Mit dem Post SV als Aushängeschild
Tischtennis Vor rund 50 Jahren galt Augsburg als Hochburg dieser rasanten Sportart. Inzwischen ist alles eine Nummer kleiner, wie ein Besuch in der Szene zeigt
Im Tischtennissport gibt es Romantiker. Jene, die von früheren Zeiten schwärmen. Von damals, als alles besser war und in Augsburger Vereinen nicht nur Masse, sondern auch sportliche Klasse ihr Zuhause hatte. Gerade im Spitzenbereich hat sich in der Stadt das Spiel mit dem Plastikball – früher bestand er aus Zelluloid – nicht weiterentwickelt.
In den 1960er und 70er Jahren zählte Augsburg in der Bundesrepublik zu den Tischtennis-Hochburgen. Nationalspieler wie Toni Breumair, Martin Neß oder Heide Dauphin hatten hier ihre sportliche Heimat, der Post SV spielte in der Bundesliga und feierte 1967 den deutschen Pokalgewinn.
Später sorgten in der Region die Frauen des FC Langweid dank finanzstarker Unterstützung eines Molkereiunternehmens für Furore. Manager Willy Schweinberger bastelte damals eine Mannschaft zusammen, die mit Weltklassespielerinnen wie Csilla Batorfi oder Olga Nemes zwischen 1996 und 2007 acht deutsche Meisterschaften feierte
und drei Mal (1997, 2004, 2005) den Europapokal der Landesmeister an den Lech holte. Doch auch dem Post SV mit dem damaligen Spartenchef Peter Schnaas gelang es wiederholt, herausragende Nachwuchsspieler wie Erwin Koppold (TSG Augsburg), Christian Kern (TSV Firnhaberau), Helmut Grob oder Gert Richter zu verpflichten.
Lange ist das her, doch eines ist geblieben. Der Post SV ist trotz der sportlichen Talfahrt immer noch der höchstklassige Verein der Stadt – wenn auch einige Klassen tiefer. Die Männer spielen in der Verbandsliga (7. Spielklasse), die Frauen eine Etage höher in der Verbandsoberliga.
Heimspieltag. Im neuen Sportund Gesundheitszentrum des Vereins im Sheridan-Park finden die Postler seit gut einem Jahr nicht nur ideale Spiel-, sondern auch Trainingsbedingungen vor. Oliver Gamm ist nicht nur Spitzenspieler der ersten Mannschaft, sondern auch Cheftrainer. „Gerade im Nachwuchsbereich machen wir dadurch Fortschritte“, sagt er. Nach
19 Jahren, die die Post-Talente in der Bayernliga spielten, müssen die Jungen derzeit kleinere Brötchen backen. Anders die Mädchen, da haben die Augsburger mit Marie Gmoser (kam vom SC Biberbach) und Nina Ballis (PSV Königsbrunn) zwei Talente in ihren Reihen, die nicht nur in der ersten Frauenmannschaft spielen, sondern in Bayern auch zur Nachwuchs-Spitzenklasse zählen.
Dass sie sehr begabt sind, zeigen die beiden in den Punktspielen ihrer Mannschaft. Das 7:7-Unentschieden gegen den TTC Freising-Lerchenfeld ist zwar eine kleine Enttäuschung, doch der 8:5-Sieg gegen den Titelaspiranten SV Kirchdorf/Iller kann als Überraschung gewertet
werden. Wie wichtig sie für das Team ist, demonstrierte an diesem Tag auch Sabine Mayr, die in beiden Begegnungen fünf Punkte beisteuerte. Für zufriedene Gesichter sorgte, dass die Mannschaft zumindest vorübergehend die Tabellenspitze übernommen hat. Die Perspektive scheint gegeben, denn mit Nikola Gamm und Sabine Richter stehen derzeit zwei Leistungsträgerinnen nicht zur Verfügung.
Durchaus einverstanden zeigten sich auch die Männer mit ihren Auftritten gegen den TSV Gräfelfing II (9:4) und im Derby gegen den TSV Königsbrunn (8:8). Mit personellen Problemen hat auch Mannschaftsführer Thomas Wittl zu kämpfen. Aus beruflichen Gründen muss der
Traditionsverein immer wieder Spieler ersetzen, zeigte in den beiden Begegnungen aber durchaus ansprechende Leistungen. So ist Oliver Gamm mit der Zwischenbilanz von 7:5 Punkten durchaus zufrieden.
Wie auch Dieter Voigt. 60 Jahre alt ist der langjährige Spitzenspieler und Spiritus Rector der Tischtennis-Sparte inzwischen, noch immer geht er für die erste Mannschaft an die Tische. „Es ist wirklich toll, welcher Teamgeist in unserer Abteilung herrscht“, betont Voigt.
Die Voraussetzungen scheinen in Augsburg gegeben, dass es sportlich nach oben geht. Auch wenn die Erfolge der 60er und 70er unerreichbar sind.
„Im Nachwuchsbereich machen wir Fortschritte.“
Post SV-Cheftrainer Oliver Gamm