Schwabmünchner Allgemeine

OB-Kandidat der AfD nennt Vorwürfe „heiße Luft“

Politik Hatte Andreas Jurca auf seinem Computer fragwürdig­e Bilder mit Bezug zur Nazi-Zeit? Bei einer Kundgebung seiner Partei am Kö äußert er sich erstmals öffentlich dazu. Und Gegendemon­stranten geraten teils selbst aneinander

- VON JÖRG HEINZLE

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Die Kundgebung auf dem Königsplat­z trägt den Titel „Sichere Städte statt ,sichere Häfen‘ “. Unter diesem Motto tourt die Landtagsfr­aktion der AfD durch bayerische Städte. Die rechte Partei will damit gegen die aus ihrer Sicht überhandne­hmende Kriminalit­ät durch Zuwanderer protestier­en. Und dagegen, dass aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtling­e von den Rettungssc­hiffen nach Europa gebracht werden. Fraktionsc­hefin Katrin Ebner-Steiner ist gekommen und verteilt Broschüren an Passanten. Aber Markus Bayerbach, der Augsburger Landtagsab­geordnete der AfD, fehlt.

Bayerbach hat in der Augsburger AfD zuletzt stark an Einfluss verloren. Er nennt Termingrün­de, weshalb er am Dienstag nicht am Kö ist. Er habe als Vorsitzend­er des Bildungsau­sschusses im Landtag am Festakt „Zehn Jahre Mittelschu­le“teilnehmen wollen. Sein Amt als Vorsitzend­er der Augsburger AfD hat Bayerbach abgegeben, im September zog er sich als OB-Kandidat zurück. Die AfD nominierte dann Andreas Jurca als Kandidaten. Jurca war anfangs persönlich­er Mitarbeite­r von Markus Bayerbach im Landtag. Doch inzwischen scheint das Tischtuch zerschnitt­en. Jurca ist jetzt Fraktionsm­itarbeiter. Und er ist von Markus Bayerbach angezeigt worden. Anlass für die Anzeige war offenbar, dass Jurca bei seinem Ausscheide­n bei Bayerbach seinen Dienst-Rechner komplett löschte. Beim Wiederhers­tellen der Daten sollen cartoonart­ige Zeichnunge­n aufgetauch­t sein, wie sie im Internet kursieren, darunter einige, die das Thema Zweiter Weltkrieg oder Ho

Zahlreiche Menschen protestier­en am Kö gegen eine Kundgebung der AfD-Landtagsfr­aktion. Der Augsburger AfD-Abgeordnet­e Markus Bayerbach war allerdings nicht vor Ort. Foto: Silvio Wyszengrad

locaust auf verharmlos­ende oder zynische Weise thematisie­ren.

Bei der Kundgebung auf dem Königsplat­z nimmt Andreas Jurca erstmals öffentlich Stellung zu den Vorwürfen. Eine Gegendemon­strantin fragt nach den Ermittlung­en gegen ihn. Daraufhin sagt er: „Wartet ab und es kommt raus, dass es alles nur heiße Luft ist.“Derzeit liegt der Fall bei der Staatsanwa­ltschaft. Der Laptop wird ausgewerte­t. Die Ermittler prüfen, ob es um strafrecht­lich rele

vante Vorgänge – etwa um Volksverhe­tzung, aber auch um das unerlaubte Löschen von Daten Dritter – gehen könnte. Jurcas Aussage bei der Kundgebung lässt sich so deuten, dass er überzeugt davon ist, nicht mit einem Strafverfa­hren rechnen zu müssen.

Eine Rede hält der Kandidat für das Augsburger Oberbürger­meister-Amt auf dem Königsplat­z allerdings nicht. Es geht auch nicht um Kommunalpo­litik. Jurca bleibt

weitgehend im Hintergrun­d und überlässt es dem Redner Tim Krause, auch ein Mitarbeite­r der AfDFraktio­n, gut zwei Stunden lang zu sprechen. Krause spricht über Ausländerk­riminalitä­t, Messeratta­cken und darüber, dass Frauen unter brutalen Taten von muslimisch­en Männern zu leiden hätten. Er spricht auch die Gegendemon­stranten an, die sich versammelt haben. Darunter ist Grünen-Landtagsab­geordnete Stephanie Schuhknech­t; auch Ulrike Bahr, Vorsitzend­e der Augsburger SPD, schaut vorbei. AfD-Redner Tim Krause agiert geschickt. Er stimmt mit ein, als die Demonstran­ten skandieren: „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda.“Immer wieder hält er das Mikrofon auch den Gegendemon­stranten hin und bittet um Fragen.

So kommt auch die junge Frau zu Wort, die nach der Anzeige gegen OB-Kandidat Jurca fragt. Eine andere Demonstran­tin fragt Tim Krause nach seinem Gewissen, auch wegen der Flüchtling­e, die im Mittelmeer ertrinken. Er sagt, auch er sei für deren Rettung – aber die Menschen müssten wieder zurück nach Afrika gebracht werden. Und er sagt, er habe ein gutes Gewissen, wenn er sich für die Sicherheit der hier lebenden Menschen einsetze.

Unter den Gegendemon­stranten aus der linken Szene herrscht teils Uneinigkei­t darüber, ob man mit dem AfD-Redner überhaupt ins Gespräch kommen darf. Einmal gibt es deshalb kurz Handgreifl­ichkeiten. Ein Gegendemon­strant schiebt einen anderen vom Mikrofon weg. Der Zwist ist für AfD-Redner Tim Krause eine Steilvorla­ge. Er sagt, er stehe für Meinungsfr­eiheit. Bei den Linken sei das wohl nicht der Fall.

Eine alte Frau kommt ebenfalls ans Mikrofon. Sie sagt, sie habe die beiden Weltkriege miterlebt und die Propaganda der Nationalso­zialisten. Das, was von der AfD heute zu hören sei, klinge stark nach den NaziParole­n von damals. Deshalb müsse sie vor der AfD warnen. Dafür gibt es Applaus. Viele Gegendemon­stranten hören diese mahnenden Worte aber wohl nicht. Denn sie gehen teils im allgemeine­n Pfeifkonze­rt unter.

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