Vandalismus: Stadt muss 550 Bänke tauschen
Gesellschaft Blinde Zerstörungswut beschert der Kommune jedes Jahr hohe Kosten. Die Sitzgelegenheiten werden nicht nur beschmiert, oft passiert Schlimmeres. Forstamt und Stadt reagieren nun mit kreativen Aktionen
Sie werden zerhackt, verbrannt, beschmiert. Die Bänke im Augsburger Stadtgebiet sind immer wieder Opfer blinder Zerstörungswut. Für die Mitarbeiter des Grünordnungs- und Tiefbauamts bedeutet das eine Menge Arbeit – für den Steuerzahler hohe Kosten. Rund 550 Bänke müssen jedes Jahr in Augsburg ausgetauscht werden.
Die meisten Bänke in den RoteTorwall-Anlagen zieren irgendwelche Schmierereien, davon abgesehen aber sind sie in gutem Zustand. Das liegt allerdings nicht daran, dass hier nichts passiert oder dass es keinen Vandalismus gibt, sondern dass die Mitarbeiter des Grünordnungsamtes schnell regieren. „Gerade letzte Woche musste ich eine Latte austauschen, die jemand mit Gewalt durchgetreten hatte“, berichtet Stefan Schonath. Der Gärtner ist für die Grünanlagen vom Roten Tor bis zum Jakobertor zuständig. Im Rahmen seines Dienstes behält der Mitarbeiter des Amtes für Grünordnung auch die Bänke im Blick. „Wir haben noch zwei mit Brandlöchern hier, auf denen offenbar jemand ein Lagerfeuer angezündet hat.“
Vandalismus ist ein großes Problem – und er nimmt zu, sagt Schonaths Chef, Franz Lernhard. Der Leiter der Grünpflege der Stadt sieht mit Sorge, wie achtlos manche Menschen mit den Grünanlagen umgehen. Das beginne mit Müll, der in die Landschaft geworfen wird, und ende bei Büschen und Bäumen, die umgesägt werden. Und eben bei den Bänken. Am Kuhsee werden sie zum Teil komplett zerlegt und verfeuert, sie landen in den Flüssen oder müssen für Schnitzübungen herhalten. „Wenn ein kleines Herz eingeritzt ist, machen wir nichts, aber sobald die Gefahr besteht, dass sich jemand Spreißel einzieht, müssen wir reagieren.“Dasselbe gelte für Schmierereien. Harmlose Zeichnungen seien kein Grund, die Bank zur Reparatur zu bringen – Hakenkreuze oder rassistische Sprüche schon. „In so einem Fall reagieren wir sofort – lieber Sitzt, passt und hält noch eine Zeitlang – trotz der Schmierereien: Franz Lernhard vom Amt für Grünordnung überprüft eine Bank in den Rote-Torwall-Anlagen. Viele Sitzgelegenheiten werden zerkratzt, verbrannt oder anderweitig beschädigt. Die Stadt kommt das teuer. Foto: Silvio Wyszengrad
steht an einem Standort für ein paar Tage keine Bank, als dass eine solche Schmiererei bleibt.“
Rund 1800 Bänke stehen in den Grünanlagen der Stadt, dazu kommen 650 Bänke an Gehwegen und in den Fußgängerzonen, die vom Tiefbauamt unterhalten werden. Dass die genauen Zahlen bekannt sind, liege daran, dass die Bänke zum Amtsantritt von Oberbürgermeister Kurt Gribl gezählt wurden, sagt Lernhard. „Mehr Ruhebänke in der Stadt“, das war ein Programmpunkt, mit dem der OB im Wahlkampf 2008 unterwegs war. Für die Bevölkerung seien Bänke enorm wichtig – wenn irgendwo etwas nicht in Ordnung ist, würde das sofort gemeldet. Die Bänke werden regelmäßig getauscht, wenn sie morsch oder kaputt sind. Mehr als die Hälfte der Arbeiten gehen auf mutwillige Beschädigungen zurück.
Den größten Teil der Bänke bauen die Mitarbeiter des Grünordnungsamtes selbst. Die Fichtenoder Tannenholzlatten kommen aus dem heimischen Forst, sie werden auf verzinkte Stahlstreben geschraubt. Rund 350 Euro kostet so eine Bank. Mittlerweile gibt es im Stadtgebiet auch Bänke aus Stahl oder aus einer Holz-Stahl-Konstruktion. Die kosten dann schnell einmal 1800 Euro, halten laut Lernhard aber auch länger. Wobei eine Holzbank auch bis zu 15 Jahre alt werden könne.
Die Holzbänke sind alle in derselben Farbe gestrichen. „Da hat man sich vor Jahren viele Gedanken gemacht“, berichtet er. Die Bänke sollten sich möglichst unauffällig in die Landschaft einfügen. Die Farbe ist besonders haltbar und färbt auch nach Jahren nicht auf die Kleidung ab. Sie sei sogar speichelfest und
könne von Kindern gefahrlos abgeleckt werden – weshalb man beim Grünordnungsamt zunächst auch wenig begeistert war, als ein Unbekannter im Wittelsbacher Park die Bänke farbig anmalte. „Was glauben Sie, wo die Leute anrufen, wenn ihre Hose verfärbt ist?“, fragt er.
Für die Aktion „Bunte Bänke in der Stadt“, bei der jetzt wie berichtet Bürger im Botanischen Garten eigene Bänke bemalen durften, habe man besondere Farben eingekauft, die nicht nur nicht abfärben, sondern auch ungefährlich in der Handhabung sind. „Normalerweise arbeiten die Maler mit Atemschutz – wir haben in diesem Fall völlig ungiftige Farben verwendet.“Die ersten dieser Bänke wurden bereits in der Grünanlage Klausstraße/Neuburger Straße aufgestellt.
Weil es die Mitarbeiter des Forstamtes satt hatten, ständig Bänke aus
der Wertach zu holen, kamen sie vor rund eineinhalb Jahren auf eine kreative Idee. Sie legten am Uferweg südlich der Wellenburger Straße acht große weiße Granitquader aus dem Steinbruch der Stadt als Bänke aus. „Aus unserer Sicht hat das prima funktioniert, die Quader wurden nicht verrollt, nicht zerstört und nicht verbrannt“, sagt Forstamtsleiter Jürgen Kircher. Die Steine erwärmten sich in der Sonne schnell und würden mittlerweile von den Spaziergängern an der Wertach gut angenommen. Vom Erfolg angespornt überlegt man im Forstamt jetzt, im Siebentischwald und am Stempflesee auf eine ähnliche Lösung zurückzugreifen. „Wir könnten uns vorstellen, schöne Baumstämme als Bänke anzubieten – das würde zum Wald passen und wäre sicher vor Zerstörung“, so Kircher.
Manche Dinge in der Stadt sind einfach da, sind so selbstverständlich, dass wir sie gar nicht mehr bemerken. Parkbänke gehören sicherlich dazu. Sie stehen an nahezu jeder Ecke, in den Parks und auch an Plätzen und anderen Orten im Stadtgebiet. Wenn man in Augsburg ausruhen möchte, setzt man sich auf eine Bank – oder läuft ein paar wenige Meter bis zur nächsten. Doch was im Hintergrund abläuft, damit wir uns jederzeit auf eine saubere, unbeschädigte Sitzgelegenheit niederlassen können, bemerken wir gar nicht.
550 ausgetauschte Bänke im Jahr, das bedeutet, dass jemand all diese Sitzgelegenheiten abholt, repariert, neu zusammenbaut – und wieder aufstellt. Viel Arbeit und vor allem viel Zeit, die die Mitarbeiter der Stadt damit zubringen.
Dass Bänke irgendwann einmal alt und morsch werden, ist der Lauf der Dinge. Doch es ist eine Schande, wenn mehr als die Hälfte der Arbeitszeit dafür verwendet werden muss, mutwillig zerstörte Bänke wieder herzustellen. Ganz zu schweigen von den Steuergeldern, die so verpulvert werden. Ein „Peter liebt Petra“, mit Filzstift verewigt, mag man noch als jugendlichen Leichtsinn abtun – in die Wertach geworfene oder angezündete Bänke sicherlich nicht. Es ist ein gesellschaftliches Problem, wenn die Achtung vor dem gemeinsamen Eigentum fehlt.