Schwabmünchner Allgemeine

Vom Störenfrie­d zum Sorgenkind

Der große Bruder des knuddelige­n Haustiers kämpft ums Überleben in Wiesen und Feldern. Woran es dem Nager im Freistaat mangelt – und was dagegen getan werden kann

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Würzburg In weiten Teilen Deutschlan­ds ist der Feldhamste­r völlig verschwund­en, auch in Bayern. Der Nager, der sich vor allem in Getreidefe­ldern wohlfühlt, galt lange als Schädling. Nun steht er auf der Roten Liste der bedrohten Säugetiere und kämpft ums Überleben. Wie das Landesamt für Umwelt mitteilte, haben die Feldhamste­r in Unterund Mittelfran­ken ihre letzten Rückzugsge­biete gefunden. Speziell in den Landkreise­n Kitzingen, Schweinfur­t, Main-Spessart, Würzburg und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Obwohl die Umweltbehö­rden keine genauen Zahlen nennen können, gehen sie von weiter schrumpfen­den Population­en aus. Viele Gebiete seien nicht mehr permanent besiedelt. In Schwaben gilt er als ausgestorb­en.

Der Rückgang der Feldhamste­rBestände hat den Angaben nach mehrere Ursachen. Neben der Zerschneid­ung von Lebensräum­en durch neue Straßen und Häuser ist für die Kulturland­stiftung Bayern vor allem die Intensivie­rung der Landwirtsc­haft schuld an der Entwicklun­g. Immer weniger Felder liegen brach, die Ernte geht viel schneller. Dadurch fehlt den Tieren wichtige Zeit, um Vorräte zu sammeln. Die natürliche­n Feinde des Feldhamste­rs spielen auch eine entscheide­nde Rolle: In der Nähe von Wohngebiet­en fühlen sich Füchse sehr wohl, Hauskatzen machen ebenfalls Jagd auf den bedrohten Nager.

Das Landesamt für Umwelt hatte 2002 ein Hilfsprogr­amm erstellt, um diesem Trend entgegenzu­wirken. Landwirte bekommen Subvention­en, wenn sie Schutzmaßn­ahmen vornehmen: Zum Beispiel werden

auf den Feldern stehen gelassen, die als Lebensraum für die Hamster dienen. Dort haben sie genügend Futter und Deckung. Aktuell nehmen den Angaben zufolge 81 Landwirte an diesem Programm teil und leisten damit einen essenziell­en Beitrag für die Erhaltung der aktuellen Feldhamste­rpopulatio­n. Diese Maßnahme lässt sich der Freistaat demnach 250 000 Euro im Jahr kosten.

Das seit 2015 geltende bayerische

Kulturland­schaftspro­gramm setzt darüber hinaus Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Artenvielf­alt: Altgrasstr­eifen, eine weniger intensive Bewirtscha­ftung der Flächen und eine Erhaltung von Blühwiesen schaffen Lebensräum­e für viele Tierarten – davon profitiert auch der Feldhamste­r. Trotz aller Unterstütz­ungen ist in den vergangene­n Jahren jedoch keine Trendwende erkennbar: Der Feldhamste­r ist vom Aussterben bedroht. LangfrisGe­treidestre­ifen tig werde er sich nur in den von der Politik geschützte­n Gebieten halten können, sind sich die Experten sicher.

Die Naturschut­zbehörde bei der Regierung von Unterfrank­en appelliert, dass der Umgang mit der Natur auf Nachhaltig­keit ausgericht­et werden muss: „Nur so können unsere Lebensgrun­dlagen erhalten werden. Der Feldhamste­r ist eine Zeigeart für den Zustand unserer Umwelt.“

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Foto: Jonas Haubrich/LANUV, dpa In Schwaben gilt der Feldhamste­r als ausgestorb­en, in Franken gibt es noch einzelne Rückzugsge­biete für die Nager. Doch die allein können den Rückgang der Bestände nicht aufhalten.

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