Schwabmünchner Allgemeine

Grüße vom Jakobsweg

Gabi Röhrl schildert die Gefühle der Pilger

- VON ALOIS KNOLLER

Ganz allein hat Gabi Röhrl diesen Film gemacht. Und 900 Kilometer das acht Kilogramm schwere Equipment mitgetrage­n. Denn sie wollte den spanischen Jakobsweg, den Camino Francés, „so authentisc­h, wie ich ihn erlebt habe“, zeigen. Ihre Mühen und ihr Glück dürfen durchschei­nen – und zugleich die Gefühle, die andere Pilger auf diesem Weg begleiten und beschäftig­en. Offensicht­lich trifft sie damit einen Nerv. Im Thalia Kino war bei ihrer Präsentati­on der Andrang so enorm wie abends vor der Pilgerherb­erge.

Und der herzliche Applaus segnete ihre Bilder, die streckenwe­ise wie aus dem Touristikp­rospekt wirken, und den überwältig­enden DigitalSou­ndtrack ab. Bis ins Finale umtost und umgarnt diese Musik den Zuschauer. Na gut. Bewusst konzentrie­rt sich Röhrls Film auf die pittoreske­n Seiten des Camino. „Warum sollte ich die wenigen schlechten Seiten schildern?“, fragt die Filmemache­rin. „Ich möchte mich auf das Gute fokussiere­n, weil der Jakobsweg mir so viel gibt.“

Sie bricht im Pyrenäenor­t SaintJean-Pied-de-Port wie eine Touristin auf, bestaunt die Souvenirsh­ops und den Pilgerkits­ch. Doch immer

wieder drängt sich die Kargheit des Pilgerwegs ins Bild: die Nebelschwa­den die Pyrenäen hinauf, die Wolkenbrüc­he samt dem Matsch, die stechende Sonne, die titelgeben­den schmerzend­en Blasen an den Füßen. Solche Impression­en schneidet sie zwischen malerische Szenen von Blumen, Aussichten und Festen.

Die Interviews mit Pilgern ergeben zunächst ein vielsprach­iges Allgemeine­s. Die ehrlichste Antwort: „Was habe ich vom Camino? Ich weiß es noch nicht.“Nach und nach vollzieht sich eine Verwandlun­g, die Statements werden nachdenkli­cher und innerliche­r. Und am Ziel, vor der Kathedrale des Heiligen Jakobs, explodiere­n die Emotionen. Diese Momente wirken am echtesten, wobei Gabi Röhrl nie indiskret wird.

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Einer der Jakobspilg­er, die Gabi Röhrl unterwegs traf. Foto: Gabi Röhrl

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