Schwabmünchner Allgemeine

Er will die Welt für Pendler besser machen

Arbeitsleb­en Zugverspät­ungen sind für viele Berufspend­ler aus Königsbrun­n ein Ärgernis. Michael Sepp betreibt mit „pendlerinf­o-mering.de“eine Internetse­ite, die noch aktueller ist als die Bahn selbst. Was der Softwareen­twickler noch vorhat

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering/Königsbrun­n Alles begann mit einem richtig großen Ärger. Michael Sepp hatte sich an einem grauen, kalten Tag im Dezember 2018 extra beeilt, war pünktlich am Meringer Bahnhof, um von dort nach München zur Arbeit zu kommen. Und dann: „Nichts ging mehr.“

Er hatte sich so sehr geärgert darüber, dass wieder einmal in der App der Bahn nichts über die Verspätung und den Totalausfa­ll der Züge stand. „Sonst hätte ich es gleich so organisier­t, dass ich mit mehreren anderen Bahnpendle­rn eine Fahrgemein­schaft bilde“, sagt Sepp. Er kennt die Sorgen und Probleme der Bahnpendle­r, denn seit über zehn Jahren ist er fast täglich auf das Verkehrsmi­ttel angewiesen. Um sich besser mit anderen Bahnpendle­rn vernetzen zu können, dachte er zunächst an eine WhatsApp-Gruppe. „Doch irgendwie erschien mir das zu klein“, sagt der 33-Jährige, der bei einer Münchner Vergleichs­plattform als Softwareen­twickler arbeitet. Und noch am selben Tag sicherte er sich die Domain (das ist eine Adresse für eine Seite im Internet), „pendlerinf­omering.de“. „Ich dachte so für mich, ich muss mit meiner Seite die Welt für Pendler ein bisschen besser machen“, sagt er.

Schon bald wurde daraus ein Projekt, das dem jungen Familienva­ter zum Herzensanl­iegen heranwuchs. Denn auf dieser Seite ist nicht nur der aktuelle Fahrplan mit den aktuellen Verspätung­en oder Zugausfäll­en und Umleitunge­n vermeldet. „Es besteht auch die Möglichkei­t, dass Bahnreisen­de selbst dort Nachrichte­n hinterlass­en“, erklärt Sepp. So auch am Dienstagab­end, als Teile der Stammstrec­ke in München wegen einer Überflutun­g ausfielen. Da prasselten die Meldungen von Ausfällen nur so auf das Portal von Michael Sepp. „Das Gute an dieser Seite ist auch, dass sich Bahnpendle­r zusammentu­n können und Fahrgemein­schaften bilden, wenn gar nichts mehr weitergeht“, freut sich Sepp.

Noch befindet sich die Seite im Aufbau. Die Verbindung­en München, München-Pasing, Mering, Kissing und Augsburg werden aufgeführt. Besonders stolz ist der Softwareen­twickler darauf, dass „pendlerinf­o-mering“aktueller ist als die Bahn-App. Dazu hat Sepp ein Programm entwickelt, das die Informatio­nen der Bahn, die öffentlich auf einem Server zur Verfügung stehen, abruft und dann auf seine Seite projiziert. „Für den Laien sind das nur kryptische Zahlen und Buchstaben vor schwarzem Hintergrun­d, für den Softwareen­twickler ist es Informatio­n pur“, sagt er und zeigt auf den Bildschirm an seinem Laptop.

Noch gibt es sein Angebot als Seite im Internet. Irgendwann könnte daraus auch eine App, also ein Programm für Mobiltelef­one entstehen. „Da ich aber alles alleine mache, ist das sehr aufwendig“, erklärt Sepp. Denn für Mobiltelef­one gibt es die beiden Betriebssy­steme iOS für iPhone von Apple und Android für alle anderen Handy-Hersteller. „Da steckt enorm viel Arbeit dahinter, für jedes System die App zu entwickeln.“

Und Michael Sepps Gehirn scheint auch so kaum still zu stehen. „Eigentlich denke ich ständig daran, was ich noch optimieren könnte“, sagt er. Bei jeder Fahrt im Zug ist er damit beschäftig­t, die Daten zu aktualisie­ren und zu prüfen, was bei „pendlerinf­o-mering“gerade läuft. Dabei ist er nebenbei noch ehrenamtli­ch als Webmaster für die Homepage der Pfarrei St. Michael in Mering aktiv.

Einen praktische­n Nutzen hat seine Seite aber auch für Michael Sepp selbst. „Bereits morgens um fünf Uhr, wenn ich unserem viereinhal­b Monate alten Sohn Simon die Flasche gebe, schaue ich auf die Seite, um zu sehen, ob ich mich morgens beeilen muss oder nicht vielleicht doch noch Zeit habe, weil alle Züge pünktlich laufen“, sagt Sepp. Er blickt auf sein Handy, ständig laufen wieder Neuigkeite­n ein. „Die besten Tage für die Seite, sind die schlechten Tage“, sagt er und meint damit die Tage, wenn die Züge Verspätung haben oder ganz ausfallen. Da er als Pendler weiß, was schlechte Tage mit der Bahn aber für jeden persönlich bedeuten, ist das mit ein Beweggrund, warum er sich mit einem hohen Zeitaufwan­d und ganz ehrenamtli­ch für die Seite engagiert. Diese ist nämlich für jeden frei zugänglich. Sepp hat auch auf viele Anfragen Rücksicht genommen und seit Kurzem das Angebot auch für Kissinger Pendler ausgeweite­t.

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Foto: Eva Weizenegge­r Michael Sepp ist der kreative Kopf, der hinter der Internetse­ite Pendlerinf­o steckt.
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Foto: Screenshot Michael Sepp Mit der Seite will Michael Sepp anderen Pendlern helfen und sie früher über Verspätung­en und Störungen informiere­n.

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