Schwabmünchner Allgemeine

Die Stichwahl in Bobingen

Bobingen will den Wechsel: Klaus Förster (CSU) setzt sich überrasche­nd deutlich gegen den Amtsinhabe­r Bernd Müller (SPD) durch, der nach 24 Jahren seinen Schreibtis­ch räumen muss

- VON MAXIMILIAN CZYSZ UND ELMAR KNÖCHEL

Spannendes Finale der Kommunalwa­hl 2020: Wer in Bobingen die Stichwahl gewonnen hat und künftig im Rathaus das Sagen hat, lesen Sie heute auf

Bobingen Einen Handschlag wie vor sechs Jahren gab es gestern Abend nicht: In Corona-Zeiten hielten Bernd Müller und Klaus Förster Abstand, als sie den Wahlabend verfolgten. Der endete mit einer faustdicke­n Überraschu­ng: Die Bobinger wollen den Wechsel und entlassen Bernd Müller (SPD) nach 24 Jahren aus dem Amt. Er holte bei der Stichwahl 43,9 Prozent der Stimmen. Besser war Klaus Förster (CSU) mit 56,1 Prozent. Der 51-Jährige wollte schon vor sechs Jahren Bürgermeis­ter werden.

„Ich bin vor sechs Jahren angetreten, aber nicht, um bei einer Wahlnieder­lage wieder zu verschwind­en, sondern um mich voll und ganz hier einzubring­en. Ich denke, das haben die Bobinger nun honoriert“, sagte Förster gestern Abend. „Gerade in den Stadtteile­n habe ich viele Gespräche mit Bürgern geführt. Viele haben bestimmt gemerkt, dass ich einer von ihnen bin. Ich glaube auch, dass die Menschen in Bobingen nach der langen Amtszeit von Bernd Müller einfach auch für etwas frischen Wind sorgen wollten.“

Der Sieger zollte dem Verlierer trotzdem Respekt. Förster: „Bernd Müller hat in seiner langen Amtszeit einen guten Job gemacht. Und politisch lagen wir in unseren Ansichten oftmals gar nicht so weit auseinande­r.“Bernd Müller gratuliert­e Förster und sagte: „Ich wünsche ihm eine gute Hand für Bobingen. Ich denke, dass ich für Bobingen in den vergangene­n 24 Jahren einen guten Job gemacht habe. Bobingen steht heute wesentlich besser da als bei meiner Amtsüberna­hme.“Woran es gelegen hat, dass er abgewählt wurde? „Was die Ursachen für das für mich unbefriedi­gende Ergebnis waren, lässt sich im Moment schwer beurteilen. 24 Jahre waren eine lange Zeit, in der ich für Bobingen und seine Bürger tätig sein durfte.“Müller will sich erst mit seinen Kollegen von der SPD besprechen und dann entscheide­n, ob er weiterhin dem Bobinger Stadtrat angehören wird.

● Das Duell Vor sechs Jahren hängte Bernd Müller seinen Herausford­erer Klaus Förster deutlich ab: Im ersten Wahlgang erreichte der SPDPolitik­er knapp 60 Prozent. Müller fuhr damit sein bestes Ergebnis seit der ersten Wahl 1996 ein. Im Rathaus hatte damals niemand mit den klaren Verhältnis­sen gerechnet, zumal es schon 2008 ein Kopf-anKopf-Rennen gegeben hatte: Müller musste sich gegen den CSU-Bewerber Stefan Buck aus Gersthofen behaupten. Mit 51 Prozent holte der SPD-Kandidat knapp die absolute Mehrheit und musste nicht in die Stichwahl. Vor zwei Wochen hatte Bernd Müller noch knapp mehr Stimmen als Förster. Um genau zu sein: 159 Stimmen waren es. Ein anderer Kandidat im Rennen um das Bürgermeis­teramt holte derweil ein starkes Ergebnis: Michael Ammer von der Freien Bürger-Union schaffte 25,1 Prozent. Etwas abgeschlag­en rangierte der erst 25-jährige Kandidat der Grünen, Lukas Geirhos. Er holte 7,3 Prozent der Stimmen.

● Die Tendenz Nach den ersten ausgezählt­en Briefwahlb­ezirken wurde gestern Abend deutlich: Förster liegt vor Müller. Nach über drei Stunden stand das vorläufige Wahlergebn­is fest.

● Die Wahlbeteil­igung Sie lag vor zwei Wochen, als noch vier Kandidaten im Rennen waren, bei 58,1 Prozent (2014: 58,2 %). Jetzt wollten es 68 Prozent der Wahlberech­tigten wissen – das ist ein Gradmesser für ein sehr großes Interesse am Duell Müller-Förster.

● Die Panne Vor sechs Jahren war es ein verschwind­end geringer Anteil: 44 der insgesamt 7470 abgegeben Stimmzette­l waren ungültig. Bei der gestrigen Stichwahl waren es mehr als doppelt so viele. Gestern Abend ließ sich nicht klären, ob die hohe Zahl eine direkte Folge der Panne war, die das Wahlamt am Donnerstag bekannt gegeben hatte. Denn offenbar war beim Vorbereite­n der Briefwahlu­nterlagen vereinzelt vergessen worden, die weißen Umschläge beizulegen. In sie müssen die Wähler ihre ausgefüllt­en Stimmzette­l legen. Sie bleiben bis zuletzt verschloss­en. Das Wahlamt hatte alle Betroffene­n gebeten, sich schnellste­ns zu melden.

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Foto: Norbert Staub Er hat’s geschafft: Klaus Förster (CSU) gewann die Stichwahl gegen Bernd Müller (SPD).
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Foto: Pitt Schurian Aug’ in Aug’ vor sechs Jahren: Damals setzte sich Bernd Müller (links) noch klar im ersten Wahlgang gegen Klaus Förster durch.

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