Sortiment von Leckereien. Aus Stahl geformt und farbig lackiert, meist um die 30 bis 50 Zentimeter groß (und damit echte Kalorienbomben…), bewegt sich der Betrachter durch ein Spalier von überlebensgroßen Kinderträumen. Die schwarze Lakritzschnecke, die flachen Drops, ein knallgelber Lutscher, dessen weißer Stiel in den Raum ragt, drei Lollys, die wie miteinander verklebt zusammenstecken… Glatte glänzende Flächen, einfache Formen – die Musealisierung des trostspendenden Angebots eines Freibad-Kiosks.
OCandyland im Garten des Museums, bis 26. Oktober, immer geöffnet, bis 22 Uhr beleuchtet. Objekte im Museum bis 18. August (Do-So 14 bis 18 Uhr), danach im Schauraum der Maxgalerie