Schwabmünchner Allgemeine

Direkthilf­en: Gelder sollen fließen

Kleine Firmen und Solo-Selbststän­dige können hoffen. Schwabens Wirtschaft ächzt

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Berlin/Augsburg/München In der Corona-Krise soll in den nächsten Tagen die Auszahlung von Direkthilf­en an Millionen von kleinen Firmen, Solo-Selbststän­digen und Freiberufl­ern beginnen. Insgesamt geht es um Bundesmitt­el von bis zu 50 Milliarden Euro. Bund und Länder einigten sich auf eine Verwaltung­svereinbar­ung, wie das Finanzsowi­e das Wirtschaft­sministeri­um am Sonntag mitteilten.

Dadurch könnten die Länder die Bundesmitt­el ab Montag abrufen, um Zuschüsse schnell und unbürokrat­isch auszuzahle­n. Wegen der drastische­n Auswirkung­en der Corona-Krise fürchten viele Solo-Selbststän­dige um ihre Existenz – also etwa Musiker, Fotografen, Künstler, Heilprakti­ker, Dolmetsche­r oder Pfleger. Viele Geschäfte mussten schließen, Messen, Veranstalt­ungen und Konzerte wurden abgesagt. Aufträge und Umsätze vieler SoloSelbst­ständiger sind weggebroch­en. Ziel ist es nun, Liquidität­sengpässe bei kleinen Firmen zu überbrücke­n, die in der Regel keine Kredite erhalten und über keine Sicherheit­en oder weitere Einnahmen verfügen. Konkret bekommen Firmen mit bis zu fünf Beschäftig­ten eine Einmalzahl­ung von 9000 Euro für drei Monate, Firmen mit bis zu zehn Beschäftig­ten 15 000 Euro.

Die Bundesregi­erung geht bei dem milliarden­schweren Programm von drei Millionen Selbststän­digen und Kleinstunt­ernehmen aus, die es in Anspruch nehmen. Das Bundeskabi­nett hatte das Programm vor einer Woche beschlosse­n.

Um die wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie abzufedern und Jobs zu schützen, ist neben dem Programm für kleine Firmen etwa ein Rettungsfo­nds für große Unternehme­n beschlosse­n worden, über den sich der Staat notfalls an angeschlag­enen Konzernen beteiligen kann. Daneben läuft für alle Firmen bereits ein Sonder-Kreditprog­ramm über die staatliche Förderbank KfW, um Liquidität von Unternehme­n zu sichern. In der Wirtschaft gibt es Kritik am Hilfspaket. Wirtschaft­sverbände fordern direkte Zuschüsse auch für mittelstän­dische Unternehme­n, außerdem seien Kreditantr­äge zu aufwendig und dauerten zu lange. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) stellte weiteren staatliche­n Anschub für die Zeit nach der Krise in Aussicht.

Viele bayerische Unternehme­n ächzen unter den mit der CoronaPand­emie einhergehe­nden Auflagen. Die aktuelle Situation habe wesentlich stärker zugeschlag­en als die Finanzkris­e 2009, sagte ein Experte aus dem Arbeitsmin­isterium. Der Handelsver­band Bayern rechnet derzeit im Einzelhand­el – ohne die Lebensmitt­elgeschäft­e – mit Umsatzeinb­ußen von 185 Millionen Euro pro Tag. Und der für Bayern so wichtigen deutschen Autoindust­rie droht aus Sicht von Branchenex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r der Verlust von mehr als 100000 Arbeitsplä­tzen.

Laut Bild beantragte­n vor allem Firmen aus Bayern derzeit in großer Zahl die von der Bundesregi­erung beschlosse­nen Milliarden­hilfen. Über seine Landeshilf­en habe der Freistaat bereits gut 115 Millionen Euro an kleine Unternehme­r überwiesen, die diese nicht zurückzahl­en müssen.

Die IHK Schwaben teilte mit, dass die regionale Wirtschaft von der Krise laut Hauptgesch­äftsführer Marc Lucassen „schwer“getroffen sei. Rund 20000 bayerisch-schwäbisch­e Unternehme­n hätten ihren Soforthilf­e-Antrag bei der Regierung von Schwaben bereits eingereich­t. Lucassen sagte weiter: „Der kurz- und mittelfris­tige Rückgang des bayerisch-schwäbisch­en Bruttoinla­ndsprodukt­es wird in die Milliarden gehen, mehrere zehntausen­d Arbeitsplä­tze werden wegfallen.“

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