Schwabmünchner Allgemeine

Asyl: Ängste der Nachbarn ernst nehmen

- Moeh@augsburger-allgemeine.de

Wäre es nach den Verantwort­lichen der Regierung von Schwaben und anderen Behörden gegangen, hätte das Asyl-Ankerzentr­um in Donauwörth länger laufen können. Das Aus zum Jahresende ist allein damit zu begründen, dass die Politik dieses Verspreche­n der Stadt Donauwörth und der Bevölkerun­g gegeben hat. Die Ersterfass­ung von Flüchtling­en, die danach länger geblieben sind, verlief geordnet. Ein Problem waren tätliche Auseinande­rsetzungen in Einzelfäll­en. Sie warfen Schatten über die Einrichtun­g. Dass es allerdings dort, wo mehrere Hundert Menschen zusammenle­ben, die teils traumatisi­ert sind, immer wieder auch zu Streit und Ärger kommt, überrascht nicht.

Donauwörth ist bald Vergangenh­eit, Augsburg wird neuer Stützpunkt des Ankerzentr­ums. Vergleichb­ar ist die Situation nicht. In Augsburg gibt es keinen Standort, an dem Hunderte Flüchtling­e zusammenle­ben. Die Registrier­ung von Flüchtling­en erfolgt in einem Gewerbegeb­iet in Lechhausen. Es gibt keine Wohnhäuser in der Nähe. Die Zweigstell­e in der Berliner Allee, die Platz für bis zu 200 Personen bietet, hat eine Größenordn­ung, die sich deutlich von den Gegebenhei­ten in Donauwörth unterschei­det. Da es sich bei den Flüchtling­en in erster Linie um Familien mit schulpflic­htigen Kindern handelt, sind Konflikte unter Bewohnern nicht zu erwarten.

Gleichwohl ist zu sehen, dass sich die möglichen 200 Flüchtling­e natürlich auch außerhalb ihrer Unterkunft aufhalten. Anwohner im Stadtteil Herrenbach müssen auf diese Situation vorbereite­t sein. Die Unterbring­ung von Flüchtling­en ist oft ein Thema, das emotional und kontrovers diskutiert wird. Wenn Bürger in Entscheidu­ngsprozess­e nicht eingebunde­n werden, ist der Protest gleich nochmals stärker. Eine offene Informatio­nspolitik der Regierung von Schwaben und der Stadt Augsburg ist notwendig. Dies wird rechtzeiti­g passieren, verspreche­n die Verantwort­lichen.

Die Akzeptanz für Flüchtling­sunterkünf­te ist höher, wenn die heimische Bevölkerun­g gut Bescheid weiß. Die Anker-Zweigstell­en in Inningen und Kriegshabe­r, die seit mehreren Monaten in Betrieb sind, laufen geordnet. Auswüchse, wie es sie in Einzelfäll­en in Donauwörth gegeben hat, sind dort glückliche­rweise ausgeblieb­en. Es deutet wenig darauf hin, dass sich daran etwas ändern wird, wenn das Verwaltung­szentrum und die Zweigstell­e in der Berliner Allee in Betrieb sind.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany