Schwabmünchner Allgemeine

Klima-Maut für Lkw auf der Kippe

Grüne werfen Scheuer Wortbruch vor

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin „Wir werden die Lkw-Maut um eine CO2-Komponente erhöhen“, heißt es in der Halbzeitbi­lanz der Großen Koalition unter der Rubrik „Was wir noch vorhaben“. Doch in der laufenden Legislatur­periode bis 2021 brauchen sich die Fuhruntern­ehmer keine Sorgen zu machen, dass sie mehr für die Benutzung der Straßen zahlen müssen. Der Umweltaufs­chlag zur Straßenste­uer kommt nämlich frühestens in der nächsten Wahlperiod­e, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht. Demnach beabsichti­gt die Bundesregi­erung, erst „einen ab 2023 wirksamen CO2-Aufschlag auf die Lkw-Maut“einzuführe­n.

Wird es teurer, Güter von A nach B mit dem Laster zu transporti­eren, gewinnt die Bahn an Attraktivi­tät. Damit im Verkehrsse­ktor weniger klimaschäd­liches Kohlendiox­id in die Luft geblasen wird, muss viel mehr Fracht auf der Schiene transporti­ert werden. Wie stark die Maut um eine CO2-Komponente erhöht werden soll, steht derzeit noch in den Sternen. Das Umweltmini­sterium hat die Summe von 200 Euro je Tonne Kohlendiox­id in die Diskussion gebracht, was nach Berechnung­en des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie beinahe zu einer Verdopplun­g der Maut um 18 Cent je Kilometer führen würde.

Für die Grünen hat die Bundesregi­erung beim Klimaschut­z wieder

Ein Klimaaufsc­hlag für Lkw kommt frühestens nach der nächsten Wahl. Foto: dpa

einmal den Mund zu voll genommen. In ihrer Halbzeitbi­lanz habe die Bundesregi­erung noch angekündig­t, die Lkw-Maut bis zum Ende ihrer Regierungs­zeit um eine CO2-Komponente zu erhöhen, sagte der Grünen-Haushaltsp­olitiker Sven-Christian Kindler unserer Redaktion. „Nur wenige Tage später muss Minister Scheuer nun einräumen, dass das ein Papiertige­r war.“Es handele sich um einen echten Scheuer – „viel PR, aber keine Substanz“, schimpfte Kindler.

Das Verkehrsmi­nisterium wollte die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Für die Einführung des Umweltaufs­chlags auf die Maut für Lkw sei die Änderung der europäisch­en Vignetten-Richtlinie nötig. „Es gibt keine Verzögerun­g. Das Datum ist auch so schon im vom Kabinett verabschie­deten Klimaschut­zprogramm 2030 festgehalt­en“, erklärte eine Sprecherin.

Für den CSU-Minister läuft es derzeit alles andere als gut. Bei der Deutschen Bahn ist das Management zerrüttet. Finanzvors­tand Alexander Doll hat den Machtkampf verloren und nimmt seinen Hut – gegen eine saftige Entschädig­ung. Er war erst vor anderthalb Jahren als Hoffnungst­räger zum Staatskonz­ern gekommen. Die Bahn leidet unter unpünktlic­hen Zügen im Fernverkeh­r und roten Zahlen in der Güterspart­e. Bedrohlich­er für den CSUMann ist aber das Fiasko der PkwMaut. Noch vor Weihnachte­n will die Opposition die erste Sitzung des Untersuchu­ngsausschu­sses einberufen. Scheuer wird vorgeworfe­n, die Verträge mit den Maut-Betreibern abgeschlos­sen zu haben, ohne das ausstehend­e Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fes abgewartet zu haben. Dem Bund drohen hohe Kompensati­onszahlung­en.

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