Schwabmünchner Allgemeine

Der Weltladen bleibt offen, bis die Bagger anrollen

Projekt Der Verein Eine Welt Königsbrun­n trägt den Fair-Trade-Gedanken aktiv und ideenreich in die Stadtgesel­lschaft. Umsatz und Gewinn stagnieren dennoch seit zwei Jahren. Und über allem hängt die Sorge vor einem drohenden Umzug

- VON HERMANN SCHMID UND ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Ein bewährtes Team wird den Verein Eine Welt Königsbrun­n, den Träger des Weltladens, in den kommenden vier Jahren führen. Deutlich weniger Klarheit gab es allerdings bei der Perspektiv­e für die künftigen Räume des Weltladens.

Schon seit einigen Jahren verfolgt die katholisch­e Kirchensti­ftung St. Ulrich den Plan, den alten Pfarrhof gegenüber der Kirche abreißen zu lassen, in dem seit über 30 Jahren der Weltladen kostenfrei einquartie­rt ist. Doch die Entscheidu­ng über einen Neubau, den das Ulrichswer­k der Diözese dort errichten soll, zieht sich hin. Bei der Versammlun­g erfuhren die Mitglieder, dass die Kirchensti­ftung seit dem Frühjahr keine neuen Informatio­nen vom Ulrichswer­k erhalten hat. „Wir ziehen halt aus, wenn die Bagger vor der Tür stehen“, stellte Gerlinde Ostermeier lakonisch fest. Ein neues Domizil steht noch nicht fest.

Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte das Ulrichswer­k mit, dass man derzeit keinen Termindruc­k habe. Im nächsten Jahr werde man sich mit dem Projekt befassen, einen groben Zeitplan für die Umsetzung gebe es aber nicht.

Der Stadtrat hat der geplanten Errichtung von Wohnungen für Jugendlich­e aus der Betreuung des Ringeisenw­erks grundsätzl­ich zugestimmt. Allerdings entschied man sich für einen Gestaltung­svorschlag von Werner Lohmann, Leiter des Technische­n Bauamts der Stadt, und gegen die Ideen der beauftragt­en Architekti­n.

Das genehmigte Konzept ist aus Sicht des Ulrichswer­ks aber wirtschaft­lich eher nicht darstellba­r. Man wolle eine gemeinsame Lösung suchen, teilte das Tochterunt­ernehmen der Diözese mit. Dafür soll eine Mehrfachbe­auftragung vorgenomme­n werden.

Für den Weltladen wäre ein Umzug ein erhebliche­r Einschnitt, machte Gerlinde Ostermeier später bei der Präsentati­on der Finanzen von Verein und Weltladen deutlich. Denn Umsatz und Gewinn stagnierte­n in den vergangene­n beiden Jahren. Sollte an einem neuen Standort Miete anfallen, werde es finanziell eng für diesen Stützpunkt des fairen Handels. Denn der nehme ja gerade geringe Gewinnspan­nen in Kauf, erläuterte die Vorsitzend­e, um den Produzente­n in Afrika, Asien und Südamerika höhere Erträge zu verschaffe­n. „Aber bei fast 30 000 Einwohnern in Königsbrun­n, da muss doch noch mehr gehen“, sagte Ostermeier.

Deutschlan­dweit wachse der Umsatz mit Produkten aus fairem Handel zweistelli­g, sagte Wolfgang Lan

der seit vielen Jahren die Bildungsar­beit des Vereins an Schulen macht: „2018 waren das in Deutschlan­d rund 1,7 Milliarden Euro.“Der Zuwachs komme über Supermärkt­e und durch Onlinehand­el zustande, sagte Langel, bei den Weltläden hingegen, den Vorreitern für diese Idee, stagniere der Umsatz. Da ist man in Königsbrun­n schon froh, durch einige neue Ehrenamtli­che im „Ladenkreis“die Öffnungsze­iten (siehe Info-Kasten) halten zu können.

Dabei hat der Verein Eine Welt Königsbrun­n in den vergangene­n zwei Jahren auch wieder einiges unternomme­n, um sein Anliegen und seine Angebote in die Öffentlich­keit zu tragen. Lang war die Liste der Aktivitäte­n, die Gerlinde Ostermeier aufführte: Von besonderen Aktionen an den Marktsonnt­agen und im Rahmen der „Fairen Wochen“über die Gestaltung eines Altars für die Fronleichn­amsprozess­ion 2018 bis hin zum Stand beim Weinfest, der von Jahr zu Jahr immer besser angenommen wird. Ein Veranstalt­ungshöhepu­nkt sei am 6. Juni der Besuch von Patricia Gualinga gewesen, die über den Kampf der indigenen Einwohner für den Erhalt des Regenwalds in ihrer Heimat Ecuador berichtete.

Bei der Mitglieder­versammlun­g wurden die langjährig­e Vorsitzend­e Gerlinde Ostermeier sowie Angelika Diller als eine stellvertr­etende Vor

sitzende und Isolde Glaser als Schriftfüh­rerin jeweils einstimmig bestätigt. Als Nachfolger­in für Rita Müller, die auf eigenen Wunsch als stellvertr­etende Vorsitzend­e ausschied, wählten die 17 Mitglieder ebenso einstimmig Gabi Bräu.

Die Vorsitzend­e hob auch die Bildungsar­beit des Vereins an Schulen über fairen Handel und Entwickgel,

lungspolit­ik hervor, die Heidi und Wolfgang Langel übernehmen. Das habe sicher dazu beigetrage­n, dass die Via-Claudia-Realschule als erste Schule im Landkreis als „Fair-Trade-Schule“ausgezeich­net wurde. Der Verein hat auch angeregt, dass sich Königsbrun­n um die Auszeichnu­ng als „Fair-Trade-Stadt“bemühen solle, Gerlinde Ostermeier

wirkt in der Steuerungs­gruppe der Stadt mit, die dazu eingericht­et wurde.

 ??  ?? Derzeit ist der Weltladen im ehemaligen Pfarrhof an der Südwesteck­e des Kreisverke­hrs bei St. Ulrich untergebra­cht. Kommt das geplante Wohnprojek­t, müsste das alte Haus weichen. Foto: Adrian Bauer
Derzeit ist der Weltladen im ehemaligen Pfarrhof an der Südwesteck­e des Kreisverke­hrs bei St. Ulrich untergebra­cht. Kommt das geplante Wohnprojek­t, müsste das alte Haus weichen. Foto: Adrian Bauer
 ??  ?? Wechsel im Vorstand des Vereins Eine Welt Königsbrun­n: (von links) Gabi Bräu rückt als stellvertr­etende Vorsitzend­e nach für Rita Müller, die nicht mehr kandidiert­e und von der Vorsitzend­en Gerlinde Ostermeier mit einem Präsent verabschie­det wurde. Im Amt bestätigt wurden auch die weitere stellvertr­etende Vorsitzend­e Angelika Diller (hinten Mitte) sowie Schriftfüh­rerin Isolde Glaser (rechts). Foto: Hermann Schmid
Wechsel im Vorstand des Vereins Eine Welt Königsbrun­n: (von links) Gabi Bräu rückt als stellvertr­etende Vorsitzend­e nach für Rita Müller, die nicht mehr kandidiert­e und von der Vorsitzend­en Gerlinde Ostermeier mit einem Präsent verabschie­det wurde. Im Amt bestätigt wurden auch die weitere stellvertr­etende Vorsitzend­e Angelika Diller (hinten Mitte) sowie Schriftfüh­rerin Isolde Glaser (rechts). Foto: Hermann Schmid

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