Mein Kind sucht sich die falschen Freunde
Bei der Auswahl der Freunde kann ja jeder mal irren. Auch das eigene Kind. Dann entpuppt sich der lustige Klassenkamerad, der stets im Mittelpunkt steht, vielleicht nach einigen Wochen als unzuverlässiger Freund, der den einen Bewunderer gegen den nächsten austauscht. Das tut weh, ist aber noch kein Drama. Was aber, wenn das kein Einzelfall ist und das eigene Kind einen fatalen Hang zu Freunden hat, die ihm nicht guttun? Wie helfe ich meinem Kind dabei, die richtigen Freunde zu finden?
Meine Tochter fragt manchmal, was ich an ihrer Freundin XY mag und was nicht? Ich sage ihr das dann ganz ehrlich, ohne das andere Kind bloßzustellen. Das klingt dann in etwa so: Ich würde es nicht mögen, wenn meine Freundin mir immer Befehle gibt und mich herumkommandieren würde … Das lass ich dann auch so im Raum stehen. Je mehr ich gegen eine Freundin meiner Tochter bin, desto mehr will sie mit der zusammenstecken. Und einmal habe ich auch eine Gegenstrategie angewendet: Ich
habe das Mädel so oft zu uns eingeladen, bis es selbst meiner Tochter zu blöd wurde, in ihrem eigenen Zuhause von ihrer Freundin herumkommandiert zu werden. Ilona, Bankerin, eine Tochter (7), ein Sohn (12)
Es bringt auf jeden Fall nichts zu sagen: „Das ist kein Freund für dich, der tut dir nicht gut.“Ich denke, dadurch bewirkt man das Gegenteil. Wie bei eigentlich allen Erziehungsfragen finde ich Selbsterkenntnis wichtig. Man sollte sein Kind daher eher fragen, was ihm in einer Freundschaft eigentlich wichtig ist? Welche Charakterzüge es gut findet? Was es bisher an seinen Freunden toll fand und was nicht? Und anschließend definieren, was für einen selbst Freundschaft bedeute, Beispiele aus dem eigenen Leben bringen, wann man Freunde gebraucht hat und ob diese da waren. Diana, Unternehmerin, zwei Söhne (12 und 15)
Grundsätzlich: Freundschaft ist die erste freiwillige Beziehung eines Menschen.
Diese Freiheit haben unsere Kinder. Aber ein bisschen kann man die Weichen ruhig stellen: Früh genug das Umfeld beobachten und dann den Kontakt organisieren, wenn das Kind jung ist, und zwar so, dass es keiner merkt (zum Beispiel Treffen mit Müttern sympathischer Kandidaten). Das funktioniert erstaunlich gut, darf aber niemals kommuniziert werden! Ansonsten gilt die Maxime, die uns immer am schwersten fällt: Aushalten! Es macht Kinder nicht stärker, wenn man ihre Krisen und Erfahrungen verhindert. Andrea,Geschäftsfrau, drei Töchter (19, 20 und 22)