Der Weltladen bleibt offen, bis die Bagger anrollen
Projekt Der Verein Eine Welt Königsbrunn trägt den Fair-Trade-Gedanken aktiv und ideenreich in die Stadtgesellschaft. Umsatz und Gewinn stagnieren dennoch seit zwei Jahren. Und über allem hängt die Sorge vor einem drohenden Umzug
Königsbrunn Ein bewährtes Team wird den Verein Eine Welt Königsbrunn, den Träger des Weltladens, in den kommenden vier Jahren führen. Deutlich weniger Klarheit gab es allerdings bei der Perspektive für die künftigen Räume des Weltladens.
Schon seit einigen Jahren verfolgt die katholische Kirchenstiftung St. Ulrich den Plan, den alten Pfarrhof gegenüber der Kirche abreißen zu lassen, in dem seit über 30 Jahren der Weltladen kostenfrei einquartiert ist. Doch die Entscheidung über einen Neubau, den das Ulrichswerk der Diözese dort errichten soll, zieht sich hin. Bei der Versammlung erfuhren die Mitglieder, dass die Kirchenstiftung seit dem Frühjahr keine neuen Informationen vom Ulrichswerk erhalten hat. „Wir ziehen halt aus, wenn die Bagger vor der Tür stehen“, stellte Gerlinde Ostermeier lakonisch fest. Ein neues Domizil steht noch nicht fest.
Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte das Ulrichswerk mit, dass man derzeit keinen Termindruck habe. Im nächsten Jahr werde man sich mit dem Projekt befassen, einen groben Zeitplan für die Umsetzung gebe es aber nicht.
Der Stadtrat hat der geplanten Errichtung von Wohnungen für Jugendliche aus der Betreuung des Ringeisenwerks grundsätzlich zugestimmt. Allerdings entschied man sich für einen Gestaltungsvorschlag von Werner Lohmann, Leiter des Technischen Bauamts der Stadt, und gegen die Ideen der beauftragten Architektin.
Das genehmigte Konzept ist aus Sicht des Ulrichswerks aber wirtschaftlich eher nicht darstellbar. Man wolle eine gemeinsame Lösung suchen, teilte das Tochterunternehmen der Diözese mit. Dafür soll eine Mehrfachbeauftragung vorgenommen werden.
Für den Weltladen wäre ein Umzug ein erheblicher Einschnitt, machte Gerlinde Ostermeier später bei der Präsentation der Finanzen von Verein und Weltladen deutlich. Denn Umsatz und Gewinn stagnierten in den vergangenen beiden Jahren. Sollte an einem neuen Standort Miete anfallen, werde es finanziell eng für diesen Stützpunkt des fairen Handels. Denn der nehme ja gerade geringe Gewinnspannen in Kauf, erläuterte die Vorsitzende, um den Produzenten in Afrika, Asien und Südamerika höhere Erträge zu verschaffen. „Aber bei fast 30 000 Einwohnern in Königsbrunn, da muss doch noch mehr gehen“, sagte Ostermeier.
Deutschlandweit wachse der Umsatz mit Produkten aus fairem Handel zweistellig, sagte Wolfgang Lan
der seit vielen Jahren die Bildungsarbeit des Vereins an Schulen macht: „2018 waren das in Deutschland rund 1,7 Milliarden Euro.“Der Zuwachs komme über Supermärkte und durch Onlinehandel zustande, sagte Langel, bei den Weltläden hingegen, den Vorreitern für diese Idee, stagniere der Umsatz. Da ist man in Königsbrunn schon froh, durch einige neue Ehrenamtliche im „Ladenkreis“die Öffnungszeiten (siehe Info-Kasten) halten zu können.
Dabei hat der Verein Eine Welt Königsbrunn in den vergangenen zwei Jahren auch wieder einiges unternommen, um sein Anliegen und seine Angebote in die Öffentlichkeit zu tragen. Lang war die Liste der Aktivitäten, die Gerlinde Ostermeier aufführte: Von besonderen Aktionen an den Marktsonntagen und im Rahmen der „Fairen Wochen“über die Gestaltung eines Altars für die Fronleichnamsprozession 2018 bis hin zum Stand beim Weinfest, der von Jahr zu Jahr immer besser angenommen wird. Ein Veranstaltungshöhepunkt sei am 6. Juni der Besuch von Patricia Gualinga gewesen, die über den Kampf der indigenen Einwohner für den Erhalt des Regenwalds in ihrer Heimat Ecuador berichtete.
Bei der Mitgliederversammlung wurden die langjährige Vorsitzende Gerlinde Ostermeier sowie Angelika Diller als eine stellvertretende Vor
sitzende und Isolde Glaser als Schriftführerin jeweils einstimmig bestätigt. Als Nachfolgerin für Rita Müller, die auf eigenen Wunsch als stellvertretende Vorsitzende ausschied, wählten die 17 Mitglieder ebenso einstimmig Gabi Bräu.
Die Vorsitzende hob auch die Bildungsarbeit des Vereins an Schulen über fairen Handel und Entwickgel,
lungspolitik hervor, die Heidi und Wolfgang Langel übernehmen. Das habe sicher dazu beigetragen, dass die Via-Claudia-Realschule als erste Schule im Landkreis als „Fair-Trade-Schule“ausgezeichnet wurde. Der Verein hat auch angeregt, dass sich Königsbrunn um die Auszeichnung als „Fair-Trade-Stadt“bemühen solle, Gerlinde Ostermeier
wirkt in der Steuerungsgruppe der Stadt mit, die dazu eingerichtet wurde.