Grüße vom Jakobsweg
Gabi Röhrl schildert die Gefühle der Pilger
Ganz allein hat Gabi Röhrl diesen Film gemacht. Und 900 Kilometer das acht Kilogramm schwere Equipment mitgetragen. Denn sie wollte den spanischen Jakobsweg, den Camino Francés, „so authentisch, wie ich ihn erlebt habe“, zeigen. Ihre Mühen und ihr Glück dürfen durchscheinen – und zugleich die Gefühle, die andere Pilger auf diesem Weg begleiten und beschäftigen. Offensichtlich trifft sie damit einen Nerv. Im Thalia Kino war bei ihrer Präsentation der Andrang so enorm wie abends vor der Pilgerherberge.
Und der herzliche Applaus segnete ihre Bilder, die streckenweise wie aus dem Touristikprospekt wirken, und den überwältigenden DigitalSoundtrack ab. Bis ins Finale umtost und umgarnt diese Musik den Zuschauer. Na gut. Bewusst konzentriert sich Röhrls Film auf die pittoresken Seiten des Camino. „Warum sollte ich die wenigen schlechten Seiten schildern?“, fragt die Filmemacherin. „Ich möchte mich auf das Gute fokussieren, weil der Jakobsweg mir so viel gibt.“
Sie bricht im Pyrenäenort SaintJean-Pied-de-Port wie eine Touristin auf, bestaunt die Souvenirshops und den Pilgerkitsch. Doch immer
wieder drängt sich die Kargheit des Pilgerwegs ins Bild: die Nebelschwaden die Pyrenäen hinauf, die Wolkenbrüche samt dem Matsch, die stechende Sonne, die titelgebenden schmerzenden Blasen an den Füßen. Solche Impressionen schneidet sie zwischen malerische Szenen von Blumen, Aussichten und Festen.
Die Interviews mit Pilgern ergeben zunächst ein vielsprachiges Allgemeines. Die ehrlichste Antwort: „Was habe ich vom Camino? Ich weiß es noch nicht.“Nach und nach vollzieht sich eine Verwandlung, die Statements werden nachdenklicher und innerlicher. Und am Ziel, vor der Kathedrale des Heiligen Jakobs, explodieren die Emotionen. Diese Momente wirken am echtesten, wobei Gabi Röhrl nie indiskret wird.