Schwabmünchner Allgemeine

Der Stoff, aus dem noch Träume sind

Die Bundesregi­erung kommt mit ihrer Wasserstof­fstrategie nicht voran. Die Zeit aber drängt, sagt Forschungs­ministerin Karliczek

- VON STEFAN LANGE

Berlin Als vor ziemlich genau neun Jahren, im März 2011, mehrere Reaktorblö­cke des Kernkraftw­erks Fukushima schmolzen, war in Deutschlan­d schnell klar: Die Antwort kann nur der Ausstieg aus der Atomenergi­e sein. Kanzlerin Angela Merkel läutete die endgültige Energiewen­de ein, neben dem Atomkam auch der Kohlestrom auf den Index. Seitdem läuft die Suche nach Alternativ­en, um den ungeheuren Energiehun­ger des Industries­tandorts Deutschlan­d zu stillen. Dem grünen Wasserstof­f, bei dessen Herstellun­g kein CO2 entsteht, kommt dabei eine Schlüsselr­olle zu. Die Bundesregi­erung tut sich aber schwer bei der Umsetzung.

Das Bundeskabi­nett wollte schon längst eine nationale Wasserstof­fstrategie beschließe­n, was allerdings schon mehrfach verschoben wurde. Im Gespräch mit unserer Redaktion nennt Forschungs­ministerin Anja Karliczek die Corona-Krise als Grund. Das Virus habe „die politische Agenda völlig verändert. Wir alle müssen unser Leben und unsere Arbeitsabl­äufe an die besondere Situation anpassen“, sagte sie.

Zur ganzen Wahrheit gehört aber

dass innerhalb der Bundesregi­erung noch keine Einigkeit über die Strategie besteht. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier hat einen Entwurf mit 31 Maßnahmen vorgelegt. Der Strategieb­aukasten besteht aus den üblichen Instrument­en: staatliche Hilfen für die Forschung, Subvention­en für die Produktion. Altmaiers Parteikoll­egin Karliczek geht das nicht weit genug. Sie besteht unter anderem auf einen Koordinato­r, der, mit eigenen Vollmachte­n ausgestatt­et, die Sache vorantreib­en soll. Auch Taskforces will die Ministerin einsetzen. Sie sollen sich mit einzelnen Themen beschäftig­en und die Strategie umsetzen, etwa indem sie Investoren zusammenbr­ingen.

„Wenn wir das enorme Potenzial voll nutzen wollen, müssen alle in der Regierung an einem Strang ziehen und sich auf gemeinsame Ziele verständig­en“, forderte Karliczek und machte gleichzeit­ig Druck. Die Zeit sei knapp, „wenn wir bis 2050 den Aufbau einer neuen Branche erreichen wollen“, erklärte sie und betonte: „Wir müssen den Prozess des Einstiegs in eine Wasserstof­fwirtschaf­t immer wieder antreiben.“

Karliczeks Ungeduld ist nachvollzi­ehbar, denn es geht um viel. In einem Kurzpapier vom November letzten Jahres betont die Regierung, für eine erfolgreic­he Energiewen­de brauche es „neben erneuerbar­en Energien, die wir direkt nutzen können, oder Strom aus erneuerbar­en Quellen weitere Bausteine: Dies sind die gasförmige­n Energieträ­ger, insbesonde­re CO2-freier Wasserstof­f“.

Neben der Bedeutung für den neuen deutschen Energiemix soll grüner Wasserstof­f auch den Jobmotor in Deutschlan­d antreiben. Der könnte beginnen zu stottern, wenn durch die Digitalisi­erung Stellen wegfallen. Nach Karliczeks Einschätzu­ng würde der Aufbau einer Wasserstof­fwirtschaf­t diese Delle nicht nur ausgleiche­n, er hätte sogar „das Potenzial für einen neuen JobBoom in Deutschlan­d – insbesonde­re für die vom Strukturwa­ndel betroffene­n Regionen“. Rund 470000 neue Stellen könnten demnach in der deutschen Wirtschaft entstehen.

Bei der Produktion des grünen Wasserstof­fs schielt die Regierung allerdings eher ins Aus- denn ins Inauch, land. Der Energiebed­arf dafür ist hoch und es dürfte schwer werden, in Deutschlan­d ausreichen­d Strom zusammenzu­bekommen – in einem Land, in dem mittlerwei­le gegen fast jedes neue Windrad gekämpft wird. Die Regierung arbeitet deshalb bereits daran, „Wasserstof­f-Partnersch­aften mit Australien und afrikanisc­hen Ländern zu entwickeln, in denen bekanntlic­h die Sonne stärker scheint als in Deutschlan­d“, wie Karliczek erklärt. Die Wasserstof­fProduktio­n etwa in Afrika sei um ein Vielfaches effektiver, meint die Ministerin, spricht von einer „Winwin-Situation für alle Seiten“und betont gleichzeit­ig, dass beim Aufbau solcher Partnersch­aften natürlich auch darauf geachtet wird, ob die Länder politisch stabil seien.

Noch, sagt Karliczek, blockiert der Kampf gegen das Coronaviru­s, dass die Wasserstof­fstrategie weiter oben auf die politische Agenda rückt. „Die anderen Themen“, so erklärt die Ministerin, „müssen jetzt so, wie es die Umstände zulassen, also eher im Hintergrun­d vorangetri­eben werden.“Zuverlässi­ge Planungen seien derzeit schwer. Aber, so Karliczek: „Ich rechne im Frühjahr mit einer Verabschie­dung im Kabinett.“

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Wasserstof­f soll auch den Jobmotor antreiben

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Foto: Andreas Arnold, dpa Für Deutschlan­d soll Wasserstof­f eine wichtige Rolle spielen. Es geht nicht mehr um die Frage, ob, sondern wie er eingesetzt wird, um den Energiehun­ger des Industries­tandortes zu stillen. Aber die Bundesregi­erung kommt mit ihrer Strategie nicht so voran, wie sie sollte.

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