Soziale Netzwerke – ein alter Hut!
Schon vor zehntausenden von Jahren haben Menschen soziale Netzwerke über hunderte Kilometer gepflegt. Das schließt ein internationales Forscherteam aus der Analyse von Schmuck aus Straußeneiern, der im Hochland von Lesotho im südlichen Afrika gefunden wurde. Strontiumisotopen-Analysen zeigen, dass die Strauße, von denen die Eier stammen, teilweise mindestens 300 Kilometer entfernt gelebt haben müssen.
„Der Austausch von materieller Kultur kennzeichnet alle heutigen Gesellschaften“, schreibt das Team um Brian Stewart von der University of Michigan in Ann Arbor in den
Proceedings der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). In der Evolution des Menschen bedeute der Austausch symbolischen Schmucks einen besonderen Schritt. Dies festige für Wildbeuter soziale Verbindungen zu anderen Gruppen und minimiere somit Risiken etwa im Fall von Lebensmittelknappheit oder Klimaschwankungen. Berühmt ist das gegenseitige Tauschsystem Hxaro, mit dem Bewohner der Kalahari-Wüste ihre sozialen Beziehungen über Entfernungen von mehr als 100 Kilometern pflegen.
Der älteste Schmuck aus Straußeneiern ist nach derzeitigem Kenntnisstand 40 000 bis 50 000 Jahre alt. Die Forscher analysierten Ringe, die bis zu 33000 Jahre alt sind und in etwa 1800 Metern Höhe in den Maloti-Drakensbergen im Hochland von Lesotho entdeckt wurden. Da Strauße in dieser bergigen Region weder heute noch damals lebten, gehen die Forscher davon aus, dass der Schmuck importiert wurde. Die Isotopenanalyse von 27 Fundstücken ergab, dass der Großteil der Funde aus mindestens 110 Kilometern Entfernung stammen musste. Drei davon kommen demnach aus einer Distanz zwischen 326 und 1000 Kilometern. Die Vernetzung mit anderen Gruppen über solche Distanzen ermöglichte Jägern und Sammlern Zugang zu anderen Naturräumen, so Stewart. Dies sei insbesondere für Bewohner der trockenen Binnenregionen des südlichen Kontinents wichtig – vor allem in Zeiten klimatischer Veränderungen.
Walter Willems